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Krisendienst Berlin: „Ich will so nicht mehr leben!“ – Ein Aufruf zur Hilfe

Am Welttag der Suizidprävention enthüllt Krisenberater Winfried Glatz, dass kaum jemand den Wunsch hat, sich das Leben zu nehmen, sondern vielmehr verzweifelt nach Auswegen aus seiner unerträglichen Lebenssituation sucht, während die Suizidraten in Berlin und Brandenburg seit 2017 alarmierend steigen.

Jedes Jahr wird am 10. September der „Welttag der Suizidprävention“ begangen, initiiert von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der International Association for Suicide Prevention (IASP) im Jahr 2003. An diesem Tag soll das Bewusstsein für das Thema Suizid geschärft werden und Menschen mit Suizidgedanken sollen ermutigt werden, Hilfe zu suchen. Aktuelle Statistiken aus Berlin-Brandenburg zeigen einen besorgniserregenden Anstieg der Suizidzahlen seit 2017, was die Dringlichkeit der Thematik unterstreicht. Allein im Jahr 2022 nahmen sich in Berlin 447 Menschen das Leben, während in Brandenburg 363 Suizidfälle registriert wurden.

Winfried Glatz, ein Mitarbeiter des Krisendienstes in Berlin-Pankow, erfährt in seinem Arbeitsalltag oft, wie verzweifelt Menschen sind, die keinen Ausweg mehr sehen. Im Interview erklärt er, was er in solchen Situationen unternimmt, um Betroffenen zu helfen. Wenn jemand anruft und Suizidgedanken äußert, stellt er zunächst viele Fragen, um das Maß der Gefahr besser einschätzen zu können.

Die Bedeutung des Auftrags

Für Glatz ist es entscheidend, mit den Anrufern in Kontakt zu treten. Ein zentraler Punkt ist, dass sich viele Menschen, die anrufen, eher nicht in einem akut gefährlichen Zustand befinden. Oft bedeutet die Tatsache, dass sie Hilfe suchen, bereits, dass sie an einer Wandlung interessiert sind. Glatz hebt hervor, dass es wichtig ist, die Ursachen hinter den Suizidgedanken zu verstehen. „Kaum ein Mensch hat den Wunsch, sich zu töten. Sondern eher: Ich möchte so nicht mehr leben“, so seine Aussage.

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Er betont, dass es nicht nur um die negativen Gedanken geht. Es sei wichtig, auch positive Anker zu identifizieren, wie etwa Familie oder Hobbys, die den Betroffenen Halt geben. Wenn jemand äußert, dass er oder sie aus der aktuellen Situation entkommen möchte, kann es hilfreich sein, Alternativen aufzuzeigen, wie beispielsweise eine Auszeit zu nehmen oder Unterstützung bei der Bewältigung der Probleme zu suchen.

Die Herausforderung bestünde oft darin, dass viele Männer aus Normen heraus weniger dazu neigen, Hilfe zu suchen, selbst in schwierigen Zeiten. Glatz beschreibt ein Geschlechterdisparität bei Suizidgedanken und -versuchen: Während Frauen häufiger Hilfe in Anspruch nehmen, entscheiden sich Männer oft für drastischere Methoden. Dies kann zum Teil auf gesellschaftliche Erwartungen zurückgeführt werden, dass Männer ihre Probleme alleine und durch Handeln lösen sollten.

Statistik und Trends

Die aktuellen Daten belegen das besorgniserregende Bild: Vor allem ältere Menschen sind vom Suizid betroffen. Die höchste Zahl an Suiziden wird in den Altersgruppen 60 bis 70 und 80 bis 90 Jahren registriert. Diese demografische Entwicklung hat weitreichende Auswirkungen, denn sie zeigt auf, dass gerade Menschen in diesen Altersgruppen oft isoliert sind.

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Es ist besonders alarmierend, dass in dieser Region mehr Menschen durch Suizid sterben als durch Verkehrsunfälle, was den gesellschaftlichen Handlungsbedarf verdeutlicht. In Betrachtung der jüngsten Statistiken sind die stetig steigenden Zahlen eine Herausforderung für die Gesellschaft, die sich mit präventiven Maßnahmen auseinanderzusetzen hat.

In den Gesprächen mit Betroffenen empfiehlt Glatz nicht nur Hilfe in Form von Therapie, sondern auch Gespräche mit Angehörigen. Die Einbeziehung von Freunden oder Familienmitgliedern kann entscheidend sein, um eine Vertrauensbasis zu schaffen und den Betreffenden zu stabilisieren. Anti-Suizid-Pakte, in denen Betroffene sich zusichern, bis zu einem festgelegten Zeitpunkt keine Selbstschädigung zuzulassen, werden ebenfalls als Präventionsmaßnahme in Betracht gezogen.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Suizidprävention eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Angebote wie der Krisendienst sind wichtige Anlaufstellen für Betroffene, die in ihrem Leben nicht mehr weiter wissen.

Für diejenigen, die selbst von Suizidgedanken betroffen sind oder jemanden kennen, der in einer Krise steckt, gibt es umfangreiche Hilfsmöglichkeiten. Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr erreichbar und bietet Hilfe an, die oft einen entscheidenden Unterschied im Leben eines Menschen machen kann. Die Telefonseelsorge ist anonym erreichbar unter 0800 111 0 111 und 0800 111 0 222, ergänzt durch weitere Kontaktstellen für Kinder und Jugendliche.

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