„Ich bin ein Zahlenmensch“, merkt Christel Frahm oft selbstbewusst an. Diese Leidenschaft zog sich durch ihr ganzes Berufsleben als Buchhalterin, voller Begeisterung und Engagement, die sie aus Perleberg mitbringt. Nun feierte sie ihren 90. Geburtstag im Herzen ihrer Familie, begleitet von Bürgermeister Axel Schmidt, der ihr die besten Wünsche der Stadt überbrachte. Dieser Anlass zeigt nicht nur den persönlichen Erfolg einer Frau, sondern auch, wie sich Lebenswege über Jahrzehnte erstrecken.
Besonders berührt ist die Familie von der Anreise von Enkel Max aus Australien. Er hatte keinen kurzen Weg zurückgelegt, um diesen besonderen Ehrentag seiner Oma zu feiern, was die starken familiären Bindungen symbolisiert, die trotz geographischer Distanz bestehen. „Ich finde es toll, Mama hat die 90 geschafft und sie ist noch so gut drauf“, äußert Tochter Tina. Dies zeigt die Freude, die ein hohes Alter mit sich bringen kann, besonders wenn die geistige Fitness erhalten bleibt.
Ein Leben in der Natur
Frau Frahm lebt seit über 53 Jahren in ihrem selbstgebauten Haus, ein Ort voller Erinnerungen an ihren verstorbenen Mann. Ihr Garten, ein schmaler, aber lang gezogener Raum, ist für sie ein wichtiger Teil ihres Lebens. Hier gedeihen Obst und Gemüse, und die wunderschönen, roten und weißen Rosen, die ihr Mann noch pflanzte, erfreuen nicht nur sie, sondern auch die Nachbarn. „Meine ganzen Nachbarn kriegen nach wie vor Tomaten von mir“, sagt sie mit einem Lächeln, was ihre Großzügigkeit und Verbundenheit zur Nachbarschaft unterstreicht.
In der Ruhe ihres Gartens genießt Christel Frahm die täglichen Herausforderungen des Alters, unterstützt von ihrer Familie und der Diakonie. Sie hat zwar ihre Sehkraft und Hörfähigkeit eingebüßt, bleibt aber geistig wach und interessiert. „Ich lese jeden Morgen die Zeitung, das ist ein festes Ritual“, so ihr Sohn Andreas.
Ein bewegtes Leben
Christel Frahm wurde nicht in Perleberg geboren, sondern in der Region Crossen/Oder, wo ihre Familie einen Bauernhof betrieb. Ihre Kindheit wurde durch die Flucht vor der Roten Armee 1945 geprägt, eine Zeit voller Entbehrungen und Schwierigkeiten. „Wir haben viel durchgemacht auf der Flucht“, erinnert sie sich. Der Verlust ihres Vaters, der nach Sibirien verschleppt wurde, stellte einen tragischen Wendepunkt in ihrem Leben dar. Mit ihrer Mutter und ihrem Bruder fand sie letztendlich den Weg in die Prignitz, weil sie dort Verwandte hatte.
In Quitzow lebten sie vorübergehend, wo Christel schließlich ihren späteren Mann kennengelernt hat. „Es war eine ganz schlimme Zeit. Wir waren total verarmt und verlaust“, beschreibt sie die harten Umstände, die sie durchleiden musste. Doch ihre Ehe im Jahr 1959 brachte Stabilität und Liebe in ihr Leben, wobei sie auch im Privatleben oft für die Finanzen und den Haushalt zuständig war.
Mit der Zeit wurde sie nicht nur als Buchhalterin zur Bezugsquelle für Zahlen, sondern auch im eigenen Zuhause zum Management. Diese strikte Aufgabenteilung mit ihrem Mann in Gartenarbeit und Finanzverwaltung prägte ihre Familie. Auch heute noch zieht sie die Freude aus der Bewältigung kleiner täglicher Herausforderungen und der Zuneigung, die sie durch ihre Familie erfährt.
Christel Frahm ist ein lebendiges Beispiel für Resilienz und Lebensfreude, trotz der Hürden, die das Leben zu bieten hat. Ihr 90. Geburtstag ist nicht nur ein persönlicher Erfolg, sondern auch ein Zeichen für die Stärke familiärer Bindungen und die Freude, die kleinen Dinge des Lebens.
– NAG