Potsdam – Die Entwicklungen rund um die Lithium-Raffinerie in Guben, Brandenburg, werfen einen Schatten auf die Ambitionen des Bundeslandes, sich als Zentrum der Elektro-Mobilität zu positionieren. Das deutsch-kanadische Unternehmen Rock Tech Lithium hat große Pläne, welches mit dem Bau der ersten europäischen Anlage zur Umwandlung von Lithium in Lithiumhydroxid im nächsten Jahr beginnen möchte. Doch nun steht das Projekt vor einer finanziellen Hürde.
Ausbleibende Bundesmittel nicht nur für Rock Tech von Bedeutung
Die Entscheidung der Bundesregierung, das Projekt nicht mit den erwarteten 200 Millionen Euro zu fördern, bedeutet nicht nur einen Rückschlag für Rock Tech, sondern hat auch weitreichende Konsequenzen für die gesamte Elektro-Mobilitätsindustrie in Deutschland. Das Wirtschaftsministerium unter Robert Habeck (Grüne) begründete die Ablehnung mit Haushaltsengpässen. Diese Situation könnte die Bereitschaft weiterer Investoren, in den Ausbau der gesamten Branche zu investieren, stark beeinflussen.
Der Druck auf Rock Tech und die Suche nach Investoren
Rock Tech Lithium, das im vergangenen Quartal mit einem Verlust von über 5 Millionen US-Dollar kämpfte und aktuell über weniger als 11 Millionen US-Dollar an Finanzreserven verfügt, sieht sich nun gezwungen, alternative Finanzierungsmöglichkeiten zu erkunden. Das Unternehmen benötigt insgesamt 800 Millionen Euro, um das Projekt in Guben zu realisieren.
Optimistische Stimmen innerhalb des Unternehmens verweisen darauf, dass bereits Gespräche mit potenziellen Investoren stattgefunden haben. Parallel wird die Hoffnung geäußert, dass zum Beispiel eine Minderheitsbeteiligung des chinesischen Unternehmens Tianqi Lithium die finanzielle Grundlage für die Raffinerie sichern könnte. Dennoch ist ungewiss, ob solche Verhandlungen schnell genug zu einem positiven Ergebnis führen werden.
Ein Blick auf die Konkurrenz: Eile ist geboten
Während Rock Tech um finanzielle Unterstützung kämpft, rüstet die Konkurrenz auf. So plant das Unternehmen AMG Lithium, bereits im September mit einer neuen Raffinerie in Bitterfeld an den Start zu gehen, die eine Produktionskapazität für eine halbe Million Elektroautos pro Jahr besitzt. Rock Tech dagegen peilt mit seiner Raffinerie einen Produktionsstart im Jahr 2026 an, was in Anbetracht der Marktbedingungen äußerst knapp bemessen erscheint.
Chancen durch regionale Fördermittel und Chancen für die Industrie
Inmitten dieser Schwierigkeiten gibt es jedoch auch positive Signale: Das Land Brandenburg hat Rock Tech Fördermittel in Höhe von 90 Millionen Euro zugesichert, die jedoch an strenge Bedingungen geknüpft sind. Diese Mittel sind nur bis Ende des Jahres verfügbar und stehen unter dem Vorbehalt, dass die vollständige Finanzierung des Projektes garantiert ist.
Die gesamte Situation verdeutlicht die Herausforderungen im Bereich der Elektromobilität, wo Unternehmen nicht nur um finanzielle Mittel, sondern auch um die zeitliche Vorreiterrolle kämpfen. Brandenburg hofft, mit dieser wichtigen Investition nicht nur die Region zu stärken, sondern auch die Abhängigkeit von ausländischen Lithiumlieferanten zu verringern. Die kommenden Monate werden entscheidend dafür sein, ob Rock Tech in der Lage sein wird, die nötigen Investitionen zu sichern und seine Pläne in die Tat umzusetzen.
– NAG