In der brandenburgischen Stadt Templin bahnt sich ein innovativer Weg zur ökologischen Wärmeversorgung an. Bei einer Informationsveranstaltung präsentierten Dr. Florian Nigbur und Helmut Adler von der Projektleitung für die städtische Wärmeplanung erste Erkenntnisse, die sich aus der kommunalen Wärmeplanung ergeben haben. Ziel ist es, den Bürgern eine fundierte Entscheidungshilfe für Investitionen in die Wärmeversorgung der Zukunft zu bieten.
Die Stadt hat sich entschlossen, solch ein Projekt frühzeitig zu starten, lange bevor es gesetzlich erforderlich wurde. Diese Weitsicht hat sich als weise herausgestellt, denn die Planung durch die TÜV Rheinland Consulting in Zusammenarbeit mit dem Freiburger Start-up greenventory verspricht, innerhalb eines Jahres in enger Abstimmung mit den lokalen Akteuren umzusetzen.
Ein digitales Abbild der Stadt als Planungshilfe
Ein wesentlicher Bestandteil der Planung ist die Schaffung eines digitalen Zwillings der Stadt. Durch diesen digitalen Zwilling können die gesammelten Daten, die die Stadt in den ersten zwei Monaten der Wärmeplanung erhoben hat, quantifiziert und visuell dargestellt werden. Daten zu Netzen, Erdgasverbräuchen, bestehenden Gebäuden, zusätzlichen Wärmeerzeugungsanlagen und anderen relevanten Infrastrukturen werden zusammengeführt, um ein umfassendes Bild über die Wärmeversorgung zu erhalten.
Dank dieser Technologie konnten die Planer die Potenziale für erneuerbare Wärme- und Stromerzeugung ausfindig machen. Besonders vielversprechend sind die Nutzung von Solar- und Geothermie, aber auch die Möglichkeit, Seewärme über Großwärmepumpen zu gewinnen. Dies könnte eine spannende Ergänzung zur bestehenden Wärmeversorgung darstellen.
Geplante Maßnahmen zur klimaneutralen Wärmeversorgung
Die Stadt Templin verfolgt das ambitionierte Ziel, bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu wirtschaften. Dazu werden nach der Bestands- und Potenzialanalyse konkrete Zielsetzungen und eine Strategie erarbeitet. Der Klimaschutzmanager Thomas Weidemann erklärte, dass auch eine Einteilung in Teilgebiete erfolgen soll, die unterschiedlich geeignete Lösungen für die Wärmeversorgung aufweisen. Das Ergebnis dieser Pläne wird sogar eine Klassifizierung der Stadt im Hinblick auf die Fernwärmeversorgung umfassen – wo notwendig, können umfassendere Netze erschlossen werden, während in anderen Bereichen dezentrale Wärmeerzeugungen bevorzugt werden sollen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Sanierung des bestehenden Gebäudebestandes. Etwa 68 Prozent der Gebäude in Templin wurden vor 1979 errichtet. Viele dieser Gebäude sind seit ihrer Sanierung über 20 Jahre alt, sodass ein hohes Einsparpotenzial identifiziert werden kann, wenn fortgeschrittene Techniken zum Einsatz kommen. Nach den Aussagen der Planer dürften die technischen Potenziale ausreichen, um den Wärmebedarf der Stadt zu decken.
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Nicht zu vernachlässigen ist das große Potenzial der Photovoltaik, insbesondere durch Dachflächenanlagen, wo keine zusätzlichen Flächen benötigt werden. Die Stadtplanung sieht in dieser Art der Stromerzeugung eine bedeutende Perspektive für die nachhaltige Energiezukunft Templins.
Die Fortschritte der Wärmeplanung werden in den kommenden Monaten weiter dokumentiert. Ein Zwischenbericht soll noch im September veröffentlicht werden. Abschließend ist für den 18. Dezember eine öffentliche Veranstaltung im historischen Rathaus geplant, bei der die Ergebnisse der Wärmeplanung der interessierten Öffentlichkeit präsentiert werden.
Der Weg zu einer erneuerbaren Wärmeversorgung
Diese Maßnahmen zeigen nicht nur den stetigen Fortschritt in Richtung Nachhaltigkeit auf, sondern belegen auch, wie eine Stadt proaktiv ihre Wärmeversorgung transformieren kann. Templin nimmt eine Vorreiterrolle in der nachhaltigen Wärmeversorgung ein, indem sie moderne Technologien und Strategien kombiniert, um den Bedürfnissen ihrer Bürger gerecht zu werden und gleichzeitig einen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels zu leisten.
Hintergrund der Wärmeversorgung in Deutschland
Die Diskussion um die Wärmeversorgung in Deutschland wird von mehreren Faktoren beeinflusst. Ein zentraler Aspekt ist der Klimaschutz. Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, seine Treibhausgasemissionen bis 2045 auf null zu reduzieren. Dies erfordert einen signifikanten Umbau der Energieversorgung, insbesondere in der Wärmeversorgung, die derzeit zu einem beträchtlichen Teil aus fossilen Brennstoffen gespeist wird. Die Entwicklung innovativer Konzepte für die Wärmeversorgung ist dabei essenziell, um die Abhängigkeit von Erdgas und anderen nicht-erneuerbaren Energiequellen zu verringern. Weitere Informationen finden sich auf der offiziellen Webseite des [Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz](https://www.bmwk.de).
Ein weiterer wichtiger Punkt in diesem Kontext ist die kommunale Wärmeplanung. Seit der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes hat sich die kommunale Wärmeplanung zunehmend als ein organisatorischer Rahmen etabliert, innerhalb dessen Städte und Gemeinden individuelle Strategien zur Wärmeversorgung entwickeln können. Die Notwendigkeit einer solchen Planung ist unter anderem durch den Klimawandel und die steigenden Energiekosten gestiegen.
Statistik zur Wärmeversorgung und renewable Energien
Laut dem *Bundesverband Erneuerbare Energie* haben sich die Kapazitäten der erneuerbaren Energien in Deutschland in den letzten Jahren stetig erhöht. Im Jahr 2022 stammten rund 47,1 % des gesamten Stromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen. Insbesondere die Nutzung von Solarenergie ist stark angestiegen: Im Jahr 2022 wurde eine Gesamtleistung von über 70 Gigawatt durch Photovoltaikanlagen erzielt. Die Erneuerbaren sollen auch eine zentrale Rolle im Wärmesektor spielen, insbesondere bei der Erreichung der Klimaziele bis 2045.
Darüber hinaus belegen aktuelle Studien, dass bis zu 80 % des Wärmebedarfs in Deutschland durch erneuerbare Energien gedeckt werden könnten, wenn geeignete Maßnahmen zur Förderung und Integration von Technologien wie Solarthermie, Geothermie und der effizienten Nutzung von Biomasse ergriffen werden. Eine umfassende Studie dazu können Sie auf der Website des *Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme* einsehen.
– NAG