Das DDR-Museum in Perleberg scheint auf den ersten Blick schlicht und unauffällig, doch wer die beiden grauen Gebäude am Rande der Innenstadt betritt, wird in eine faszinierende Zeitreise in die Vergangenheit entführt. Dieses besondere Museum, das 2006 von dem Ehepaar Gisela und Hans-Peter Freimark gegründet wurde, hält die Erinnerungen an eine vergangene Ära lebendig und zeigt beeindruckende Exponate und Kuriositäten aus der Zeit der Deutschen Demokratischen Republik (DDR).
Die Sammlung umfasst nicht nur alltägliche Gegenstände wie eine vollständige Wohnungseinrichtung aus der DDR, einschließlich einer Schrankwand, historische Fernseher oder Originalfahrzeuge wie „Trabis“ und Simson-Mopeds. Sie ist auch ein Zeugnis des Lebens und der Herausforderungen in der ehemaligen DDR, die Gisela und Hans-Peter Freimark über viele Jahre zusammengetragen haben. Seit ihrem Ruhestand zurück in Perleberg, haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, diese Erinnerungen für die nachfolgenden Generationen zu bewahren.
Die Gründung des Museums und die persönliche Geschichte der Betreiber
Die Begeisterung des Paares für die Geschichte ihrer Heimat und die bewegten Zeiten der DDR war der Anstoß zur Gründung des Museums. Hans-Peter Freimark, der 2020 verstarb, sammelte leidenschaftlich Gegenstände, die ansonsten möglicherweise vergessen gegangen wären. Er war als evangelischer Pfarrer aktiv, der als Jugendlicher bereits ins Visier der Staatssicherheit geraten war. Diese persönliche Geschichte spiegelt sich in der Sammlung wider, die auch Exponate wie Uniformen der Volkspolizei oder Utensilien aus der Zeit des Kalten Krieges umfasst.
Gisela Freimark schildert, dass ihr Mann stets ein Gespür dafür hatte, was für die Nachwelt wichtig sein könnte. „Die Ostalgie bedienen wir auch“, sagt sie. „Mein Mann konnte beim Sammeln nie nein sagen.“ Dennoch liegt der Fokus des Museums auf der Aufarbeitung und dem Vermitteln eines authentischen Gefühls für die Lebensrealitäten in der DDR. Dies geschieht auch mithilfe moderner Technologien, wie QR-Codes, die den Besuchern zusätzliche Informationen bieten.
Wichtige Bedeutung des Museums in der Region
Das DDR-Museum nimmt in Brandenburg eine besondere Stellung ein. Der Geschäftsführer des Museumsverbands Brandenburg, Arne Lindemann, hebt hervor, dass es über bedeutende Bestände zur DDR-Geschichte verfügt. Gerade die Verknüpfung mit der Lebensgeschichte von Gisela und Hans-Peter Freimark sorgt für eine einzigartige Perspektive auf die historische Aufarbeitung. Das Museum ist kein Ort der Nostalgie, sondern ein Raum des Lernens und der Reflexion.
Diese Erzählweise vom Alltag in der DDR und den Herausforderungen, mit denen Menschen damals konfrontiert waren, zieht das Interesse einer breiten Öffentlichkeit an. Trotz der reduzierten Anzahl an privat geführten DDR-Museen in Brandenburg, sind die Besucherzahlen regelmäßig hoch. Gisela Freimark leitet das Museum nun allein, unterstützt von einem 20-köpfigen Trägerverein. Monatlich besuchen etwa 150 Menschen das Museum, darunter viele Kinder und Jugendliche.
Gleichzeitig wird auf die Herausforderungen hingewiesen, die viele dieser Einrichtungen betreffen. Die persönliche Leidenschaft der Sammler ist oft nicht von Dauer, was konkret für die künftige Erhaltung dieser kulturellen Sammlungen eine große Herausforderung darstellt.
Die Reise der Freimarks war nicht immer leicht. Gisela Freimark erinnert sich an kritische Stimmen, die dem Ehepaar vorwarfen, Nostalgie zu fördern oder die DDR mit dem Nationalsozialismus gleichzusetzen. Dennoch hat die Zeit gezeigt, dass ihr Engagement geschätzt wird. Der Passus „Die Wahrheit hat Zeugen nötig“ hinterlässt den Eindruck, dass das Museum auch eine wichtige Stimme in der Aufarbeitung der Vergangenheit ist. Nach dem Tod ihres Mannes erhielt Gisela Freimark Unterstützung und Anerkennung für ihre Arbeit, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz.
Ausblick auf die Zukunft
Was die Zukunft des DDR-Museums betrifft, bleibt abzuwarten, wie es weitergehen wird, sobald Gisela Freimark nicht mehr in der Lage ist, die Verantwortung zu tragen. Der Generationswechsel ist ein zentrales Thema in der Museumslandschaft, insbesondere bei privat geführten Museen. Es ist wichtig, frühzeitig Nachwuchs zu gewinnen, um das kulturelle Erbe lebendig zu halten.
Das DDR-Museum in Perleberg steht für weit mehr als nur Ausstellungsstücke; es ist ein Ort, der einen Diskurs über Vergangenheit und Erinnerung anregt – besonders in einer Zeit, in der Ost-West-Unterschiede wieder an Bedeutung gewinnen und viele nach einer vermeintlich „guten alten Zeit“ sehnen. Für eine weiterführende Erkundung der Entwicklung von DDR-Museen und deren Bedeutung lassen sich zahlreiche Informationen auf www.tagesspiegel.de finden.
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