Die Berliner Verwaltung sieht sich in einer prekären finanziellen Lage. Seit einem Jahr ist klar, dass drastische Einsparungen notwendig sind, doch die Fortschritte in der Flächenoptimierung scheinen minimal. Der mächtige Hauptausschuss des Parlaments, bekannt für seine intensiven Verhandlungen über den Landeshaushalt, zeigt sich zunehmend frustriert über die mangelnden Maßnahmen zur Reduzierung der Betriebskosten für Ämter und Dienststellen.
Ein deutliches Zeichen für die Dimension des Problems ist der Raumverbrauch der Verwaltung. Berlin benötigt für seine Ämter eine Fläche von insgesamt 1,7 Millionen Quadratmetern, was das 42-fache der Fläche des Hauptterminals des Flughafens BER entspricht. Insbesondere kritisiert der haushaltpolitische Sprecher der Grünen, André Schulze, dass viele Entscheidungsträger den Ernst der Lage nicht richtig erkennen. Ähnlich sieht es der CDU-Experte Christian Goiny, der weitere Maßnahmen fordert, um die kostenintensive Verwaltung zu reformieren.
Zu hohe Flächenbelegung
Die Probleme werden zusätzlich durch die aktuelle Raumnutzungsverordnung verstärkt, die eine Fläche von 15,4 Quadratmetern pro Arbeitsplatz vorsieht. In Berlin liegt dieser Wert jedoch bei durchschnittlich 21 Quadratmetern. Besonders auffällig ist, dass die Strafverfolgungsbehörden mit 33,2 Quadratmetern pro Mitarbeiter weit über dem zulässigen Limit liegen. Während die Feuerwehr Ausnahmen bildet, scheint die Notwendigkeit für eine flächendeckende Reduktion in anderen Bereichen nicht vollständig erkannt zu werden.
Trotz der vorhandenen Herausforderungen hat die Senatsverwaltung für Finanzen im April 2024 klar betont, dass keine neuen Mietverträge für Verwaltungsflächen abgeschlossen werden, um Druck auf die bestehenden Strukturen auszuüben. In einem vertraulichen Dokument wird den Bezirken die dringende Notwendigkeit zur Entwicklung von Konzepten zur Flächenreduzierung ans Herz gelegt.
Die Umsetzung dieser Maßnahmen, so zeigt eine Abfrage des rbb in den zwölf Berliner Bezirken, erfolgt jedoch nur zögerlich. Während einige Bezirke mit der Erstellung von Flächenkonzepten beschäftigt sind, bleibt die Antwort von Bezirk Mitte aus, und Neukölln hat überhaupt kein Konzept vorgelegt. Einige Bezirke, so wie Friedrichshain-Kreuzberg, kündigen ihre Pläne für 2025 an, was die Dringlichkeit einer schnellen Lösung in Frage stellt.
Geringe Einsparpotentiale
Ein aktuelles Beispiel für die Schwierigkeiten der Bezirke zeigt die Situation in Spandau, wo drei bisher angemietete Gebäude aufgegeben werden sollen. Die jährliche Einsparung liegt jedoch nur bei 1,42 Millionen Euro und die Umsetzung wird sich bis mindestens 2030 hinziehen. Auch andere Senatsverwaltungen struggle mit der Optimierung ihrer Flächen; die Stadtentwicklungsverwaltung plant, Mitarbeiter in einem neu sanierten Gebäude zusammenzuführen, doch scheint eine tiefgreifende Optimierung noch in weiter Ferne.
Die Linke fordert einen radikalen Kurswechsel, um den Herausforderungen einer modernen Arbeitswelt, inklusive Home Office und Desk-Sharing, gerecht zu werden. Christian Goiny von der CDU sieht einen Kulturwandel als entscheidend an, um die Verwaltung effizienter und anpassungsfähiger zu machen. André Schulze von den Grünen sieht einen echten Kurswechsel seit der Ankündigung vor einem Jahr nicht und warnt vor unrealistischen Einsparungen im Millionenbereich.
Die Finanzkrise der Berliner Verwaltung wird nun somit nicht nur durch hohe Ausgaben, sondern auch durch einen überdimensionierten Raumverbrauch gekennzeichnet. Trotz der vorgelegten Schwächen bleibt abzuwarten, wie effektiv diese Sparmaßnahmen in der Praxis umgesetzt werden, vor allem im Hinblick auf die oft zähen internen Strukturen der Bezirke. Weitere Entwicklungen, insbesondere bezüglich der notwendigen Flächeneinsparungen sowie den politischen Reaktionen, sind unverzichtbar, um die finanziellen Herausforderungen zu meistern, die die Hauptstadt in der Zukunft bestehen sehen wird.
Für mehr Informationen zu den Details der finanziellen Entwicklungen in Berlin, können Sie den ausführlichen Bericht auf www.rbb24.de nachlesen.
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