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Bewegende Lesung im Gießener Theater: Briefe nach dem Terroranschlag

Im Stadttheater Gießen fand eine eindrucksvolle Lesung des Buches „Gleichzeit“ statt, die direkt nach dem schockierenden Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023 organisiert wurde. Diese Veranstaltung sollte an die Auswirkungen des Anschlags erinnern und die emotionalen und persönlichen Perspektiven der beiden Autoren, Sasha Marianna Salzmann und Ofer Waldman, beleuchten. Die Lesung zog zahlreiche Interessierte an und sorgte für einen tiefen Eindruck bei den Zuhörern.

Die Veranstaltung wurde von Levent Kelleli und Izabella Radic gestaltet, die authentisch die Briefe und Chats zwischen den beiden Autoren vortrugen. Im Fokus stand der Versuch von Salzmann und Waldman, die ungewissesten Veränderungen in ihrer Umgebung zu begreifen und ihren Alltag inmitten des globalen Chaos zu reflektieren. In den beschriebenen Korrespondenzen schildern sie ihre täglichen Erlebnisse, die von wachsendem Antisemitismus und den emotionalen Herausforderungen, die damit einhergehen, geprägt sind.

Lebensrealitäten der Autoren

Sasha Marianna Salzmann, eine in Berlin lebende Theaterautorin und mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin, beleuchtet in ihren Briefen die Herausforderungen, denen sie als Jüdin gegenübersteht. Sie berichtet von persönlichen Angriffen und der klaren Sichtbarkeit von Antisemitismus in ihrem sozialen Umfeld. Für Salzmann ist die Angst um ihre Sicherheit ein ständiger Begleiter, was deutlich macht, wie stark sich die Wahrnehmung des eigenen Ichs in der aktuellen politischen Klima verändert hat.

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Waldman hingegen, der 2018 mit seiner Familie nach Israel zurückkehrte, erzählt von seinen neuartigen Erfahrungen im Vergleich zu seinem früheren Leben in Deutschland. Seine Berichte sind gefüllt mit kleinen Fluchten aus der bedrückenden Realität seines Alltags, dazu gehört beispielsweise das Einstellen seines Standortes im Handy auf Deutschland. Dies verhindere, dass er Warnungen vor Angriffen erhalte und ermögliche ihm gleichzeitig, sich bei einer Brahms-Symphonie zu entspannen, während er zur Familie nach Tel Aviv fährt. Doch die Realität holt ihn ein: Tragische Nachrichten über den Verlust von Freunden und die Sorgen seiner Mutter um die Enkelkinder mögen seine Versuche der Flucht nur temporär mildern.

Der Austausch zwischen den beiden Autoren ist von einer tiefen Freundschaft und einem klaren Verständnis für die Herausforderungen geprägt, die sich aus ihrer jüdischen Identität und den damit verbundenen gesellschaftlichen Spannungen ergeben. Salzmann beschreibt eindringlich ein Treffen mit einem Freund, der eine erschreckende Welle antisemitischer Äußerungen über sie ergiess, was zu einem aufschlussreichen Dialog über die Wurzeln solcher Gefühle führt.

Die Lesung im Gießen und ihre Wirkung

Die Lesung des Stadttheaters bot den Zuhörern nicht nur einen Einblick in die persönlichen Kämpfe der Autoren, sondern auch eine Reflexion über die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. Am Ende der Lesung, die etwa eine Stunde dauerte, lag eine bleibende Stille über dem Publikum, als die Zuhörer den ehrlichen Applaus zögerlich anstimmten und schließlich in schweigender Nachdenklichkeit auseinander gingen.

Die Veranstaltung war mehr als nur eine Lesung; sie war ein Ausdruck der Trauer und des Unbehagens gegenüber den politischen und sozialen Umwälzungen, die die beiden Autoren direkt betreffen. Salzmanns und Waldmans Worte schaffen eine kritische Auseinandersetzung mit Antisemitismus und Erinnerungen an die Schrecken des Holocausts, was in den gegenwärtigen Diskussionen von grundlegender Bedeutung ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Lesung im Gießener Stadttheater eine wichtige Plattform für den Dialog über Antisemitismus und die menschliche Erfahrung in Krisenzeiten bildete. Ein Bericht darüber findet sich auch auf www.giessener-anzeiger.de.


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