Ein Koffer mit einer bewegenden Geschichte ist nach 85 Jahren zurück in Cottbus! Dieses besondere Stück gehört zu einer jüdischen Familie, die 1939 vor den Nationalsozialisten floh. Ab sofort ist der Koffer im Stadtmuseum Cottbus zu bestaunen, ein eindrucksvolles Zeugnis des Schicksals vieler jüdischer Bürger aus der Region, die in den späten 1930er Jahren ihre Heimat verlassen mussten.
Der Historische Heimatverein Cottbus hat sich intensiv dafür eingesetzt, dass dieser Koffer zurück in die Lausitz gelangt. Ursprünglich wurde er Anfang des Jahres einem Mann aus der Schweiz angeboten, der das historische Artefakt in einem Trödelgeschäft entdeckte. Florian Bassani aus Lugano erkannte den Wert des Koffers sofort und wusste, dass er nicht einfach zu einem Wohnzimmertisch umfunktioniert werden durfte. Der Name Samuel Neumann und der Vermerk „Santiago de Chile“ weckten sein Interesse und führten ihn auf die Spur der Neumanns, einer jüdischen Familie aus Cottbus.
Die Flucht der Neumanns
Samuel und Thekla Neumann lebten seit 1927 in Cottbus. Samuel war als Kaufmann tätig, doch die Pogromnacht zwang die Familie zur Flucht. Sie mussten nahezu ihr gesamtes Vermögen aufgrund der „Reichsfluchtsteuer“ und der „Auswandererabgabe“ zurücklassen. Der Weg führte sie nach Chile, wo sie Teil einer großen Gruppe von etwa 13.000 deutschen Juden wurden, die in diesem Land Zuflucht suchten. Die genauen Umstände des Lebens der Neumanns sind jedoch bis heute unklar. Ihre Tochter Edeltraut erhielt die chilenische Staatsbürgerschaft, während die Eltern vermutlich in den 1960er Jahren nach Europa zurückkehrten und in der Schweiz sowie später in Deutschland lebten.
Aktuell führt die Stadt Cottbus weitere Recherchen über die Familie Neumann durch, um mehr über ihr Leben in Cottbus und den Verlauf ihrer Flucht zu erfahren. Der Koffer ist nicht nur ein historisches Relikt, sondern auch ein Symbol für die bewegenden Schicksale der jüdischen Gemeinde in der Region.