
In Guayaquil, Ecuador, führt ein unauffälliger Konvoi aus mehreren Pickup-Trucks und SUVs mit entfernten Nummernschildern rasch durch den Verkehr. Die Fahrzeuge überqueren Busspuren und schneiden Straßenmitten, während die anderen Fahrer kaum reagieren. Sie scheinen an solch chaotisches Verhalten gewöhnt zu sein.
Die geheime Operation
Die Insassen des Konvois rüsten sich mit taktischen Westen und Ski-Masken. Wäre da nicht das Wort POLICIA auf ihren Körperpanzerungen, könnte man sie für eine Gruppe von maskierten Banditen halten anstatt für verdeckte Ermittler. Die Fahrzeuge erreichen ein Gang-Gebiet in Pascuales, einem der problematischsten Viertel in Guayaquil.
Außen grillen Familien, und Kinder spielen in aufgestellten Pools, während die katholische Bevölkerung das Ende des Karnevals feiert und sich auf die Fastenzeit vorbereitet. Die Beamten stürmen aus den Fahrzeugen und dringen gleichzeitig in mehrere Häuser ein. Die Polizei gibt an, sie haben vier Verdächtige im Visier, die mit dem Drogenhandel in Verbindung stehen, der diese Stadt so gefährlich macht.
Festnahmen und Drogenbeschlagnahmungen
Nach dem Einsatz bleibt nur ein Mann in Gewahrsam. Angehörige treten vor und entfernen ihm Schmuck, während ihn die Beamten in einen Pickup verladen. Seine Mutter ruft ihm voller Tränen zu: „Que Dios te bendiga“ (Möge Gott dich segnen). Die Polizei berichtet von einem erfolgreichen Einsatz und vermeldet, dass bei der Festnahme etwa 150 Gramm Kokain und zwei kleine Sprengstoffe sichergestellt wurden.
Doch ein verdeckter Ermittler äußert einen anderen Standpunkt: „Wir benötigen Hilfe aus den USA“, sagt er anonym aus Sorge um seine Sicherheit. „Wir brauchen Ressourcen: Fahrzeuge, Schutzwesten, Personal.“ Das Problem ist zweifellos weitaus größer als ein kleiner Sack Kokain.
Ecuador im Schatten des Drogenhandels
Ecuador, umgeben von Kolumbien und Peru – den Hauptproduzenten von Kokain – ist in den Drogenhandel und die damit verbundene Gewalt verwickelt. Das effiziente Transport- und Exportwesen wird von Kartellen genutzt, um ihre Waren ins Ausland zu bringen - Kokain gebunkert in Kisten mit Bananen, die dann in die USA, nach Europa und sonst wo verschifft werden. Im vergangenen Juli entdeckten Polizeihunde über sechs Tonnen Kokain, die im Hafen von Guayaquil unter Bananen versteckt waren. Offizielle Berichte weisen darauf hin, dass diese Drogen für Deutschland bestimmt waren.
Polizeiarbeit und Sicherheit im Land
Außerdem führen die Beamten Kontrollen an den Häfen durch und gehen gezielt gegen Drogen vor. Bei stürmischem Wetter bitten sie Fahrer, ihre Fahrzeuge zu verlassen, um diese gründlich nach Drogen und Waffen zu durchsuchen.
„Wir haben die gefährlichsten Gebiete in der Stadt identifiziert, um diese Anti-Kriminalitätsoperationen durchzuführen“, erklärt Polizeikapitän Orlando Posligua in der Nähe eines Busbahnhofs in Guayaquil. Aber der Erfolg ist begrenzt. Die Bewohner berichten, dass die Stadt und das ganze Land gegen die Kriminalität abstumpfen.
Migration und Präsidentschaftswahlen
Die Mischung aus Gangs, Drogen und öffentlicher Sicherheit führt zu einem Anstieg der Migration aus Ecuador. Präsident Daniel Noboa sieht darin die Möglichkeit, Hilfe von den USA zu erbitten. In einem angespannten Rennen um die Wiederwahl möchte Noboa ausländische militärische Unterstützung, was hier viele für den Einsatz von US-Truppen halten.
Die beiden Länder haben schon eine gewisse militärische Zusammenarbeit. Seit 2018 hat das US-Außenministerium 81 Millionen Dollar in Ecuador investiert, um den Drogenhandel zu bekämpfen. Allerdings muss Noboas Vorschlag noch durch den ecuadorianischen Kongress.
Die öffentliche Meinung zu ausländischer Hilfe
Die Menschen in Guayaquil zeigen Unterstützung für Noboas Bestrebungen. „Ich denke, ausländische Hilfe ist notwendig, die lokale Polizei hilft uns nicht wirklich“, sagt die Anwohnerin Kathy Flor. Jaqueline Villacres, die an einem Kiosk in der Nähe des Busbahnhofs verkauft, stimmt zu: „Es wäre hervorragend, ausländische Unterstützung zu bekommen, um den Ecuadorianern zu helfen.“
Noboa könnte sich auch auf Trump stützen, denn er hat bereits persönliche Verbindungen zum US-Präsidenten. Während seiner Amtszeit hat Noboa ähnliche Maßnahmen ergriffen wie Trump, etwa Erhöhungen der Importzölle auf mexikanische Waren.
Die Herausforderungen der Illegalen Migration
Trotz all dieser Herausforderungen könnte Noboas Bemühung um Trump wenig Ergebnisse bringen. Er steht vor einer Stichwahl im April gegen seine linke Rivalin Luisa González, die ebenfalls verspricht, die Sicherheitsprobleme zu bekämpfen. González verkörpert die Hoffnung, während Noboa für Angst steht.
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