Hannover. Eine aktuelle Untersuchung der Krankenkasse Barmer zeigt, dass in Niedersachsen und Bremen fast jeder zweite Jugendliche eine kieferorthopädische Behandlung in Anspruch nimmt. Besonders auffällig ist der höhere Anteil bei Mädchen im Vergleich zu Jungen, was zu Besorgnis bei den Verantwortlichen führt.
Insgesamt liegt der Anteil der Jugendlichen, die kieferorthopädisch behandelt werden, in Niedersachsen und Bremen bei etwa 50 Prozent. Dies ist zwar leicht unter dem bundesweiten Schnitt von 55 Prozent, doch die Barmer hat festgestellt, dass bei weiblichen Jugendlichen die Rate signifikant höher ist. „Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass Mädchen möglicherweise zu häufig kieferorthopädisch behandelt werden”, erläuterte Heike Sander, die Landesgeschäftsführerin der Barmer. Die Gründe dafür könnten Schönheitsideale, Gruppendruck sowie übermäßige elterliche Fürsorge sein.
Ungleichgewicht zwischen Geschlechtern
Auch regionale Unterschiede sind bemerkenswert: Während in der Grafschaft Bentheim rund 57 Prozent der Jugendlichen eine kieferorthopädische Behandlung in Anspruch nehmen, sind es im Landkreis Ammerland und Emden nur etwa 47 Prozent. Sander führt an, dass diese Unterschiede nicht lediglich durch das Vorhandensein von Kieferanomalien und Zahnfehlstellungen erklärt werden könnten. Solche Abweichungen könnten auf eine unterschiedliche Wahrnehmung von Schönheitsstandards oder auf die Verfügbarkeit von kieferorthopädischen Dienstleistungen in den verschiedenen Regionen hindeuten.
Für ihren Bericht hat die Barmer die Daten von etwa 4.500 Jugendlichen des Jahrgangs 2005 epidemiologisch analysiert, wobei die Inanspruchnahme kieferorthopädischer Behandlungen in den Jahren 2013 bis 2022 erfasst wurde. Die alarmierenden Zahlen werfen ein Schlaglicht auf ein potenziell übertriebenes Bedürfnis nach kosmetischen Eingriffen bei jüngeren Mädchen.
Um die Thematik weiter zu beleuchten, ist es wichtig, die zugrunde liegenden Faktoren zu untersuchen und zu klären, ob es sich wirklich um eine Notwendigkeit handelt oder ob das Bedürfnis nach einer Zahnkorrektur primär durch gesellschaftliche Erwartungen getrieben ist. Die Barmer sieht hier Handlungsbedarf, um das Bewusstsein über gesunde Zähne und deren Pflege zu fördern, anstelle von übermäßigen Eingriffen.
Für detaillierte Informationen und weitere Analysen zu diesem Thema, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.abendblatt.de.