In Bernau, einer kleinen Stadt im nördlichen Berliner Umland, wird derzeit ein ungewöhnlicher Wahlkampf geführt. Am Marktplatz prangt eine große, aufblasbare Orange und die Bürger können sich über kostenlose Orangen und Orangensaft freuen. Péter Vida, der Kopf der Brandenburger Vereinigten Bürgerbewegungen/Freie Wähler, begegnet den Passanten in einem orangenen Poloshirt und verteilt fleißig Flyer. Am kommenden Sonntag stehen die Landtagswahlen an, und Vida könnte maßgeblich dafür verantwortlich sein, dass seine Partei wieder eine reelle Chance auf einen Platz im Landesparlament hat.
Péter Vida ist eine schillernde Figur. 2014 trat er erstmals in den Landtag ein und kämpfte seitdem für die Interessen seiner Wähler. Obwohl die Landtagsgruppe immer wieder vor Herausforderungen stand, schaffte es Vida, die Freien Wähler 2019 mit 5,0 Prozent ins Parlament zu bringen. Der Grundstein für seinen aktuellen Erfolg könnte jedoch in seiner einzigartigen Kampagnenführung liegen.
Kreative Wahlkampftaktiken
Indem er mit innovativen Ideen wie der „Dönerpreisbremse“ um Stimmen wirbt, sorgt Vida dafür, dass die Menschen ihn und seine Partei wahrnehmen. Diese Ideen, gepaart mit einem spielerischen Umgang mit dem eigenen Image, haben die Freien Wähler zu einem wichtigen Akteur in der Brandenburger Politik gemacht. Die Selbstbezeichnung „Die Orangen“ und die stimmige Visualisierung mit Orangen haben nicht nur die Sympathie vieler Bürger gewonnen, sondern auch die Konkurrenz dazu gebracht, ihn auf witzige Weise zu persiflieren. „Auch Orangen werden beim Schimmeln grün“, spottet sein Gegenkandidat Steffen John von der AfD.
Vida kommt diese Art der Auseinandersetzung zugute, bezieht er sich doch selbst als „Populist der Mitte“. In einem politischen Klima, das oft von extremen Ansichten geprägt ist, versucht er, die Stimmen der gemäßigten Wähler zu bündeln. Mit seinem Engagement für Themen, die die Bürger betreffen, will er im Mainstream ankommen, und das scheint zu funktionieren.
Die Erfolge der Freien Wähler sind nicht nur auf die Wahlkampfstrategie zurückzuführen. Vida hat durch hartnäckige Arbeit im Landtag deutlich gemacht, dass er auch in der Opposition Wirkung entfalten kann. Das wichtigste Beispiel hierfür ist die Abschaffung der Straßenausbaubeiträge in Brandenburg, ein zentraler Punkt seiner politischen Agenda.
Politische Ziele und Forderungen
Die Kandidate von BVB/Freie Wähler sind nicht nur in der Wortwahl vielfältig, sondern auch in ihren Anliegen. So fordern sie unter anderem eine Senkung der Grunderwerbssteuer und setzen sich für eine Steuerbefreiung von Arbeitseinkommen bis 2000 Euro im Monat ein. „Leistung muss sich wieder lohnen“, erklärt Vida und bringt damit seine Ideen auf den Punkt. Auch gegen die Erhöhung von Rundfunkgebühren und unrechtmäßig erhobene Beiträge wird klar Stellung bezogen.
Das Thema Energiepolitik ist ein weiteres wichtiges Feld für die Freien Wähler. Statt vermehrt auf Windkraft zu setzen, plädieren sie für Gasheizkraftwerke. Diese Position könnte in der angestrebten Koalitionsbildung entscheidend werden. Im Gespräch mit potenziellen Koalitionspartnern scheinen sowohl der amtierende Ministerpräsident Woidke als auch der CDU-Herausforderer Jan Redmann überzeugt, dass die Freien Wähler eine wertvolle Ergänzung in einer möglichen Regierung darstellen könnten.
Péter Vida ist sich der Herausforderungen bewusst, die ein weiteres Mandat mit sich bringen kann. Dennoch blickt er optimistisch auf die kommenden Wahlen. „Wenn es uns gelingt, im Landtag erneut Fraktionsstärke zu erreichen, wäre das ein historischer Moment für die Freien Wähler“, so Vida. Die Wahl am 22. September könnte entscheidend für die Zukunft seiner politischen Karriere sowie für die der Freien Wähler sein.
Für einen tieferen Einblick in die Aktivitäten und das politische Programm von Vida und den Freien Wählern lohnt sich ein Blick auf die umfassende Berichterstattung bei www.nordkurier.de.