In Deutschland engagieren sich jährlich Zehntausende von Bürgern ehrenamtlich in wissenschaftlichen Projekten, ein Phänomen, das als Bürgerwissenschaft bekannt ist. Diese sogenannten Citizen Scientists bringen ihre Zeit, Erfahrungen und Fähigkeiten ein, um der Forschung zu helfen. Eine Sprecherin von „mit:forschen“, der zentralen Plattform für Bürgerwissenschaft in Deutschland, hebt hervor, dass etwa 290 Projekte aktiv sind, die derzeit in verschiedenen Bereichen der Wissenschaft einen Einfluss haben.
Bürgerwissenschaftler sind in vielen Disziplinen aktiv, was über die klassischen Umweltthemen hinausgeht. Neben Ökologie und Naturschutz sind sie auch in Ingenieurwissenschafte, Heimatforschung und Geisteswissenschaften tätig. Diese freiwilligen Helfer spielen eine entscheidende Rolle, indem sie insbesondere bei der Datensammlung unterstützen. Geoökologin Judith Bremer, die am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) forscht, erklärt, dass Wissenschaftler ihre fachspezifische Kenntnis einbringen, während Laien ihr Allgemeinwissen und besondere Talente beisteuern.
Die wachsende Relevanz der Bürgerwissenschaft
Die Relevanz der Bürgerwissenschaft hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Die Möglichkeit, dass viele Menschen an unterschiedlichen Orten gleichzeitig Daten sammeln, erlaubt es, große Mengen an Informationen zu erheben, die mit den limitierten Ressourcen institutionalisierten Wissenschaft nicht erreichbar wären. Ein Beispiel für den Erfolg solcher Initiativen ist die Aktion „Stunde der Gartenvögel“, an der in diesem Jahr 58.000 Menschen teilgenommen haben, um die Vogelpopulationen zu beobachten und zu zählen.
Zusätzlich zu den formellen Projekten, die über Forschungsinstitute laufen, gibt es zahlreiche unkonventionelle Initiativen, bei denen Laien ohne fachspezifische Ausbildung aktiv werden können. Dies zeigt die breite Palette der Möglichkeiten, die Bürgerwissenschaften bieten, und verdeutlicht, wie jeder Einzelne durch engagierte Mitarbeit zur Forschung beitragen kann.