Havelberg. – Auf dem Marktplatz in Havelberg hallten bewegende Worte des Gedenkens an die Pogromnacht von 1938. Vertreter der Kommune, der evangelischen Kirchengemeinde und des Prignitz-Museums erinnerten an die schrecklichen Ereignisse und warnten vor der heutigen Relevanz von Antisemitismus und Ausgrenzung. Der Wunsch nach Frieden und Toleranz war allgegenwärtig.
Pfarrer Teja Begrich betonte, dass die Teilnehmer nicht nur der Vergangenheit gedenken, sondern auch die gegenwärtige Realität betrachten. „Welchen Raum nimmt Antisemitismus heute ein?“ fragte er eindringlich. Mathias Bölt, parteiloser Bürgermeister von Havelberg, bezeichnete die Pogromnacht als die dunkelste Nacht der Stadtgeschichte und mahnte die Verantwortung der heutigen Generation an. Gemeinsam mit Stadtrat Jürgen Kerfien legte er einen Kranz an der Stelle der ehemaligen Synagoge nieder, ein starkes Symbol des Gedenkens.
Erinnerungen an die Vergangenheit
Die schrecklichen Taten von vor 86 Jahren wurden durch eindringliche Berichte von Zeitzeugen lebendig. Antje Reichel, Leiterin des Prignitz-Museums, und Simone Dülfer lasen aus den Erinnerungen von Rudolf Benz, einem damaligen Oberschüler, der die Vertreibung jüdischer Familien miterlebte. Annette Eick berichtete von den verzweifelten Hoffnungen der Jugendlichen im Hachschara-Lager, die davon träumten, Deutschland zu verlassen. Antje Reichel kündigte an, dass ein Fotoalbum mit Aufnahmen aus dem Lager digitalisiert und Teil einer zukünftigen Ausstellung werden soll. Diese Erinnerungen sind nicht nur historische Dokumente, sondern auch ein eindringlicher Aufruf zur Wachsamkeit in der heutigen Zeit.