Am Dienstag wurde in Berlin ein historischer Moment gefeiert: Nach 82 Jahren kehrten Bücher aus dem Besitz der von den Nazis ermordeten jüdischen Sportlegende Lilli Henoch (1899-1942) in die Familie zurück! Diese kostbaren Bücher wurden in der Nachkriegszeit in der Synagoge am Fraenkelufer in Kreuzberg entdeckt und sind nun in den Händen von Henochs Nachfahren Marc Mendelson, der sich aktiv für die Aufarbeitung der Familiengeschichte und das Gedenken an die Opfer engagiert.
Henoch war nicht nur ein international gefeierter Leichtathlet, sondern auch eine Pionierin des Sports. Sie trainierte ab 1919 beim Berliner Sport-Club (BSC) und wusste als Diskuswerferin, Kugelstoßerin, Weitspringerin und Handballspielerin zahlreiche Titel und Rekorde zu erzielen – insgesamt wurde sie zehnmal deutsche Meisterin! Trotz ihrer Erfolge musste Lilli 1933 den BSC verlassen und widmete sich weiterhin dem Sport, unterrichtete an einer jüdischen Volksschule und trainierte eine Handballmannschaft im „Jüdischen Turn- und Sportclub 1905“. Tragisch endete ihr Leben 1942, als sie mit ihrer Mutter von den Nazis deportiert wurde. Die beiden wurden nur wenige Kilometer vor Riga ermordet.
Ein bedeutendes Forschungsprojekt
Die Rückgabe der Bücher ist Teil eines größeren Forschungsprojekts an der Moses Mendelssohn Akademie in Halberstadt, das die Herkunft der Bücher und deren ursprünglichen Eigentümer ergründet. Gefördert wird das Projekt durch das Deutsche Zentrum für Kulturgutverluste sowie die Moses Mendelssohn Stiftung Berlin und Unternehmer Manfred Wolff. Die Bücherübergabe fand in der Landesvertretung Sachsen-Anhalts statt und symbolisiert nicht nur die Rückkehr wertvollen Kulturguts, sondern auch den unermüdlichen Kampf um die Erinnerung an die Opfer des Holocaust. Henochs Vermächtnis lebt weiter, und ihre Geschichte wird durch die Rückgabe ihrer Bücher wieder ins Licht gerückt!