Norbert Nachtweih, ein bekannter ehemaliger Profi-Fußballer, hat seinen Lebensweg in der Biografie „Zwischen zwei Welten“ festgehalten. Als DDR-Flüchtling, der 1976 seine Flucht in den Westen wagte, verknüpft er die Geschichte des deutschen Fußballs mit seiner eigenen. Der 67-Jährige lebt heute im Rhein-Main-Gebiet, konkret in Liederbach am Taunus, fühlt sich jedoch weiterhin stark mit seiner Herkunft aus der ehemaligen DDR verbunden.
Mit 2000 D-Mark pro Monat startete Nachtweih, begleitet von Torhüter Jürgen Pahl, seine Karriere in Frankfurt. Die Ansiedlung in Deutschland verlief nicht einfach. „Ein Zimmer am Riederwald, da standen nur zwei Betten und ein Tisch. Das Leben war einfach, aber für uns war es ein neuer Anfang“, erinnert sich Nachtweih. Es gab weder Fernseher noch Radio, lediglich die Basis-Ausstattung zur Verfügung. Diese schlichte Unterkunft stellt die Fußballromantik vergangener Tage dar.
Die Flucht und die ersten Schritte in den Westen
Norbert Nachtweih wagte zusammen mit Jürgen Pahl die erste Republikflucht von DDR-Profifußballern. Ihre Flucht wurde durch die Unterstützung des FDP-Politikers und Eintracht-Verwaltungsratsmitglieds Wolfgang Mischnick ermöglicht. Dank Mischnick gelangten sie schnell nach Frankfurt und trainierten bereits Kurz nach ihrer Ankunft mit der zweiten Mannschaft der Eintracht. Der erste Tag war überwältigend: „Wir durften neben großen Stars wie Grabowski, Nickel und Hölzenbein trainieren. Es war eine aufregende und neuartige Welt für uns“, so Nachtweih.
Die Umstellung von der DDR zur Bundesrepublik stellte eine der größten Herausforderungen dar. „Die Bars, Kneipen und das Rotlichtviertel waren für uns Neuland“, beschreibt er die kulturellen Unterschiede. Diese Erfahrungen prägten nicht nur sein Fußballspiel, sondern auch sein gesamtes Leben.
Nachtweihs Weg führte ihn schließlich zur Europapokalsaison 1979/80, in der er die Möglichkeit bekam, seine Familie für die erste Zeit nach der Flucht zu sehen. „Die Eintracht hatte alles organisiert. Sie buchten und bezahlten die Zimmer für meine Familie, ohne dass wir es beantragen mussten“, erklärt er gerührt. Für Nachtweih war dieser Moment von großer emotionaler Bedeutung, nachdem er so lange von seinen Angehörigen getrennt war.
Rückblick in die Vergangenheit
Der Blick auf sein Leben blieb für Nachtweih stets kompliziert. Erst Anfang 2023 begann er, seine 875 Seiten umfassende Stasiakte zu studieren. „Ich habe nie wirklich über mein Leben nachgedacht. Der Blick zurück fiel mir schwer. Doch jetzt, mit all diesen Informationen, wird mir vieles klar“, erklärt er. Die Ereignisse aus dieser Zeit, wie der Einbruch der Stasi in seine Wohnung, werden nun in seinem Buch beleuchtet.
Mit dem Schreiben hat sich Nachtweih intensiv mit seinem Leben auseinandergesetzt. Es ist eine unglaubliche Reise vom Spieler in der DDR zum erfolgreichen Profi im Westen, die er in seinem Buch eindrucksvoll festhält. Seine Erlebnisse, sein Struggle und die Erinnerungen an die ersten Schritte im westdeutschen Fußball sind nicht nur für Fußballfans von Bedeutung, sondern auch für alle, die an der deutsch-deutschen Geschichte interessiert sind.
„Zwischen zwei Welten“ bietet den Lesern nicht nur einen Blick in die Vergangenheit eines der faszinierendsten Kapitel der deutschen Fußballgeschichte, sondern auch tiefere Einblicke in das Leben eines Mannes, der trotz aller Widrigkeiten seine Identität und seine Wurzeln nie aufgegeben hat.
Das Buch „Zwischen zwei Welten“ von Norbert Nachtweih, erhältlich für 22 Euro, ist für Fußball- und Geschichtsinteressierte gleichermaßen ein absolutes Muss. Mehr Informationen zu diesem Thema finden sich in einem ausführlichen Artikel auf www.fr.de.