In der kleinen Gemeinde Tangendorf in der Prignitz hat die hiesige evangelische Kirche vor 70 Jahren ihre Türen geöffnet – ein bemerkenswerter Meilenstein in einer Zeit, in der die politische Lage eine Herausforderung darstellte. Dies ist nicht nur ein Datum in der Geschichte, sondern die Entstehung eines Gotteshauses, das aus dem Willen der Dorfbewohner hervorging, trotz widriger Umstände. Die Einweihung fand am 5. Dezember 1954 statt und gilt bis heute als bedeutender Moment für die Dorfgemeinschaft.
Hartmut Hanisch, der Ortsvorsteher von Tangendorf, hat eine persönliche Verbindung zu dieser Kirche. Er erinnert sich, wie die Gemeinde sich in einem unerschütterlichen Glauben zusammenschloss, um die Errichtung des Gotteshauses zu ermöglichen. „Sie ist die einzige Kirche in der Prignitz, die zu DDR-Zeiten gebaut wurde“, erklärt Hanisch, der hier aufwuchs und selbst in dieser Kirche konfirmiert wurde.
Der Weg zum Bau der Kirche
Die Bewohner von Tangendorf standen vor der Herausforderung, einen Ort des Gottesdienstes zu schaffen, nachdem sie jahrhundertelang zur Kirche in Seddin gehörten und oft einen langen Weg zurücklegen mussten, um an Gottesdiensten teilzunehmen. „Bei jedem Wetter sind die Leute fünf Kilometer gelaufen“, fügt er hinzu. Aus diesem Grund war der Bau der neuen Kirche ein bedeutender Schritt, um den Gemeindemitgliedern, besonders den älteren und kriegsversehrten Bürgern, den Zugang zu erleichtern.
Die Initiative für den Bau begann im Jahr 1953 mit dem Grundsteinlegung, die auf das Erntedankfest fiel. Innerhalb von nur sechs Wochen wurde das Richtfest gefeiert, was den Gemeinschaftsgeist der Dorfbewohner evidenz machte. Doch die Bauarbeiten waren nicht nur von Hoffnung, sondern auch von Trauer überschattet: Der Leiter des Bauausschusses, Albert Firus, verstarb unerwartet während der Feierlichkeiten.
Kulturelle Bedeutung und Feierlichkeiten
Fenster und Türen wurden durch eigene Hände geschaffen; die Steine kamen aus der nahegelegenen Ziegelei. Ein weiteres bemerkenswertes Ereignis ereignete sich nach der Einweihung: Ein Kruzifix, gestiftet von einem Baumeister, zerbrach am Todestag des Spenders – ein Vorfall, den viele als beklemmendes Omen betrachteten.
Heutzutage ist die kleine Kirche ein Ort des Zusammenkommens, wo mehrfach im Jahr Gottesdienste stattfinden. Der Prüfstein dieser Tradition ist das bevorstehende große Geburtstagsfest am 29. September, das mit einer festlichen Zeremonie begangen wird. Die Dorfbewohner von Tangendorf und dem benachbarten Hohenvier, die zusammen rund 120 Personen zählen, freuen sich auf diesen besonderen Anlass.
Der Festgottesdienst mit Pfarrerin Johanna Köster ist für 14 Uhr angesetzt und wird von einem geselligen Kaffeetrinken im Vereinshaus gefolgt. Ehemalige Pfarrer, die in der Gemeinde tätig waren, werden ebenfalls anwesend sein, um diesen besonderen Moment zu feiern. Es zeigt sich, dass die Tendenz zur Gemeinsinn und das spirituelle Leben in Tangendorf stark verankert sind, was durch den 70-jährigen Geburtstag der Kirche nachdrücklich unter Beweis gestellt wird.