Nach zwei Tagen intensiven Austauschs ist der 12. Kongress der Deutschen Alzheimer Gesellschaft in Fürth zu Ende gegangen. Über 700 Teilnehmende kamen zusammen, um über das Motto „Demenz: Hinsehen. Helfen. Handeln.“ zu diskutieren. Ein zentrales Thema war die Einsamkeit, die oft mit Demenzerkrankungen einhergeht. Die Abschlussdiskussion unter dem Titel „Demenz und Einsamkeit – Wir müssen reden!“ vereinte Betroffene sowie Fachleute.
Einsamkeit ist für Menschen mit Demenz ein gravierendes Problem. Sie und ihre Angehörigen ziehen sich häufig aus sozialen Netzwerken zurück, was die Krankheit zusätzlich verstärkt. Lisa Höfer, die ebenfalls am Kongress teilnahm, stellte fest, dass besonders pflegende Angehörige unter Einsamkeit leiden. Diese haben durch ihre Verantwortung weniger Zeit für soziale Kontakte, was den Verlust des Partners, der als vertraute Bezugsperson fungierte, noch erschwert.
Volkmar Schwabe, selbst von Demenz betroffen, schilderte seine Erfahrungen mit Einsamkeit. Nach seinem Umzug in eine neue Stadt fiel ihm der Kontakt zu anderen schwer, und die Diagnose Demenz stürzte ihn in eine tiefe Isolation. Um aus diesem Zustand herauszukommen, absolvierte er eine Ausbildung zum Hospizbetreuer und engagierte sich in verschiedenen sozialen Projekten. Dies half ihm, die Einsamkeit zu bekämpfen, auch wenn er stets zugibt: „Ich bin weiter einsam, aber ich habe viel getan, um die Einsamkeit erträglich zu machen.“
Die Tochter einer an Frontotemporaler Demenz erkrankten Frau, Celine Seeberger, berichtete von ihrer emotionalen Einsamkeit. Trotz vieler Freunde, fühlte sie sich allein, als sich die Veränderungen ihrer Mutter abzeichneten. Der Rückzug ihrer Freund:innen verstärkte ihr Gefühl von Isolation. Eine Angehörigengruppe in Nürnberg bot ihr jedoch die nötige Unterstützung in dieser schweren Zeit.
Dieter Schmidt von der Schwulenberatung Berlin thematisierte die besondere Einsamkeitsangst unter LSBTI*-Menschen. Diese Generation hat vielfach Diskriminierung erlebt und musste sich oft verstecken. Die „Lebensort Vielfalt“-Projekte bieten hier Unterstützung, indem sie vielfältige Wohn- und Therapieangebote schaffen, um Einsamkeit entgegenzuwirken. Diese Initiativen zielen darauf ab, eine Verbindung und Gemeinschaft zu schaffen, selbst für Menschen mit Demenz.
In der Diskussion über digitale Lösungen zur Bekämpfung der Einsamkeit gab Schwabe eine klare Antwort: „Gegen Einsamkeit helfen nur Menschen!“ Dies verdeutlicht die Wichtigkeit von menschlichen Kontakten, und nicht von virtuellen Interaktionen. Die Teilnehmer:innen des Kongresses setzten sich zum Ziel, auch an ihren jeweiligen Wirkungsstätten gegen Einsamkeit aktiv zu werden.
Im Rahmen des Kongresses wurden auch innovative Projekte ausgezeichnet, darunter ein Bienengarten für Menschen mit Demenz und Schulkindern, sowie Programme für Angehörige junger Demenzkranker. Diese Projekte verdeutlichen, wie wichtig kreative Ansätze im Umgang mit Demenz und Einsamkeit sind.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Veranstaltung nicht nur als Plattform für Informationen dient, sondern auch zur Vernetzung und zum Austausch von Ideen und Initiativen beiträgt. Für alle Beteiligten bleibt das Ziel, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen nachhaltig zu verbessern. Die Herausforderung bleibt groß, aber der Wille und das Engagement, etwas zu verändern, sind vorhanden.
In Deutschland sind derzeit rund 1,8 Millionen Menschen von Demenz betroffen, und die Zahl könnte bis 2050 auf bis zu 2,7 Millionen ansteigen. Der Kongress in Fürth hat eindrücklich gezeigt, wie wichtig der Austausch und das Verständnis für diese Thematik sind, um den Betroffenen zu helfen und ihre Lebensführung zu verbessern. Mehr Informationen über die Projekte und den Kongress finden Sie auf der Kongress-Homepage.