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Die Seele des Ostens: Manfred Scharnbergs fotografische Reise durch die Zeit

In der Fotoausstellung "Von heute auf morgen" im Mestliner Kulturhaus zeigt der Fotograf Manfred Scharnberg, der seit 1989 Orte in Mecklenburg-Vorpommern dokumentiert, beeindruckende Zeitzeugenbilder und akustische Erinnerungen, die den Wandel und die Entwicklung der Region über 33 Jahre hinweg festhalten und so zur Reflexion über die gesellschaftlichen Veränderungen nach der Wende anregen.

Die Rückkehr zu den Wurzeln: Der Fotograf Manfred Scharnberg hat die Orte, die er 1989 in Mecklenburg-Vorpommern mit seiner Kamera festhielt, erneut besucht. 30 Jahre später betrachtet er nicht nur den physischen Wandel der Landschaften, sondern auch den tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel, den Deutschland seit der Wende erlebt hat. Seine Arbeiten sind derzeit in der Ausstellung „Von heute und morgen“ im Mestliner Kulturhaus im Landkreis Ludwigslust-Parchim zu sehen. Diese Ausstellung bietet ein faszinierendes Archiv der Zeitgeschichte.

Scharnberg, der in Hamburg ausgebildet wurde, hat während seiner frühen Tätigkeit als Fotojournalist für namhafte Magazine wie den „Stern“ und die „Süddeutsche Zeitung“ die dramatischen Veränderungen im Osten Deutschlands dokumentiert. Bei seinen Fotografien geht es ihm nicht darum, Klischees zu bedienen, sondern vielmehr die Geschichten der Menschen zu erzählen. „Ich bin kein Botschafter, sondern ein Geschichtenerzähler“, erklärt der 73-Jährige. In seinen Bildern will er die Realität so authentisch wie möglich festhalten.

Die Stärke durch die Erinnerung

In der Ausstellung wird das Zusammenspiel aus alten Fotografien und Zeitzeugeninterviews spannend in Szene gesetzt. Besucher können QR-Codes scannen, um akustische Erinnerungen von Zeitzeugen wie Thomas Behrens zu hören, der seit 1983 im Schiffbau tätig ist. „Neptun war die erste Werft, die als totgesagt galt, aber wir haben es geschafft, unser Geschäft durch Schiffsreparaturen und Präzisionsstahlbau aufrechtzuerhalten“, erzählt Behrens. Diese persönlichen Geschichten verleihen den ereignisreichen Bildern emotionale Tiefe und machen die Geschichte lebendig.

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Scharnbergs Bildsprache ist oft nüchtern und dokumentarisch, hat jedoch eine hohe ästhetische Qualität. Er versteht es, den Kontrast zwischen der einst heruntergekommenen Umgebung und der heutigen, revitalisierten Landschaft darzustellen. Ein Beispiel ist Barth, wo einst verfallene Gewächshäuser standen, die heute großflächig Tomaten produzieren, die über die Landesgrenzen hinaus geschätzt werden. Solche Erfolgsgeschichten zeugen von der Wandlungsfähigkeit der Region und sind ein Teil der Geschichte, die Scharnberg einfängt.

Einblicke in Geschichte und Gegenwart

Der Fotograf begann seine Reise in den Osten Deutschlands unmittelbar nach der Wende, als die gesellschaftliche Umwälzung alle Lebensbereiche berührte. Scharnberg berichtet von der ersten Reportage über Barth, einem Ort mit der höchsten Arbeitslosigkeit in Deutschland: „Es war eine Zeit voller Chaos und Ungewissheit.“ In dieser fragmentierten Realität sieht er die Herausforderung, die Geschichten der Menschen in diesen Herausforderungen authentisch darzustellen. Durch seine Linse kann er den Wandel von einst zu heute auf inspirierende Art und Weise festhalten.

Der Besuch der einstigen Einsatzorte zeigt nicht nur den Fortschritt, den die Regionen gemacht haben, sondern auch die Spuren der Vergangenheit, die in der heutigen Gesellschaft weiterhin nachhallen. Diese fotografischen Begebenheiten und begleitenden Erzählungen laden die Besucher ein, über die eigene Geschichte nachzudenken und den persönlichen Bezug zu dieser Region zu erkennen. In einer Zeit, in der Erinnerungen oft verblassen, bietet die Ausstellung einen wertvollen Anstoß, sich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen und die Fortschritte, die seitdem gemacht wurden, zu würdigen.

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Scharnberg hat die Idee, die Orte wiederzuvisitieren, erst im späteren Lebensabschnitt verwirklicht. Unterstützt von der Verwertungsgesellschaft Bildkunst hat er diese Erkundung als Rentner in einem neuen Licht gesehen und gleichzeitig die Seele des Landes ergründen wollen. Sein Fokus liegt nicht nur auf dem Bildlichen, sondern auch auf dem spirituellen und kulturellen Erbe, das diese Orte geprägt hat. Der Abgleich von Vergangenheit und Gegenwart ist nicht nur dokumentarisch, sondern auch eine sehr persönliche Reise für den Fotografen selbst.

Ein kultureller Schatz

Die Ausstellung im Mestliner Kulturhaus bietet somit mehr als nur eine Sammlung von Fotografien. Sie ist ein interaktives Erlebnis, das die Zuschauer in die Erzählung der Geschichte eintauchen lässt. Ein faszinierender Dialog zwischen gestern und heute, der zum Reflektieren anregt. Die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist nicht nur für die Region Mecklenburg-Vorpommern von Bedeutung, sondern lädt alle ein, die eigene Geschichte in einem größeren Kontext zu sehen.

Der Einfluss der Wende auf die Photographie und Kultur

Die Wende 1989 hatte nicht nur soziale und politische Auswirkungen, sondern auch tiefgreifende Veränderungen im kulturellen Bereich. Die Öffnung der Grenzen ermöglichte es Fotografen wie Manfred Scharnberg, die DDR aus einer neuen Perspektive zu dokumentieren und die Veränderungen, die im Land stattfanden, festzuhalten. Fotografen begannen, nicht nur die düsteren Seiten der Wende festzuhalten, sondern auch die positiven Aspekte des Wandels.

Besonders in den 1990er-Jahren erlebte die Fotografie in Deutschland einen Aufschwung. Ausstellungen wurden zur Plattform für den Austausch zwischen Künstlern aus Ost- und Westdeutschland. So entstand eine neue Ästhetik, die sowohl die Herausforderungen als auch die Errungenschaften der Wiedervereinigung zeigte. Scharnbergs Arbeiten illustrieren diesen Übergang und fragen oft die Identität der Menschen in einem neuen, vereinten Deutschland.

Die Rolle der Zeitzeugen in der Dokumentation der Geschichte

Die Einbindung von Zeitzeugen in die Ausstellung von Scharnberg ist ein wichtiger Schritt zur Bewahrung der Geschichte. Zeitzeugen wie Thomas Behrens bieten nicht nur Informationen, sondern auch emotionale Einblicke in die Zeit des Wandels. Ihre persönlichen Geschichten schaffen eine Verbindung zu den Fotografien und machen die Erlebnisse greifbarer für die Besucher.

Die Bedeutung der Zeitzeugen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie tragen zur Authentizität und Mehrdimensionalität der Präsentation bei, indem sie ihre eigenen Perspektiven und Erinnerungen zu den Bildern hinzufügen. Diese mündliche Geschichte ist oft ebenso wichtig wie die visuelle, und ihre Kombination schafft ein umfassenderes Bild der Vergangenheit.

Die wirtschaftlichen Veränderungen in Mecklenburg-Vorpommern

Seit der Wiedervereinigung hat sich die wirtschaftliche Landschaft von Mecklenburg-Vorpommern erheblich gewandelt. Die Region, die einst stark von der Schwerindustrie und Werften abhängig war, hat sich diversifiziert, wobei der Tourismussektor eine zunehmend wichtige Rolle spielt. Die natürlichen Schönheiten der Region, von den Ostseeküsten bis hin zu den zahlreichen Seen, ziehen jährlich Millionen von Touristen an.

Die erneute Betrachtung von Orten wie Barth zeigt, wie sich die wirtschaftliche Basis verschoben hat. Gewächshäuser, die früher Leerstand prägten, sind nun Zentren für die Produktion von hochwertigem Gemüse, das nicht nur lokal, sondern auch international vertrieben wird. Statistiken belegen, dass der Tourismussektor in MV seit den 1990er-Jahren kontinuierlich gewachsen ist, mit einem Anstieg der Übernachtungszahlen von 11 Millionen im Jahr 1990 auf über 30 Millionen im Jahr 2019. Diese Entwicklung reflektiert die Anpassungsfähigkeit und den Unternehmergeist der Menschen der Region.

Aktuelle Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

Trotz der positiven Entwicklungen steht Mecklenburg-Vorpommern heute vor mehreren Herausforderungen. Die Abwanderung junger Menschen in größere Städte oder andere Bundesländer ist ein bedeutendes Problem. Die ländlichen Gebiete kämpfen mit einer alternden Bevölkerung, und viele Gemeinden stehen vor der Aufgabe, attraktive Lebensbedingungen zu schaffen, um eine Rückwanderung zu fördern.

Daher ist es wichtig, dass Initiativen zur Förderung von Infrastruktur, Bildung und wirtschaftlichen Möglichkeiten in der Region weiterverfolgt werden. Die Verbindung von Tradition und Innovation, wie sie in Scharnbergs Ausstellung thematisiert wird, könnte ein Schlüssel für die zukünftige Entwicklung Mecklenburg-Vorpommers sein und den Menschen helfen, ihre Wurzeln zu behalten, während sie gleichzeitig neue Wege für die Zukunft erkunden.

– NAG

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