Die Situation in der Baubranche, insbesondere in Ostdeutschland, hat sich in letzter Zeit drastisch verschärft. Der Bauindustrieverband Ost macht auf alarmierende Entwicklungen aufmerksam, die sowohl für Unternehmen als auch für die gesamte Gesellschaft von Bedeutung sind. Mit einem Rückgang der Auftragseingänge und einem Anstieg von Insolvenzen stehen viele Akteure in der Branche vor enormen Herausforderungen.
Wachsende Insolvenzen in der Baubranche
Ein besorgniserregender Trend zeigt sich in der steigenden Zahl von Insolvenzen im Bauhauptgewerbe. Seit 2020 sind diese in den neuen Bundesländern kontinuierlich gestiegen. Besonders drastisch war der Anstieg im ersten Quartal 2024, wo die Zahl der Insolvenzen mit 74 Fällen einen Anstieg von über 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal erreichte. „Die kontinuierliche Zunahme der Insolvenzen seit 2021 zeigt, dass die Branche zunehmend unter erheblichem wirtschaftlichem Druck steht“, erklärte Robert Momberg, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Ost.
Auftragseingänge auf niedrigem Niveau
Die Lage wird durch die gesunkenen Auftragseingänge noch verschärft. Laut dem Bauindustrieverband ist das Gesamtvolumen der Auftragseingänge von Januar bis Mai 2024 in Ostdeutschland nominal um 0,9 Prozent auf 7,53 Milliarden Euro gesunken. Dies liegt unter dem bereits niedrigen Wert des Jahres 2023 (7,6 Milliarden Euro). Im Hochbau sind massive Rückgänge zu verzeichnen, was viele Bauunternehmen dazu zwingt, ihre Projekte vorübergehend einzustellen.
Flexibilität im Bauprozess gefordert
Inmitten dieser Herausforderungen gibt es jedoch auch Hoffnung. Das Bundesbauministerium hat Maßnahmen ergriffen, um Planern und Bauherren die Einigung auf niedrigere Baustandards zu ermöglichen. Dieses Vorgehen könnte einen dringend benötigten Anstoß für die Branche bedeuten. „Positiv zu bewerten ist, dass der Gebäudetyp E hier Flexibilität im Bauprozess bietet“, sagte Momberg.
Pioniere des 3D-Drucks: Eine Chance für die Bauindustrie?
Eine neue Technologie, die potenziell die Bauweise revolutionieren könnte, ist der 3D-Druck. Der Bauindustrieverband Ost zeigt sich offen gegenüber dieser Innovation. Dennoch betont Momberg, dass der traditionelle Bauprozess nicht vollständig durch 3D-Druck ersetzt werden kann, da verschiedene Bauordnungen in den Bundesländern einen flächendeckenden Einsatz erschweren werden. Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat die Möglichkeiten des 3D-Drucks hervorgerufen und betont, wie wichtig diese Technologie für die Zukunft des Bauens in Deutschland sein könnte.
Ausblick auf die Bauwirtschaft
Die derzeitige Situation in der Bauinandersetzung zeigt eine besorgniserregende Tendenz, die nicht nur die Unternehmen betrifft, sondern auch Auswirkungen auf die Gesellschaft insgesamt hat. Das Münchner Ifo-Institut prognostiziert für 2026 einen weiteren Rückgang der neu gebauten Wohnungen auf lediglich 175.000 – das wären mehr als 40 Prozent weniger als im Jahr 2022. Das bringt nicht nur wirtschaftliche, sondern auch soziale Herausforderungen mit sich, da der Wohnraummangel in vielen Regionen Deutschlands bereits spürbar ist.
Der Bauindustrieverband Ost, der die Interessen von etwa 260 Bauunternehmen mit rund 20.000 Beschäftigten in Berlin, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt vertritt, sieht sich vor einer schweren Aufgabe. Es Bedarf dringend an neuen Lösungen und Innovationen, um den Herausforderungen in der Branche zu begegnen und die Wohnungsnot zu lindern.
– NAG