Am Lausitzring hat ein spannendes Projekt offiziell das Licht der Welt erblickt: Wissenschaftler der BTU Cottbus-Senftenberg haben einen innovativen Lieferroboter vorgestellt, der in Zukunft vor allem ältere Menschen in ländlichen Regionen versorgen soll. Bei der Präsentation rollte der Roboter gemächlich mit seiner ersten Fracht an: einer Packung Eier und einer Tüte Gummibärchen. Dieser erste Schritt markiert den Beginn eines ehrgeizigen Vorhabens, das nicht nur in der Lausitz, sondern auch in weiteren abgelegenen Dörfern umgesetzt werden soll.
Sylvio Simon, ein Vertreter des Fachgebiets Werkzeugmaschinen, betont, dass der Roboter in der Lage sein soll, Waren selbstständig auszuliefern. Die Nutzer können sowohl Bestellungen aufgeben als auch Waren versenden. Um das nötige Fundament für dieses Vorhaben zu schaffen, kooperiert die BTU unter anderem mit der TU Bergakademie Freiberg und erhält Fördermittel in Höhe von 2,6 Millionen Euro vom Bundesverkehrsministerium.
Technische Herausforderungen und Lösungen
Ein zentrales Thema beim Bau des Roboters ist die Zugänglichkeit der Transportbox. Diese soll so gestaltet werden, dass die Klappen leicht zu bedienen sind, ohne dass große technische Vorkehrungen erforderlich sind. Das Ziel ist es, auch Menschen ohne Smartphone den Zugang zu ermöglichen. Für die Flexibilität der Transportbox ist es notwendig, dass sie unterschiedlich große Pakete sicher befördern kann, sei es ein ganzer Wasserkasten oder nur eine Milchflasche. Aber nicht nur die Konstruktionsmerkmale sind entscheidend: Es gibt auch Probleme mit dem Antrieb des Roboters. Aktuell muss dieser alle ein bis zwei Stunden aufgeladen werden. Daher wird über die Möglichkeit nachgedacht, von einem rein elektrischen Antrieb auf wasserstoffbasierte Brennstoffzellen umzustellen.
Darüber hinaus soll eine eingebaute Kamera dem Roboter helfen, die Umgebung zu erkennen und mögliche Nutzer zu identifizieren. Dieses zusätzliche Feature könnte auch die Sicherheit erhöhen, da die Kamera nicht nur den Verkehr überwacht, sondern auch sicherstellen kann, dass die richtigen Personen die Lieferung entgegennehmen.
Soziale Überlegungen und die Einsamkeit der Nutzer
Ein besonders innovativer Aspekt des Projekts betrifft die sozialen Interaktionen, die der Roboter fördern könnte, jedoch sind auch Bedenken hinsichtlich der Einsamkeit der Nutzer aufgekommen. Juliana Noack-Napoles vom Fachgebiet Erziehungswissenschaften warnte, dass der Einsatz solcher Technologien potenziell dazu führen könnte, dass besonders ältere Menschen noch isolierter werden, da sie weniger Anreize hätten, ihr Zuhause zu verlassen. „Das große Thema ist Einsamkeit, das erhebliche gesundheitliche und gesellschaftliche Auswirkungen hat“, erklärt sie und beleuchtet die Schattenseite der Technologie. Diese Bedenken sind umso dringlicher, da viele potenzielle Nutzer skeptisch gegenüber Technik und Smartphones eingestellt sind.
Trotz dieser Ängste hofft Noack-Napoles auf positive Entwicklungen. Sie sieht im Roboter die Chance, neue soziale Impulse zu setzen. „Vielleicht wird eine ältere Dame, die sonst alleine ist, einen Kuchen zu einer Nachbarin schicken“, führt sie an. Diese kleinen Gesten könnten dazu beitragen, den sozialen Kontakt aufrechtzuerhalten, auch wenn die Form des Kontakts sich verändert.
Das Projekt, das auf eine dreijährige Forschungsphase anlegt, zielt darauf ab, den Roboter direkt in den Dörfern der Lausitz zu testen. Simon sieht die rechtlichen Rahmenbedingungen als die nächste Herausforderung, die es zu bewältigen gilt, um das System schlussendlich zuzulassen. „Das ist nur eine Frage der Gesetzgebung“, stellt er klar.
Für mehr Informationen zu diesem Projekt und seinen Entwicklungen können Interessierte einen detaillierten Bericht hier auf www.rbb24.de lesen.