Die Gewoba, ein zentraler Akteur im sozialen Wohnungsbau in Bremen, feiert dieses Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Diese Organisation hat im Laufe der Jahrzehnte nicht nur große Erfolge erzielt, sondern auch erhebliche Rückschläge erlebt. Ihre Geschichte spiegelt wider, wie sich Wohnungsfragen und soziale Rahmenbedingungen in Deutschland über die Zeit entwickelt haben.
Gegründet wurde die Gewoba 1924, direkt nach dem Ersten Weltkrieg, um der großen Wohnungsnot entgegenzuwirken. Gewerkschaften initiierten das Projekt mit dem Ziel, mehr Wohnraum für Menschen mit niedrigem Einkommen zu schaffen. Das erste Wohnprojekt in der Gröpelinger Herrstraße wurde 1929 realisiert und umfasste 246 Wohnungen. Die MieterInnen gehörten großteils zur gewerkschaftlichen Arbeiterbewegung.
Die Nazi-Zeit und der Krieg
Die anfänglichen Erfolge wurden jedoch durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 jäh unterbrochen. Vier Mitglieder des Vorstands, die der sozialdemokratischen Bewegung angehörten, wurden von der Gestapo verhaftet. Die Gestapo, die geheime Staatspolizei, hatte die Aufgabe, politische Gegner zu verfolgen und die Kontrolle über das öffentliche Leben zu erlangen. Unter der Vorschrift der Gleichschaltung verlor die Gewoba ihren Einfluss; ihr Vermögen wurde beschlagnahmt und sie wurde in die staatliche Wohnungspolitik integriert.
Die Kriegsjahre waren für Bremen verheerend. 1944 zerstörten Bombenangriffe viele der Gewoba-Wohnungen, sodass nur 71 von 2.912 unbeschadet blieben. Der Firmensitz wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen, und die Verwaltung musste vorübergehend aus einer Doppelgarage arbeiten.
Nach dem Krieg gab es jedoch einen Aufschwung. Mit der Währungsreform 1948 kam frisches Kapital, das der Gewoba die Möglichkeit gab, den Wiederaufbau zu beginnen. Im Jahr 1952 wurden 175 neue Wohnungen in Findorff errichtet, und der Weg für weitere Bauprojekte wurde geebnet.
Die Zeit der Großprojekte
Ein herausragendes Projekt war die neue Vahr, die 1956 ins Leben gerufen wurde. Diese Großsiedlung sollte zunächst 10.000 Wohnungen für bis zu 30.000 Menschen bieten — ein ambitioniertes Vorhaben, das damals als das größte Neubauprojekt in Europa galt. Doch die Situation wandte sich in den 1980er Jahren, als die Neue Heimat, diese bedeutende Baubehörde, in finanzielle Schwierigkeiten geriet und schließlich bankrott machte. Bremen übernahm die Gewoba 1987 für eine symbolische Mark, was einen tiefen Einschnitt in der Unternehmensgeschichte darstellt.
Bald darauf kam es auch zu Änderungen in der Strategie des Unternehmens. Während seiner Zeit nach der Wiedervereinigung wurde die Gewoba nicht mehr als gemeinnützig eingestuft. Heute operiert sie als Aktiengesellschaft, die sich auf sozialen Wohnungsbau konzentriert.
Ein höchst relevantes Bauvorhaben war in den 1970er Jahren das Projekt „Osterholz Tenever“. Es sollte als Modell für die „Stadt der Zukunft“ stehen. Die anfängliche Planung sah 4.600 Wohnungen vor, letztlich wurden jedoch nur 2.650 gebaut. War das Viertel anfangs noch beliebt, wendete sich das Blatt rasch, und Tenever entwickelte sich zu einem Problemviertel. Der potenzielle Mieterstamm wurde durch eine Pflege der Immobilien durch private Eigentümer verringert, die fallen gelassen wurde.
Die darauffolgende Wiederbelebung von Tenever wurde durch das bundesweite Modellprojekt „Stadtumbau West“ unterstützt, das zum Ziel hatte, die Lebensqualität im Viertel zu steigern. Durch den Abriss von etwa 950 nicht mehr sanierbaren Wohnungen wurden Flächen für Freiraum und soziale Einrichtungen geschaffen. Heute leben dort rund 10.000 Menschen aus 90 Nationen und die breite Akzeptanz hat dazu geführt, dass Tenever als gelungenes Beispiel sozialer Stadtentwicklung gilt.
Im Unterschied zu früheren Jahren lässt sich weiterhin nicht ignorieren, dass die sozialen Herausforderungen wie Arbeitslosigkeit und Armut in Tenever fortbestehen. Trotzdem wird das Viertel inzwischen als vorzeigbares Beispiel für erfolgreiche soziale Stadtentwicklung anerkannt.
Diese vielschichtige und bewegte Geschichte der Gewoba ist ein eindrucksvolles Zeugnis für die Herausforderungen und Entwicklungen, die im Bereich des sozialen Wohnungsbaus in Deutschland durchlebt wurden. Auch wenn die Gewoba nicht ohne Probleme war, hat sie ihren Platz als Schlüsselspieler im Bremer Wohnungsbaumarkt gefunden und wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.
Für weitere Informationen, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.butenunbinnen.de.