Am Samstag erlebte die Kieler Wunderino Arena ein sportliches Novum: Erstmals traf der THW Kiel auf den 1. VfL Potsdam in einem Duell der Handball-Bundesliga. Der THW, als deutscher Rekordmeister und seit 1973/74 ununterbrochen in der Bundesliga vertreten, spielte gegen die „Adler“ aus Brandenburg, die in dieser Saison erstmals in der höchsten Liga antreten. Die Ausgangslage ließ zumindest auf eine klare Dominanz des Teams aus Kiel schließen, denn der THW war vor dem siebten Spieltag mit 8:4 Punkten auf Rang sechs, während Potsdam noch ohne Punkte auf dem letzten Platz rangierte.
Das Spiel begann zwar mit einem druckvollen Kieler Auftakt, dennoch erwies sich Potsdam als überraschend widerstandsfähig. Trotz der Favoritenrolle konnte Kiel zu keinem Zeitpunkt die gewohnte Überlegenheit ausspielen. Am Ende triumphierten die Gastgeber jedoch mit einem 27:23 (13:11) und feierten damit ihren vierten Sieg in Folge, während sich die Potsdamer mit der sechsten Niederlage abfinden mussten. Ein durchwachsener Auftritt für den THW, der in diesem Match alle Kräfte mobilisieren musste.
Ein unerwarteter Spielverlauf
Bereits vor dem Anpfiff gab es für die Kieler gute Nachrichten: Nikola Bilyk, der lange Zeit wegen eines Muskelfaserrisses fehlte, sowie Elias Ellefsen A Skipagötu, der mit Patellasehnenproblemen zu kämpfen hatte, standen zum ersten Mal in dieser Saison wieder im Kader. Die Rückkehr der beiden Spieler wurde von den 10.053 Zuschauern begeistert aufgenommen. Leider fiel Bence Imre aufgrund eines Infekts aus, was die Zwangslage des Trainers Filip Jicha etwas komplizierte. Jicha, der beim vorhergehenden European League Spiel gefehlt hatte, sah sich mit vielen Herausforderungen konfrontiert, da die Potsdamer mehr als einmal das Spielgeschehen spannend machten.
Die ersten Spielminuten waren geprägt von defensiven Leistungen beider Teams. Besonders der Torhüter des THW, Andreas Wolff, zeigte eindrucksvolle Paraden. Unter anderem hielt er einen Siebenmeterwurf von Marvin Siemer und drei Würfe aus unmittelbarer Nähe. Trotz dieser starken individuellen Leistungen konnte der THW in der Offensive keinen wirklichen Lauf finden, was zu einem ausgeglichenen Spielverlauf führte: Nach 28 Minuten stand es 11:11. Die Kieler machten es sich unnötig schwer, und die Zuschauer mussten mit nervöser Anspannung das Geschehen verfolgen.
Erste Halbzeit mit knapper Führung
Nur in den letzten Minuten der ersten Halbzeit konnten sich die Kieler leicht absetzen. Dank der Tore von Patrick Wiencek und Magnus Landin ging der THW mit einer dünnen 13:11-Führung in die Pause. Der zweite Durchgang begann ähnlich, das Spiel blieb eng, bis Kiel in der 48. Minute beim Stand von 22:17 endlich klarer in Führung ging. Der Schwung schien aufseiten der Kieler, während die Potsdamer zunehmend die Kräfte schwanden.
Die Schwierigkeiten des 1. VfL Potsdam wurden im Verlauf des Spiels offensichtlich, da sie die Chancen, die sich boten, nicht nutzen konnten und trotz besserer Möglichkeiten kaum Tore erzielen konnten. Der THW kam am Ende, dank des disziplinierten Abwehrverhaltens und der Paraden von Wolff, zu einem letztlich verdienten Sieg.
Trotz des glücklichen Punktgewinns war die Euphorie im Kieler Lager gedämpft. Der Linksaußen Rune Dahmke äußerte sich kritisch: „Unsere beste Angriffsleistung war es heute nicht. Natürlich sind wir froh über die zwei Punkte, aber insgesamt müssen wir das viel flüssiger vortragen.“ Der 1. VfL Potsdam konnte trotz der Niederlage auf eine starke Leistung zurückblicken, wie Jannek Klein, der fünf Tore erzielte, bemerkte: „Wir wollten den THW ärgern und das haben wir auch lange geschafft. Hier wäre vielleicht sogar noch mehr drin gewesen, if nicht Wolff so stark gehalten hätte.“
Die einzelnen Statistiken des Spiels lesen sich für den THW Kiel wie folgt: Wolff (12 Paraden), Landin (4 Tore) und Johansson (7 Tore) waren die herausragenden Spieler. Auf Seiten des 1. VfL Potsdam waren Klein und Akapo mit jeweils 5 Toren die besten Werfer. Mit einer Schiedsrichterbilanz von 4 Siebenmetern für Kiel und 3 für Potsdam endete die spannende Partie, die den Zuschauern eine Menge an Dramatik und Spannung bot.