Die Verwahrlosung der Kölner Altstadt: Ein Blick auf ein ungelöstes Problem
Die Altstadt Kölns, ein historisches Zentrum, das Touristen aus aller Welt anzieht, steht zunehmend in der Kritik. Dringliche Fragen zur städtebaulichen Entwicklung sowie zum Erhalt des kulturellen Erbes werden laut – und das im Herzen einer der lebhaftesten Städte Deutschlands. Vor allem die Passage zwischen Alter Markt und Heumarkt offenbart ein Bild der Verwahrlosung, das nicht nur Anwohner, sondern auch Besucher verstört.
Zustände zwischen Schönheit und Verfall
„Seltsam, sehr seltsam“, schildert Pete Mallory, ein englischer Tourist, während er die baufälligen Gebäude an der Straße Unter Käster betrachtet. Diese Aussage könnte als Zusammenfassung der Erfahrungen vieler Besucher dienen. In einer Stadt, die mit Sehenswürdigkeiten, wie dem Kölner Dom undmalerischen Plätzen, prahlt, sticht ein schmuddeliges und vernachlässigtes Areal hervor. Unter den Bauzäunen skandiert der Gestank von Urin und Müll entlang der Straßen – eine Situation, die als untragbar bezeichnet wird.
Die Stimme der Anwohner
Joachim A. Groth von der Bürgergemeinschaft Altstadt betont: „Seit rund 30 Jahren kämpfen wir gegen diese Zustände.“ Diese Behauptung ist ein eindringlicher Hinweis darauf, dass dieses Problem lange Zeit nicht angegangen wurde. Die Anwohner fordern mehr Unterstützung durch die Stadtverwaltung und eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Problematik sowie eine Überarbeitung der Stadtplanung.
Sanierung bleibt utopisch
Die Hoffnung auf eine Sanierung des Hühnergassenviertels, als das einzige Konzept für eine wohnlichere Altstadt, wurde bereits im Keim erstickt. Ein entscheidender Faktor ist die Unternehmensstruktur, da mehr als 40 Prozent der Eigentümer zustimmen müssten, um eine bauliche Veränderung zu ermöglichen. Fehlende Zustimmung führt zu einem Stillstand: „Man muss sich fragen, warum seit Jahrzehnten kein Interesse besteht“, kritisiert Groth und fügt hinzu, dass diese Ecke unter der Verwaltung von Oberbürgermeisterin Henriette Reker nicht weniger ignoriert wird als zuvor.
Die Rolle der Massenevents und Gastronomie
„Der Verfall im Hühnergassenviertel wird durch die Vielzahl an Massenevents begünstigt“, erklärt Groth. Ein Zuwachs an Fast-Food-Läden und die Integration von Massenveranstaltungen in der Altstadt hätten dem Erscheinungsbild nicht gerade geholfen. Vergleiche zu anderen Städten wie Bonn, die durch grüne Architektur und nachhaltige Gestaltung glänzen, machen die Lücken in der Kölner Planung umso deutlicher. Groth fordert dringlich die Schaffung nachhaltigerer Konzepte, die der Altstadt ein neues, geregelteres Leben einhauchen könnten.
Initiativen für die Sauberkeit
Die neue Kampagne „Haltet Köln sauber“ der Stadtverwaltung könnte der erste Schritt in die richtige Richtung sein. Diese Initiative zielt darauf ab, das Bewusstsein für Sauberkeit und Stadtpflege zu erhöhen. Auch die Bürgergemeinschaft Altstadt engagiert sich aktiv in dieser Sache. Groth appelliert mit Nachdruck: „Wir müssen die Gleichgültigkeit über die Verwahrlosung aus den Köpfen bekommen.“ Es bleibt zu hoffen, dass alle Beteiligten, sowohl Bürger als auch Entscheidungsträger, gemeinsam an einer Lösung arbeiten, um der Schönheit Kölns wieder gerecht zu werden.
– NAG