Am Freitag, den 6. September 2024, findet ein bemerkenswerter Vortrag im Gotischen Haus in der Ritterstraße 86 statt, der sich mit dem Leben und den Werken des Künstlers Paul Goesch beschäftigt. Von 18:30 bis 20:00 Uhr wird Dr. Thomas Röske, der Leiter der Sammlung Prinzhorn, die Bedeutung von Goeschs Arbeiten im Kontext der einzigartigen Kunstsammlung beleuchten, die in der Heidelberger Psychiatrie entstand.
Die Sammlung Prinzhorn, benannt nach dem Arzt und Kunsthistoriker Hans Prinzhorn, der von 1919 bis 1921 in der Heidelberger Psychiatrie eine bedeutende Sammlung aufbaute, bezieht sich auf Kunstwerke, die von psychiatrischen Patientinnen und Patienten aus ganz Deutschland geschaffen wurden. Diese Sammlung trägt nicht nur zur Kunstgeschichte bei, sondern bietet auch tiefgehende Einblicke in die psychische Verfassung und die kreativen Ausdrucksformen der damaligen Zeit.
Paul Goeschs Werke und ihre Bedeutung
Paul Goesch (1885-1940), ein herausragender Vertreter der sogenannten „Arztkunst“, hat einen wesentlichen Teil seiner Arbeiten in die Sammlung eingebracht, noch während Prinzhorns Lebenszeit. Unter den Exponaten befindet sich ein umfangreiches Skizzenbuch, das die kreative Entwicklung und künstlerischen Techniken Goeschs dokumentiert. 2015 erhielt das Museum eine beachtenswerte Schenkung von 350 Zeichnungen und Gouachen aus dem Familienbesitz von Goesch, die einen tiefen Einblick in seine Kunst und seine Themen geben.
In dem Vortrag wird Dr. Röske die speziellen Merkmale und Techniken von Goeschs Arbeiten analysieren und sie in den Kontext der gesamten Heidelberger Sammlung einordnen. Dies ist von großer Bedeutung, da Goeschs Werke nicht nur ästhetisch ansprechend sind, sondern auch ein Licht auf die Herausforderungen werfen, vor denen Kunstschaffende mit psychischen Erkrankungen standen.
Zusätzlich wird der Vortrag im Rahmen der laufenden Ausstellung „Ich werde berühmt!“ im Stadtmuseum Brandenburg an der Havel stattfinden, die bis zum 29. September besucht werden kann. Diese Ausstellung präsentiert insgesamt 35 Originalwerke von Paul Goesch, darunter 14 Werke aus der Sammlung Prinzhorn.
Projekt und Kooperationen
Das Ausstellungsprojekt ist eine enge Zusammenarbeit zwischen der Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde und dem Stadtmuseum Brandenburg an der Havel. Ziel dieser Kooperation ist es, das Verständnis und die Wertschätzung für Künste von Menschen mit psychischen Erkrankungen zu fördern und die oft vergessene Geschichte dieser Künstler ans Licht zu bringen.
Für Interessierte stehen auf der Webseite www.paul-goesch.de weiterführende Informationen zur Verfügung, die sich sowohl auf die Ausstellung als auch auf Begleitprogramme beziehen. Diese Initiative fördert nicht nur das Bewusstsein für die Kunstgeschichte, sondern bietet auch eine Plattform der Erinnerung und Reflexion über die gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen diese Kunstwerke entstanden sind.
Die Veranstaltung im Gotischen Haus verspricht, ein wichtiger Bestandteil dieser bedeutenden kulturellen Debatte zu sein und einen wertvollen Beitrag zum Verständnis der kunsthistorischen Erbschaft von Paul Goesch und seinen Zeitgenossen zu leisten.
– NAG