Brandenburg an der Havel erlebt derzeit eine angespannte Situation hinsichtlich der Verfügbarkeit von Fachärzten, insbesondere im Bereich der Augen- und Hautmedizin. Trotz der offiziellen Aussage der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB), dass die Region mit diesen Fachärzten ausreichend versorgt sei, zeigen zahlreiche Umfragen und persönliche Erfahrungen, dass Neupatienten oft vor großen Hürden stehen.
Die Umfrage zum Familienkompass, an der rund 600 Teilnehmer aus Brandenburg an der Havel teilnahmen, verdeutlicht das Problem: Viele Befragte äußerten, dass sie Schwierigkeiten haben, einen Termin bei einem Facharzt zu bekommen, wobei 72,1 Prozent der Meinung sind, dass neue Patienten abgewiesen werden und 68,7 Prozent Schwierigkeiten haben, Termine zu ergattern. Besonders Augenärzte und Hautärzte fehlen vielen Bürgern, wie die Zahlen von 70,2 Prozent und 56,4 Prozent zeigen.
Fachärztemangel trotz rechnerischer Überversorgung
Rechnerisch scheint es in der Region ausreichend Fachärzte zu geben. Der Versorgungsgrad für Hautärzte liegt bei 118 Prozent, während er für Augenärzte bei 118,6 Prozent beträgt. Dies bedeutet, dass theoretisch mehr Ärzte vorhanden sind, als tatsächlich benötigt werden. Doch für Neupatienten ist diese Statistik wenig hilfreich, da viele Praxen keine neuen Patienten aufnehmen.
Eine 69-jährige Frau, die nach mehr als 20 Jahren in die Stadt zurückkehrte, schildert ihre leidvolle Erfahrung bei der Facharztsuche. Anfänglich suchte sie einen Lungenarzt und entschloss sich, dafür nach Potsdam zu fahren. Ihre Bemühungen, einen Augenarzt zu finden, gestalteten sich als besonders frustrierend. „Da bin ich von einem zum anderen gerannt, keiner nahm neue Patienten auf“, berichtet sie. Letztendlich hatte sie Glück, als sie erfuhr, dass ein neuer Arzt die Praxis übernommen hatte, was ihr die Möglichkeit auf einen Termin eröffnete.
Technologische Hürden für Neupatienten
Die Problematik wird zusätzlich durch die Online-Präsenz vieler Praxen verstärkt. Auf den Websites wird oft vermerkt, dass zurzeit keine neuen Patienten aufgenommen werden. Zum Beispiel heißt es auf der Seite der Augenärzte am Gesundheitszentrum Brandenburg: „Zurzeit sind keine Aufnahmen von Neupatienten möglich“. Selbst die dort praktizierenden Hautärzte bitten die Interessierten, sich erst Anfang 2025 wieder zu erkundigen.
Das Bild wird noch trister, wenn man die Akutsprechstunden betrachtet. Diese sind häufig nur für bekannte Patienten zugänglich, was bedeutet, dass Neuankömmlinge keine Möglichkeit haben, dringende medizinische Hilfe zu erhalten. Positiv zu vermerken ist die Augentagesklinik in der Packhofstraße, die offene Sprechtage für Patienten ohne einen behandelnden Arzt anzeigt, jedoch sind aktuell keine Termine dafür verfügbar.
Die Situation in Brandenburg an der Havel wirft eine Reihe von Fragen auf, die die Gesundheitsversorgung betreffen. Bürger, die neu in der Region sind oder waren, stehen häufig vor der Herausforderung, schnell einen geeigneten Arzt zu finden. Dies könnte sich in den kommenden Monaten möglicherweise weiter zuspitzen, da der Rückgang an verfügbaren Arztterminen sich negativ auf die allgemeine Gesundheitsversorgung auswirken kann. Die genannten Statistiken könnten somit irreführend sein, wenn man berücksichtigt, wie schwer es für neue Patienten ist, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, was in einem aktuellen Artikel auf www.maz-online.de ausführlich behandelt wird.