Eine ganz besondere Veranstaltung fand am Dienstag im Marie-Curie-Gymnasium in Wittenberge statt, wo die Schülerinnen und Schüler der Elften und Zwölften Klassen die Chance erhielten, direkt mit ihren Direktkandidaten für die bevorstehenden Landtagswahlen ins Gespräch zu kommen. Dieses Speed-Dating war weniger romantisch als vielmehr eine politische Plattform, die es den 16- und 17-Jährigen ermöglichte, ihre Fragen zu stellen und ihre Meinungen zu teilen.
Organisiert wurde dieses Event vom Landesjugendring Brandenburg, dessen Ziel es war, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich aktiv mit der Politik auseinanderzusetzen. Chris Trzensimiech, der Koordinator der Veranstaltung, betonte die wichtige Rolle, die solche Formate bei der politischen Bildung und Meinungsbildung der Jugendlichen spielen. Vor den Wahlen in Brandenburg ist dies bereits die dritte Gelegenheit für diese Altersgruppe, ihre Stimme in einem Wahlsystem zu erheben.
Vertreter demokratischer Parteien auf der Bühne
Die Veranstaltung zog eine Vielzahl von politischen Vertretern an, darunter Gordon Hoffmann von der CDU, Daniel Neubecker der SPD, Danny Schäffer von Bündnis 90/Die Grünen, Thomas Domres von Die Linke, Christoph Lindemann von der FDP und Thomas Löb von Plus Brandenburg. Auch Katrin Krumrey, die Kinder- und Jugendbeauftragte des Landes, nahm an der Diskussion teil. Um die AfD auszulassen, beauftragte der Landesjugendring einen Sozialarbeiter als deren Vertreter, was für einige Diskussionen sorgte. Schulleiter Andreas Giske erklärte, man habe nur die demokratischen Parteien eingeladen, die klar hinter der Verfassung stehen, was für ihn bei der AfD in Brandenburg nicht der Fall sei.
Die Schulleitung des Wittenberger Gymnasiums zeigte sich erfreut über das Engagement der Jugendlichen. Giske äußerte, dass diese Art der Veranstaltung eine ideale Plattform für die Schüler biete, um sich direkt über die Kandidaten zu informieren. Viele Jugendliche zeigten sich kritischer gegenüber politischen Themen, was das Interesse umso mehr anheizte.
Die Schülerinnen Sophia, Isabella, Emma und Jacob zeigten sich während der Veranstaltung begeistert und mehr als bereit, ihre Stimmen abzugeben. „Es ist wichtig, dass wir wählen gehen, denn jede Stimme zählt“, sagte Sophia entschieden. Emma ergänzte, dass sich niemand über die Politik beschweren sollte, wenn er oder sie nicht bereit ist, an den Wahlen teilzunehmen.
Jugendliche fordern Mitbestimmung und bessere Infrastruktur
Die direkte Begegnung mit den politischen Kandidaten ermöglichte es den Jugendlichen, ein Bild von deren Positionen zu bekommen und ihre Meinungen und Wünsche zu äußern. Jacob hob hervor, dass es wichtig sei, die Jugend stärker in politische Entscheidungen einzubeziehen. „Wenn wir wählen dürfen, sollten wir auch mehr Mitspracherecht haben“, fand auch Isabella. Ihre Gedanken spiegeln die allgemeine Meinung wider, dass die Belange der Jugendlichen innerhalb der Landespolitik oft vernachlässigt werden.
Ein zentrales Thema in den Gesprächen war auch die Verkehrsanbindung in der Region. Isabella wünschte sich, dass es einfacher sein sollte, nach Berlin oder Hamburg zu reisen, und äußerte die Hoffnung, dass die Bauarbeiten an der Bahnstrecke zwischen Wittenberge und Karstädt bald abgeschlossen werden. Emma betonte, dass der Rufbus, der nur tagsüber zur Verfügung steht und nicht spontan bestellt werden kann, nicht den Bedürfnissen der Jugendlichen entspricht, und forderte mehr Veranstaltungen für junge Menschen in der Region.
Sophia brachte zudem den Wunsch nach einer attraktiveren Gestaltung der Region zur Sprache, um sicherzustellen, dass Jugendliche nach ihrer Ausbildung oder dem Studium zurückkehren wollen. „Wir liegen zwischen Hamburg und Berlin und haben großes Potenzial hier in der Prignitz“, meinte sie und kritisierte die schlechten Bedingungen in einigen Schulen, die dringend renoviert werden müssten.
Die vier Jugendlichen sind sich nicht sicher, was nach dem Abitur auf sie zukommt, haben jedoch den klaren Wunsch, in der Prignitz zu bleiben. Ihre aktiven Beiträge zu den Themen haben am Dienstag gezeigt, dass die politischen Forderungen der Jugend nicht ignoriert werden sollten.