In der beschaulichen Gemeinde Flieden, im Landkreis Fulda, gibt es derzeit ein aufsehenerregendes Thema, das die Bewohner und Investoren gleichermaßen beschäftigt. Vier marode Wohnhäuser in der Katharinenstraße werden auf Immobilienportalen als „attraktive Mietobjekte“ angeboten, was angesichts ihres verwahrlosten Zustands erstaunlich erscheint. Diese Gebäude, die stark von Schimmel geplagt sind und in denen die Mieter seit Monaten unter unzureichenden Lebensbedingungen leiden, sollen nun als vermeintlich lohnende Investitionschance verkauft werden.
Die Realität vor Ort könnte jedoch nicht düsterer sein. Die Mieter, die in insgesamt 23 Wohnungen wohnen, berichten von kalten Räumen, fehlenden Stromanschlüssen in den öffentlichen Bereichen sowie von Gesundheitsschäden durch den Schimmelbefall. Kaputte Fenster und Türen sind nur einige Ausdrucksformen des dringenden Reparaturbedarfs. „Es ist alles zum Verzweifeln“, klagt Tanja Lieb, eine der betroffenen Bewohnerinnen. Ihre Sorge gilt nicht nur ihrem eigenen Wohl, sondern auch den anderen Mietern, die oft keine Alternative auf dem angespannten Wohnungsmarkt finden können. Einige haben bereits das Handtuch geworfen und sind ausgezogen, während andere auf Unterstützung hoffen.
Die undurchsichtige Vermietersituation
Der Eigentümer der Immobilien, eine Kombination aus den Unternehmen Plan B Private Capital und X-Direct Group, scheint den Kontakt zu den Mietern komplett abgebrochen zu haben. Versuche, einen Ansprechpartner zu erreichen, blieben bei den Mietern vergebens. Einzig eine Anwältin, Theresa Gescher, äußerte zuletzt, dass es kaum möglich sei, jemanden zur Verantwortung zu ziehen. Angesichts dieser schwierigen Umstände wird die Situation für alle Beteiligten zunehmend unhaltbar.
Vor kurzem haben die Namen der Immobilien jedoch eine Wendung genommen. Über die Frankfurter Bolongaro GmbH, die ebenfalls mit dem Eigentümerverband in Verbindung steht, werden die heruntergekommenen Häuser nun aktiv im Internet beworben. Der Geschäftsführer der Bolongaro GmbH, Nils Schrewe, ließ sich auf Anfrage unserer Zeitung zu dem Thema ein, wollte jedoch zunächst keine öffentlichen Äußerungen treffen und versprach, zu einem späteren Zeitpunkt mehr Informationen zu liefern.
Irreführende Verkaufsversprechen
In den Online-Anzeigen, beispielsweise auf der Plattform „immobilienscout24.de“, wird den potenziellen Käufern eine ganz andere Realität präsentiert. Glücksversprechende Phrasen über großzügige Grünflächen und eine „moderne Infrastruktur“ sollen Käufer anlocken. Faszinierend ist dabei der Hinweis auf das „Potenzial für eine nachhaltige Wertsteigerung“, als ob der aktuelle Zustand der Gebäude gänzlich ignoriert wird. Ein konkreter Preis bleibt jedoch vage und soll lediglich „auf Anfrage“ erhältlich sein.
Dennoch gibt es inmitten der Schwierigkeiten auch Lichtblicke. Einige Fliedener Bürger haben während dieser Krise Solidarität mit den Mietern gezeigt. So konnte beispielsweise ein Mann aus Rommerz Unterstützung bei Reparaturarbeiten im Haus leisten und dabei helfen, Heizgas für den kommenden Winter zu organisieren. Diese positiven Taten zeigen, dass Gemeinschaft in Zeiten der Not unerlässlich ist.
Für viele Mieter bleibt indes weiterhin zu hoffen, dass lokale Behörden zeitnah reagieren. Winfried Möller, der Ehrenbeigeordnete von Flieden, hat bereits öffentliche Forderungen an Gemeinde und Kreis Fulda gerichtet. „Ich kann nur hoffen, dass die Verantwortlichen eine rasche und nachhaltige Lösung finden“, äußerte er sich besorgt über den Zustand der Immobilien und das Wohlergehen der Bewohner. Der Bürgermeister von Flieden, Christopher Gärtner (CDU), äußerte sich auf Nachfrage nicht mehr zu dieser heiklen Thematik, während die Pressestelle des Kreises Fulda anmerkte, dass man sich noch in der Recherche befinde.
Insgesamt zeigt der Fall der Schrottimmobilien in Flieden einen tiefgreifenden Missstand im Wohnungsmarkt auf. Die Diskrepanz zwischen den rechtlichen Rahmenbedingungen und den realen Lebensverhältnissen der Mieter ist alarmierend und fordert die Verantwortlichen zum Handeln auf. Die betroffenen Mieter können nur hoffen, dass ihre Stimme gehört wird und baldige Abhilfe geschaffen wird, um ihre Lebensqualität zu verbessern.
Mehr Details zu diesem Thema finden sich in einem ausführlichen Bericht auf www.fuldaerzeitung.de.
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