Brandenburg an der Havel. In den Jahren 1978 und 1979 erlebte Ernst Teuber, ein gläubiger Christ aus Brandenburg an der Havel, einen Albtraum: Die Stasi, der gefürchtete Geheimdienst der DDR, hatte ihn im Visier. Teuber, damals als mutmaßlicher Bibelschmuggler verdächtigt, wurde „zur Klärung eines Sachverhalts“ in die Kreisdienststelle bestellt. „Da wurde ich durch die Mangel gedreht“, erinnert sich der 88-Jährige. Die Stasi sah in ihm einen Verbindungsmann zu einem Schmuggelstützpunkt in der Stadt, wo Bibeln und religiöse Schriften in russischer Sprache heimlich verteilt wurden.
Die Tarnbezeichnung für diese Bibeln? „Bohnen“. Teuber und seine Frau Ruth nutzten diesen Begriff, um die verbotenen Schriften an sowjetische Soldaten zu bringen. Trotz des Verbots waren sie entschlossen, den Glauben zu verbreiten. Die sowjetische Militärabwehr war jedoch auf der Hut und arbeitete eng mit der Stasi zusammen, um die illegalen Aktivitäten zu unterbinden. Zwei sowjetische Soldaten wurden als Spitzel auf die Teubers angesetzt, während die Stasi eigene Informanten einsetzte, um die Bibellieferungen zu stoppen.
Die geheime Wäscherei
Im Hinterhof der Wäscherei am Neustädtischen Markt 14, die ausschließlich für die sowjetischen Streitkräfte arbeitete, versteckten die Glaubensschwestern Charlotte und Hildegard Technow die Bibeln in Wäschekörben. Diese riskante Mission wurde von der Stasi genau überwacht. Charlotte Technow, die als Wäschereileiterin fungierte, war eine Schlüsselperson im Bibelschmuggel und wurde später von der Zollfahndung festgenommen. Sie gestand und wurde nur mit einer Geldstrafe belegt, während die Wäscherei geschlossen wurde.
Die Stasi-Offiziere in Brandenburg feierten ihren vermeintlichen Erfolg: „Eine Beeinträchtigung des Ansehens der Sowjetarmee wurde damit beseitigt“, schrieben sie in ihrem Abschlussbericht. Doch die Realität war anders. Trotz aller Bemühungen blieb der Bibelschmuggel ein hartnäckiges Problem, und die DDR fungierte weiterhin als Umschlagplatz für christliche Literatur. Teuber und seine Frau erinnern sich noch immer an die „Bohnen“ und die gefährlichen Zeiten, in denen sie für ihren Glauben kämpften.
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