Eine einschneidende Neuerung steht bevor für das Allgäu, das bekannt ist für seine Gastfreundschaft und beeindruckende Landschaften. Bald wird die digitale Gästekarte als App auf den Smartphones der Urlauber verfügbar sein, was sowohl für die Gäste als auch für die über 8700 Gastgeber zahlreiche Vorteile mit sich bringt. Allerdings ziehen die Verantwortlichen nicht nur die Vorzüge, sondern auch Sorgen in Betracht, die mit dieser Umstellung einhergehen.
Gemäß Ulrich Hüttenrauch, Geschäftsführer der Allgäu-Walser-Service GmbH, müssen die Gastgeber sich dringend mit der neuen Technik auseinandersetzen. Während fast 6000 Mitarbeiter bereits für Schulungen angemeldet sind, ist die Anzahl der Betriebe, die von diesen Schulungen profitieren können, durch die Doppel- oder Mehrfachanmeldungen auf schätzungsweise nur 3000 Betriebe begrenzt. Dies könnte für viele Unterkunftsanbieter, insbesondere in der anstehenden Zwischensaison, problematisch werden.
Technische Umstellung am 12. November
Der entscheidende Zeitpunkt für diese Systemumstellung ist der 12. November. In dieser Nacht wird die alte Software abgeschaltet, was bedeutet, dass ohne die neue Technologie keine Meldescheine mehr ausgestellt oder Gästekarten aktiviert werden können. Dies betrifft nicht nur die Gastgeberbetriebe, sondern auch etwa 150 Vorteilspartner, die in das neue System integriert werden müssen. Hüttenrauch warnt davor, dass die noch in den Schubladen der Rezeption liegenden Gästekarten nach der Umstellung nicht mehr gültig sein werden. Auch das Busfahren, das für viele Gäste ein entscheidendes Element ihrer Reise darstellt, wird mit den herkömmlichen Karten nicht mehr möglich sein.
Die Herausforderung könnte im Dezember, wenn bis zu 100.000 Gäste in die Region reisen, besonders ausgeprägt sein. Die Allgäuer Gastgeber haben in der Regel um die 5000 technische Unterstützungsmöglichkeiten im Jahr, doch seltsamerweise könnten sie in der Hochsaison, wenn die Reisenden ankommen, nicht in der Lage sein, ihre Gäste korrekt anzumelden. Aus diesem Grund schätzt Hüttenrauch: "Da wird's uns Angst". Er zieht einen Vergleich heran und sagt: "Da wird es schwierig, wenn ein zu großer Eimer Wasser ins Waschbecken geschüttet wird, es ist wichtig, das langsam zu tun."
Vorteile für Gäste und Gastgeber
Die neue digitale Gästekarte wird es den Urlaubern ermöglichen, ihre Daten bereits vor oder während ihrer Anreise in der App einzugeben. Dies reduziert den Verwaltungsaufwand für die Vermieter erheblich. Zudem haben Gäste in Orten, die das "Gästeticket Bus und Bahn" anbieten, die Möglichkeit, den Nahverkehr kostenfrei in Anspruch zu nehmen, vorausgesetzt, sie haben sich vorher digital eingecheckt. Der QR-Code, der in der App generiert wird, ermöglicht diesen Service ohne zusätzliche physische Karten.
Die digitale Karte bleibt jedoch nicht auf das Smartphone beschränkt. Auch wenn Gäste kein Handy nutzen, können Vermieter nach wie vor Papierausdrucke der Gästekarten bereitstellen. Dies stellt sicher, dass niemand auf den Komfort verzichten muss, auch wenn er nicht mit modernster Technik ausgestattet ist. Darüber hinaus wird es den Bergbahnen, die weiterhin auf Chipkarten setzen, ermöglichen, ihren Gästen eine reibungslose Erfahrung zu bieten.
Ein weiterer positiver Aspekt dieser Umstellung betrifft auch die Einheimischen. Sie können die digitale Gästekarte kostenlos auf ihrem Handy erhalten und so von lokalen Angeboten und Rabatten in Freizeiteinrichtungen profitieren. Der neue "Daheim-Pass" wird nach dem Jahreswechsel eingeführt und könnte für viele Bürger von Interesse sein.
Die Schulungen für die neuen Systeme laufen bis Ende Oktober und stehen sowohl vor Ort als auch online zur Verfügung. Neben dem praktischen Lernen können sich die Vermieter auch über Schulungsvideos informieren. Diese Schulungen sind nicht verpflichtend, jedoch wird den Gastgebern geraten, sich aktiv mit den Neuerungen auseinanderzusetzen, um gut vorbereitet in die Wintersaison zu starten.
Die Umstellung auf die digitale Gästekarte ist ein bedeutender Schritt in die Zukunft des Allgäuer Tourismus, der sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich bringt. Die Zeit bis zur endgültigen Umsetzung wird zeigen, wie gut sich Gastgeber und Gäste auf diese Veränderungen einstellen können.
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