Nach fast vier Dekaden schließt Claudia Ehrenhard das historische Wirtshaus „Lindenhof“ im Brandenburger Ortsteil Pätz. Der Grund dafür ist der Verkauf des Grundstücks, auf dem das Gasthaus steht, wie die Wirtin schweren Herzens erklärt. Sie führt die Kneipe nun schon seit 40 Jahren, und die Entscheidung hat sie tief getroffen.
Der „Lindenhof“, der einst seinen Ursprung in den 1920er Jahren hatte, war die letzte verbliebene Gaststätte von ehemals sieben im Ort. Ehrenhard schildert ihre Situation mit besorgter Stimme: „Meine Wohnung ist weg, meine Arbeit ist weg.“ Seit der Kündigung, die sie vor zehn Monaten erhielt, machten sich zahlreiche Gedanken über die Zukunft des „Lindenhofs“ breit.
Gemeindevertretung und Widerstand
Eine Wählervereinigung in der Gemeinde versuchte, den schleichenden Verlust des Lokals zu verhindern. Mit einem Antrag in der Gemeindevertretung wollte die Wählervereinigung WIR! eine Veränderungssperre erwirken, um die Gastronomie vorerst zu erhalten. Der Antrag wurde jedoch mit 14 zu 4 Stimmen abgelehnt. Thomas Irmer, Mitglied der Wählervereinigung, erklärte, dass eine solche Sperre der Gemeinde mehr Zeit gegeben hätte, über die Zukunft des Gastronomiebetriebs nachzudenken.
Doch der Antrag stieß auf Widerstand. Ein Teil der Gemeindevertretung sah darin einen Versuch der Enteignung und befürchtete, dass dies die Gemeinde langfristig finanziell schädigen könnte. Bürgermeister Roland Holm betonte, dass die Gemeindekassen leer seien und ein solcher Antrag die Möglichkeiten zur Entwicklung der Gemeinde schmälern könnte. „Wir können die Gaststätte nicht selbst kaufen“, sagte er und unterstrich die Schwierigkeiten, vor denen die Gemeinde nun steht.
Die Perspektive der Eigentümer
Die Eigentümer, die das Grundstück verkaufen, haben ebenfalls den Kontakt zur Wirtin und zu Gemeindevertretern gesucht, um mögliche Investoren zu gewinnen. Dennoch bleibt das Gasthaus ohne ein konkretes Kaufangebot. Auf die Frage des Vermieters, was geschehen solle, falls niemand Interesse an dem sanierungsbedürftigen Gebäude habe, äußerte sich Annette Lehmann, eine Gemeindevertreterin, besorgt: „Was, wenn diese Gebäude irgendwann einfach zusammenfallen?“
Die Schließung des „Lindenhofs“ steht für ein größeres Problem, das viele ländliche Regionen betrifft. Laut dem Hauptgeschäftsführer der DEHOGA Brandenburg ist in den letzten Jahren die Anzahl der Restaurants in Brandenburg signifikant gesunken, was nicht nur die Gaststätten-Kultur, sondern auch wichtige Treffpunkte in den Dörfern gefährdet.
Ehrenhard hofft dennoch auf ein Wunder und hat sogar Lotto gespielt. „Ich habe die Hoffnung, dass noch etwas passiert,“ sagt sie. Doch der Alltag ist bereits von der Traurigkeit und Unsicherheit überlagert. Am 29. September wird sie voraussichtlich zum letzten Mal die Türen ihres Gasthauses öffnen, um Schweinebraten und andere Gerichte zu servieren. Abschiedsfeiern liegen ihr fern; ihre Gedanken schweifen immer wieder zu den vielen Erinnerungen, die in den Wänden des „Lindenhofs“ stecken, während ihre Gäste an diesem warmen Samstagnachmittag nostalgisch in der Gaststube verweilen.
Die letzte Runde in einem Lokal, das viele gerne besuchen, ist ein emotionaler Abschied für die Gastwirtin und die ehemaligen Gäste des „Lindenhofs“. Ob diese Gaststätte, die ein Teil des Lebens vieler Pätzer war, irgendwann wieder aufblühen kann, bleibt ungewiss.