Potsdam/Berlin – In Brandenburg drängt das Gesundheitsministerium auf ein verbessertes Impfschutzsystem, nachdem zwei Fälle der gefährlichen Infektionskrankheit Diphtherie gemeldet wurden. Ein Sprecher des Ministeriums betonte, dass nur durch hohe Impfquoten eine Ausbreitung der Diphtherie verhindert werden kann. Besonders Erwachsene sind aufgefordert, ihren Impfstatus regelmäßig zu überprüfen.
Vor wenigen Tagen wurde ein Fall von Rachendiphtherie bei einem 10-jährigen ungeimpften Jungen registriert. Der kleine Patient musste intensivmedizinisch betreut werden und wurde invasiv beatmet, was auf die Schwere seiner Erkrankung hindeutet. Medienberichten zufolge erhielt er Behandlung in der renommierten Charité in Berlin. Auch das Gesundheitsamt im Landkreis Havelland führte eine Kontaktnachverfolgung durch, nach der ein weiterer Betroffener aus dem familiären Umfeld des Jungen bestätigt wurde. Diese Person hatte jedoch nur leichte Symptome, dank ihrer bestehenden Immunisierung.
Situation an der Schule des Jungen
Der betroffene Junge besucht eine Waldorfschule in Berlin, lebt jedoch im Havelland. Am 28. September erhielt die Schule die Nachricht über den Diphtheriefall und stand umgehend im Kontakt mit den Gesundheitsbehörden. Es wurde empfohlen, die engen Kontakte des Kindes zu testen, woraufhin die Mitschüler des Jungen vorübergehend vom Unterricht freigestellt wurden. Merten Bangemann-Johnson, Geschäftsführer der Schule, meldete, dass derzeit keine erhöhte Gefährdung an der Institution besteht.
Das Gesundheitsministerium hat festgestellt, dass die Impfquote bei Kindern in Brandenburg über dem bundesweiten Durchschnitt liegt, was zur Beruhigung beiträgt. Trotz der beiden Krankheitsfälle sieht der Sprecher des Ministeriums keinen Grund zur Panik und hebt die Solidarität in der Gemeinschaft hervor: „Es ist jedoch entscheidend, dass auch Erwachsene ihren Impfstatus regelmäßig prüfen lassen“, mahnte er.
Frühere Ausbrüche und aktuelle Zahlen
Diphtherie galt einst als eine der tödlichsten Krankheiten für Kinder. Im Jahr 1892 starben in Deutschland mehr als 50.000 Kinder an dieser Infektion. Mit der Einführung der Impfung im Jahr 1913 sank die Zahl der Infektionsfälle drastisch. Die Krankheit wurde über Jahrzehnte nahezu ausgerottet. In diesem Jahr gab es laut dem Robert Koch-Institut (RKI) 37 bestätigte Diphtheriefälle in Deutschland, darunter zwei in Berlin. Die Zahlen sind seit dem Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetzes im Jahr 2001 konstant niedrig geblieben, mit Ausnahme der Jahre 2022 und 2023, in denen über 100 Fälle registriert wurden.
Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Diphtherie-Impfung als Standardimpfung für Säuglinge und Kinder und rät Erwachsenen zur Auffrischung alle zehn Jahre. Die Symptome einer Rachendiphtherie beinhalten Halsschmerzen, Fieber, Atemprobleme und gegebenenfalls eine Mandelentzündung, die im schlimmsten Fall tödlich enden kann.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die aktuellen Diphtheriefälle in Brandenburg ein wichtiger Weckruf zur Stärkung des Impfschutzes sind. Die Gesundheitseinrichtungen sind aufgerufen, die Bevölkerung über die Relevanz der Impfungen aufzuklären, um die Ausbreitung der Krankheit weiter einzudämmen. Für weitere Informationen zu den medizinischen Hintergründen und den aktuellen Entwicklungen kann ein Blick auf die detaillierte Berichterstattung bei www.sueddeutsche.de geworfen werden.