In den deutschen Städten zeichnet sich ein klarer Trend ab: Der stationäre Einzelhandel hat mit erheblichen Herausforderungen zu kämpfen. Dies wurde zuletzt während eines Vortrags im Historischen Saal des Rathauses in Marburg deutlich, welcher von dem weltweit anerkannten Berater Marc Schumacher gehalten wurde. Schumacher informierte zahlreiche Einzelhändler:innen über die drängenden Fragen zur Zukunft der Innenstädte und die Notwendigkeit, diese neu zu denken.
Schumacher beschreibt, dass der stationäre Einzelhandel in vielen Städten perspektivlos erscheint. Nach seiner Einschätzung können auch die besten Förderprogramme den Rückgang nicht aufhalten. Voraussetzung für das Überleben und die Existenz des Handels sei ein gewisses Maß an Relevanz einer Stadt, was in Marburg beim richtigen Handeln gegeben sei. Mehrere Händler:innen hatten sich versammelt, um seinen Einsichten zu folgen.
Erlebnisökonomie als zukunftsweisendes Konzept
Besucher von Marburg – sowohl Bürger als auch Gäste aus dem Umland – suchen nach neuen Erfahrungen: Kunstveranstaltungen, Wesentliches zum Flanieren und erste Klasse Gastronomie. Schumacher hebt hervor, dass der Kauf von Produkten in einer ansprechenden Umgebung geschieht und dass diese Erlebnisse weit über das bloße Einkaufen hinausgehen. Er regte dazu an, die Herangehensweise an die Innenstadt neu zu definieren und diesen Raum als ein lebendiges Freilichtmuseum zu betrachten.
Ein weiterer wesentlicher Punkt war der Verkehrsfluss in den Städten. Schumacher plädiert für eine Abkehr von der „autogerechten“ Stadt hin zu mehr Lebensqualität für die Menschen. „Weniger Autoverkehr bedeutet mehr Möglichkeiten für Vielfalt, Lebensqualität und einen positiven Einfluss auf den Handel“, so sein eindringlicher Rat. Wer diesen Wandel nicht erkenne, laufe Gefahr, im Rückstand zu bleiben.
Das Publikum war erstaunt, als Schumacher die Idee äußerte, dass man Eintritt für Städte wie in Venedig verlangen sollte. Doch hierbei handelte es sich nicht um einen Scherz – es war ein ernst gemeinter Hinweis auf den Wert dieser Erlebnisse und die Notwendigkeit, für deren Erhalt zu sorgen. Schumacher ermutigte die Zuhörer:innen, diesen Wandel aktiv mitzugestalten und sich einer neuen Einkaufs- und Erlebnisrichtung zuzuwenden.
Die lokalen Behörden stehen daher in der Verantwortung, strategische Maßnahmen für eine positive Entwicklung des stationären Einzelhandels zu ergreifen. Es wird entscheidend sein, welche Perspektiven sie schaffen und wie sie die Innenstadt gestalten, um diese lebendig und anziehend für die Menschen zu halten. „Es reicht nicht, sich nur auf den Einzelhandel zu konzentrieren; die gesamte Stadt braucht ein Konzept“, schloss Schumacher seinen Vortrag.
Michael Kopatz, der Dezernent für Klimastrukturwandel in Marburg, unterstrich die Wichtigkeit dieser Diskussion und den Bedarf an einer kontinuierlichen Auseinandersetzung mit der Thematik. Eine tiefere Analyse zu diesem Thema ist im Artikel auf www.fr.de nachzulesen.