Im kleinen Dorf Baek, das zur Gemeinde Groß Pankow gehört, treffen sich leidenschaftliche Züchter von Simmental-Rindern zum jährlichen Bundesrassetreffen der Fleckvieh-Züchter. Unter den Teilnehmern ist auch der beeindruckende Koloss Ursus, ein 1200 Kilo schweres prämiertes Rind. Trotz einer Verletzung, die ihm bei einem vergangenen Begattungsvorgang zugefügt wurde, bleibt seine Bedeutung als Samenspender unbestritten.
Die Verletzung von Ursus, der gegenwärtig humpelt, wirft einen Schatten auf das Treffen. Er hat sich während der letzten Zuchtaktion die Hüfte verletzt und benötigt Rehabilitation nach einem Aufenthalt in einer Hannoveraner Tierklinik. Ein Rinderzüchter bemerkte, dass das bereits elfjährige Rind „etwas abgebaut und an Masse verloren hat“, doch seine Begehrtheit als Samenspender ist nach wie vor gegeben. Während er den Simmental-Damen nur schüchterne Blicke zuwirft, lässt sich die Vorliebe für diese Rasse nicht leugnen.
Die Wurzeln der Rinderzucht
Die Erfolgsgeschichte der Rinderzüchter Manfred und Marco Glaser begann vor gut zwanzig Jahren, zur Zeit der BSE-Krise, die die Branche stark herausforderte. Manfred Glaser, der in der DDR als Industrieanlagenbauer arbeitete, kehrte mit dem Wunsch zurück, die Familientradition fortzusetzen. Sein Sohn Marco absolvierte eine Lehre als Landwirtschaftsmeister und gemeinsam züchteten sie Simmentaler Rinder, eine weltweit geschätzte Rasse.
Die Glaser Familie konnte sich in der Zucht einen bedeutenden Ruf in der Prignitz erarbeiten, was angesichts der Widrigkeiten, die die Landwirtschaft in Deutschland durchlebt, bemerkenswert ist. Der Standort Baek bietet ihnen die Möglichkeit, ihre Leidenschaft umzusetzen und ihren Betrieb weiterzuentwickeln. Die Zucht hat sich zu einem zentralen Bestandteil ihres Lebens entwickelt und trägt zur Erhaltung dieser wertvollen Rasse bei.
Kritik an der aktuellen Agrarpolitik
Die anwesenden Züchter äußern beim Treffen auch ihre Bedenken bezüglich der gegenwärtigen Landwirtschafts- und Umweltpolitik in Deutschland. Die allgemeine Stimmung schwankt zwischen Enttäuschung, Wut und Frustration über die als einseitig empfundene politische Ausrichtung. Die Züchter fordern eine bessere Berücksichtigung ihrer Interessen und zeigen sich besorgt über die negativen Auswirkungen, die die aktuellen Regelungen auf kleinere Betriebe haben.
Einer der Hauptkritikpunkte ist die Rückgängigmachung von Maßnahmen zur Melioration, was bedeutet, dass bestehende Fortschritte in der Bodennutzung und -wertsteigerung bedroht sind. Diese Entwicklung destabilisierte nicht nur die Landwirtschaft, sondern verschärfte auch die bürokratischen Hürden und finanziellen Belastungen, die viele Betriebe dazu zwingen könnten, aufzugeben.
Einsicht im Landwirtschaftsausschuss
Siegbert Winter von der SPD, der als Vertreter des Landwirtschaftsausschusses des Prignitzer Kreistages an dem Treffen teilnahm, bekundete Verständnis für die Sorgen der Landwirte. Er betonte: „Ich habe heute wieder einiges gelernt.“ Besonders schade, so ergänzte er, seien wiederholte Diebstähle von Weidezauntechnik und Solar-Equipment, die für die Züchter hohe Kosten verursachen.
Die Züchter appellieren an die Politik, ihre Stimme zu nutzen, um bessere Bedingungen zu schaffen und eine nachhaltige Entwicklung der Landwirtschaft zu fördern. Der Anspruch auf einen fairen Dialog bleibt trotz der Herausforderungen bestehen. In diesem Kontext dokumentiert das Treffen in Baek die Weichenstellungen, die die Rinderzucht und die Kleinbetriebe in Deutschland nachhaltig beeinflussen können.
Eine detaillierte Berichterstattung über die Situation der Rinderzüchter und deren Herausforderungen finden Sie hier auf www.nordkurier.de.
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