In der norddeutschen Stadt Wittenberge könnte es demnächst auf zwei zentralen Verkehrsstraßen ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern geben. Diese Maßnahme ist Teil eines neuen Lärmaktionsplans, der von der Stadtverwaltung vorgestellt wurde. Mit diesem Schritt will die Stadt die Lärmbelastung für Anwohner reduzieren, die an stark befahrenen Straßen leben.
Die betroffenen Straßen sind die Perleberger Straße und die Lenzener Straße. Während auf der Perleberger Straße die gesetzlichen Lärmgrenzen sowohl tagsüber als auch nachts überschritten werden, sind die Daten für die Lenzener Straße derzeit nicht ausreichend dokumentiert. Deshalb bleibt ein Tempolimit dort vorerst aus, doch die Beschwerden von Anwohnern sind nicht zu überhören.
Messwerte im Fokus
Die Gesetze zur Lärmminderung verlangen, dass die täglichen Lärmpegel 65 Dezibel am Tag und 55 Dezibel in der Nacht nicht überschreiten. Diese Werte erweisen sich als problematisch für die Anwohner der Perleberger Straße, wo geschätzt über 110 Personen tagsüber und 70 Personen nachts betroffen sind. Felix Böttcher vom Sachgebiet Umwelt der Stadtverwaltung erklärte, dass eine Senkung der Geschwindigkeitsgrenze helfen könnte, diese Werte zu erreichen.
Die dafür verwendete Methode zur Lärmermittlung sorgt jedoch für Kontroversen. Kritiker bemängeln, dass die aktuellen Werte lediglich auf Schätzungen beruhen und keine konkreten Messungen an den Straßen durchgeführt wurden. Böttcher verteidigte die Methode des Brandenburger Landesamtes für Umwelt (LfU), das schalltechnische Modellrechnungen erstellt, die eine umfassende Datenbasis verwenden. Diese Technik zeige, dass eine Temporeduzierung zu einer signifikanten Abnahme der Lärmbelastung führen könnte.
Zukunft des Plans hängt vom Landkreis ab
Ob das Tempolimit wirklich kommt, entscheidet letztendlich die Straßenverkehrsbehörde des Landkreises. Trotz der Vorstellung des Plans bleibt unklar, inwiefern die Wünsche und Bedenken der Anwohner und Stadtverordneten berücksichtigt werden können. Rückblickend zeigt sich, dass frühere Lärmaktionspläne, darunter auch ein solcher aus dem Jahr 2015, nicht erfolgreich umgesetzt wurden, was den Glauben an die aktuellen Maßnahmen dämpft.
Zusätzlich gibt es unter den Ausschussmitgliedern Bedenken, dass der Durchgangsverkehr auf andere Straßen, wie die Parkstraße, ausweichen könnte, was die Lärmbelastung dort erhöhen würde. Auch gibt es Stimmen, die der Meinung sind, dass eine Verbesserung des Straßenbelags und eine Anpassung der Ampelschaltungen zur Reduzierung des Verkehrs- und Motorenlärms beitragen könnten.
Obwohl die Pläne umstritten sind, haben die Bürger bis zum 24. Oktober die Gelegenheit, ihre Meinung zu dem Lärmaktionsplan zu äußern. In dieser Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung können die Anwohner ihre Stellungnahmen einbringen, die bei der finalen Erstellung des Plans berücksichtigt werden. Der endgültige Lärmaktionsplan wird voraussichtlich Ende November veröffentlicht. Laut den Vorgaben des EU-Rechts sind alle Städte in Deutschland verpflichtet, solche Pläne zu erstellen, um die Lebensqualität der Bürger zu verbessern.