Die Obstbauern in der Region Werder (Havel) im Kreis Potsdam-Mittelmark sehen sich in diesem Jahr mit dramatischen Ernteausfällen konfrontiert, insbesondere bei Kirschen. Diese Situation ist auf die extremen Wetterbedingungen im Frühjahr zurückzuführen, die viele traditionelle Obsternteernte erschwert haben. Das Problem begann mit einer frühzeitigen Blüte gefolgt von schockreichen Frostnächten im April, die die Blüten und jungen Früchte der Bäume erheblich beschädigten.
Mathildus van Dam, Betreiber des Van Dams Kirschenhofes, erlebt einen alarmierenden Totalausfall seiner Ernte. Normalerweise kann der Hof zwischen 6.000 und 20.000 Kilogramm Kirschen ernten. Doch in diesem Jahr erntet van Dam absolut nichts. „Das Wetter war einfach zu unberechenbar, und die Frostnächte in Verbindung mit dem bereits warmen Wetter zu Beginn des Jahres haben uns stark getroffen“, erklärt er. Insgesamt hat er etwa 4.000 Bäume, darunter 3.000 Kirschbäume.
Erntebedingungen und Ertragsschwankungen
Obwohl viele Obstbauern unter ähnlichen Erntebedingungen leiden, zeigen sich bei einigen Betrieben auch Lichtblicke. So kann Svetlana Riedel von Obstbau Riedel einige Kirschen ernten, dank der Überdachungen, die sie auf ihren Plantagen installiert hat. Ihre Birnenernte erreicht zwischen 30 und 50 Prozent, während die Kirschen auch nur rund 50 Prozent des möglichen Ertrags liefern. „Die Überdachung war entscheidend für den Schutz der Pflanzen“, betont Riedel.
- Pflanzen und Ernten sind stark wetterabhängig.
- Die Ernte von Äpfeln, Pflaumen und Kirschen fiel dieses Jahr stark betroffen aus.
- Schutzmaßnahmen wie Überdachungen können entscheidend für die Ernte sein.
Ein weiterer wichtiger Aspekt wurde von Petra Lack, der Geschäftsführerin des Großhandelsunternehmens Werder Frucht, angesprochen. Laut ihr sind die Erntezahlen in Ostdeutschland stark gesunken. Sie berichtet, dass viele Bauern fast vollständig auf ihre Ernte von Süßkirschen und Äpfeln verzichten müssen, mit nur zehn bis 20 Prozent Ertrag bei anderen Obstsorten wie Pflaumen und Zwetschgen. Diese Ernteausfälle sind für die regionalen Betriebe existenzbedrohend.
Die schlechte Ernte hat auch Auswirkungen auf die gesamte Branche. Der Sanddornanlage von Dorothee Berger zieht im Gegensatz dazu eine positive Bilanz. Aufgrund eines günstigeren Wetters und guter Befruchtungsbedingungen erwarten sie eine durchschnittliche Erntehöhe von 120 bis 150 Tonnen in diesem Jahr. Dies ist bemerkenswert, da sie normalerweise erst spät in der Saison mit der Ernte beginnen. Das Vertrauen in die Sanddornernte steht in starkem Kontrast zu den Schwierigkeiten der Kirschenernte.
Unterstützungsmaßnahmen für betroffene Betriebe
Angesichts der massiven Ernteausfälle bietet die Brandenburger Regierung den betroffenen Obstbauern finanzielle Unterstützung an. Für die kommenden Ernteausfälle wurden rund drei Millionen Euro in Aussicht gestellt. Das Ministerium für Landwirtschaft betont, dass die entsprechenden Richtlinien gerade in der Abstimmung sind, um den Bauern zu helfen.
Es wurde auch angemerkt, dass der Austausch zwischen dem Land und dem Bund fortlaufend ist. „Wir wissen um die schweren Zeiten, die viele Betriebe durchleben, insbesondere in Ostdeutschland“, sagt ein Sprecher. Anträge auf Unterstützung sind jedoch noch nicht eingegangen, da die bürokratischen Hürden so niedrig wie möglich gehalten werden müssen, um schnelle Hilfe zu gewährleisten.
Die Landwirte in Werder und Umgebung müssen sich nicht nur mit den unmittelbaren Folgen des schockierenden Wetterumschwungs 2024 auseinandersetzen, sondern auch mit den Herausforderungen des Marktes und der Suche nach nachhaltigen Lösungen, um zukünftige Ernteausfälle zu vermeiden.
Nachhaltige Praktiken im Obstbau
Die Herausforderungen, die die Obstbauern in Werder erleben, werfen auch einen Blick auf die Notwendigkeit nachhaltiger Praktiken in der Landwirtschaft. Viele Landwirte setzen mittlerweile auf umweltfreundliche Anbaumethoden, um nicht nur den Ertrag zu sichern, sondern auch die Umwelt zu schonen. Dazu zählen der Einsatz von Kompost und organischen Düngemitteln sowie die Integration von Mischkulturen, um die Biodiversität zu fördern.
In der Region Werder wurde vermehrt auf integrierte Pflanzenproduktion gesetzt. Diese Methoden kombinieren chemische und biologische Ansätze, um Schädlinge zu kontrollieren und die Ernteerträge zu maximieren. Die Zusammenarbeit mit lokalen Forschungseinrichtungen fördert den Austausch über innovative Techniken und Trends im Obstbau.
Wirtschaftliche Auswirkungen der Ernteausfälle
Die massiven Ernteausfälle in der Obstregion Werder haben nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf die Bauern, sondern auch auf die gesamte Wirtschaft der Region. Die Obsternte trägt erheblich zur Einkommenserzielung vieler Familien bei und unterstützt zudem lokale Unternehmen, die auf den Verkauf von Obst und nicht-verarbeiteten Produkten angewiesen sind. Insbesondere die stark betroffenen Betriebe müssen möglicherweise ihre Mitarbeiter entlassen oder deren Stunden reduzieren, was die lokale Beschäftigungslage weiter belastet.
Zudem könnten die Ernteausfälle auch zu höheren Preisen für Obstprodukte führen, was Verbraucher in der gesamten Region, und darüber hinaus, stärker belasten könnte. Laut dem Statistischen Bundesamt lässt sich eine Tendenz erkennen, dass Preisanpassungen in der Land- und Lebensmittelwirtschaft oft langfristige Konsequenzen haben.
Schutzmaßnahmen gegen Witterungseinflüsse
Die Obstbauern sehen sich aufgrund des sich verändernden Klimas und extremer Wetterereignisse gezwungen, innovative Schutzmaßnahmen zu entwickeln. Dazu gehören der Aufbau von Frostschutzsystemen, wie die bereits erwähnte Frostschutzberegnung, sowie der Einsatz von speziellen Folien, die Bäume vor Kälteeinbrüchen schützen. Einige Betriebe erwägen zudem die pflanzenbauliche Diversifikation, indem sie weniger wetteranfällige Obstsorten anpflanzen oder ihren Fokus auf den Anbau von Gemüse verlagern.
Experten von der Thünen-Institut weisen darauf hin, dass eine Anpassung der Anbaumethoden notwendig ist, um die Resilienz gegen den Klimawandel zu steigern. Langfristige Investitionen in nachhaltige Technik könnten helfen, die Anfälligkeit der Ernte zu reduzieren und gleichzeitig ökologische Fragestellungen zu adressieren.
Auswirkungen auf den Obstmarkt in Deutschland
Wie die Geschäftsführerin von Werder Frucht, Petra Lack, bemerkte, sind die Ernteausfälle in Werder nicht nur ein lokales Problem, sondern sie könnten auch größere Auswirkungen auf den deutschen Obstmarkt haben. Ostdeutschland ist bekannt für seine Obstproduktion, und ein erheblicher Rückgang könnte das nationale Angebot beeinflussen. Dies gilt besonders für Produkte, wie Kirschen und Äpfel, die aus dieser Region stammen und einen hohen Stellenwert bei den Verbrauchern haben.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) betont die Wichtigkeit, solche Ernteausfälle durch geeignete Maßnahmen und Hilfsprogramme abzufedern, um sowohl Landwirte als auch Verbraucher zu unterstützen. Ein stabiler Obstmarkt ist entscheidend für die Nahrungsmittelversorgung und die Preiskontrolle in Deutschland.
– NAG