Groß Pankow. Aktuell finden in der Prignitz, genauer gesagt in Seddin, einem Teil von Groß Pankow, bedeutende archäologische Ausgrabungen statt. Dabei wurden bereits mehrere Häusergrundrisse entdeckt, die spannende Einblicke in das Leben der Bronzezeit bieten. Die Archäologen haben etwa 2000 Quadratmeter Fläche geöffnet und erste Funde deuten auf eine komplexe Siedlung hin.
Die Archäologen, unter der Leitung von Immo Heske von der Universität Göttingen, nutzen neben modernen Techniken auch bewährte Methoden. Ursprünglich kam ein Bagger zum Einsatz, doch aufgrund der zahlreichen Funde wurde entschieden, manuell weiterzuarbeiten, um die Funde besser zu dokumentieren. Mit viel Geduld und Präzision werden Schichten um Schichten des Erdbodens abgetragen.
Interesse überregional geweckt
Das Interesse an der Ausgrabungsstätte ist groß. Franz Schopper vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege hebt hervor: „Der Blick ist national und international auf Seddin gerichtet.“ Sogar Vertreter des britischen Guardian haben sich angekündigt, um über die Aufschlüsse zu berichten. Die Ausgrabungen bringen nicht nur neue Erkenntnisse über die Bronzezeit, sondern fördern auch die regionale Entwicklung.
Durch die Ausgrabungen entstehen außerdem neue Arbeitsplätze in der Region. Der Landkreis plant die Schaffung von drei neuen Stellen, um die bürokratischen Herausforderungen zu bewältigen, die mit solch bedeutenden Funden verknüpft sind. Christian Fenske, der für Wirtschaft und Bau zuständig ist, erklärt die Notwendigkeit dieser Stellen, um Besucher zu dem archäologischen Hotspot zu führen und die Wege zu verbessern.
Häuser aus der Bronzezeit: Ein Einblick
Die Ausgrabungen geben bereits wertvolle Einblicke in die Lebensweise der damaligen Bewohner. Funde von verkohlten Eicheln und Rispenhirse deuten darauf hin, dass die Bevölkerung sich vornehmlich von Pflanzenkost ernährte. Zudem zeigt sich, dass die Bauweise der Häuser durch technische Einrichtungen wie Ofen- und Herdplatten geprägt war. Diese Funde geben den Wissenschaftlern nicht nur Aufschluss über die Ernährung, sondern auch über die Lebensweise und Kultur der damaligen Zeit.
Eine zentrale Frage beschäftigt die Archäologen: Wie lebten die Menschen in der Siedlung? Es wird angenommen, dass zwischen 200 und 300 Personen gleichzeitig in der Gemeinde lebten, hauptsächlich Metallgießer, Zimmerer, Landwirte und Handwerker.
Die Region erweist sich als wichtiger Handelsort. Der Fluss Stepenitz könnte bereits zur Bronzezeit befahrbar gewesen sein, was die Vermutungen über Handelsaktivitäten in dieser Region weiter erhärtet.
Im kommenden Jahr werden die Ausgrabungen in Richtung Stepenitz fortgeführt. Das Ziel ist es, die Arbeiten fortzusetzen und gleichzeitig den Tourismus durch innovative Ansätze wie Virtual Reality zu fördern. Durch diese Maßnahmen sollen die Ergebnisse der Ausgrabungen einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden.
Für Interessierte wird es am 15. Oktober Führungen an der Ausgrabungsstätte geben, und am 16. Oktober findet ein Vortrag im Museum Perleberg statt, der die neuesten Erkenntnisse und Entwicklungen der Grabungen beleuchtet. Diese Veranstaltungen bieten die Möglichkeit, mehr über die faszinierenden Entdeckungen und deren Bedeutung für die Region zu erfahren.
Für detaillierte Informationen zu den Ausgrabungen in der Prignitz, siehe www.maz-online.de.