Am Samstag zeigte sich in Berlin erneut der tief gespaltene Diskurs rund um das Thema Abtreibung. Sowohl Gegner als auch Befürworter dieser Thematik versammelten sich rund um das Brandenburger Tor, um ihre Stimmen lautstark zu erheben. Eine wichtige Höhepunkt war der „Marsch für das Leben“, der von den Abtreibungsgegnern organisiert wurde und bei dem es zu einem kurzzeitigen Zwischenfall kam, als etwa 16 Personen mit lautstarken Parolen die Bühne der Veranstalter stürmten.
Die Polizei schätzte, dass an dem Marsch etwa 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer teilnahmen, während die Veranstalter von einer noch höheren Zahl von 4.500 bis 5.000 Menschen sprachen. Im Kontrast dazu versammelten sich bei der Gegendemonstration des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung bis zu 420 Menschen.
Ein starkes Zeichen setzen
Die Kundgebung der Lebensschützer machte auch in diesem Jahr von prominenten Unterstützern aus der katholischen Kirche Gebrauch. Unter ihnen waren Bischöfe wie Rudolf Voderholzer aus Regensburg und Matthias Heinrich, Weihbischof in Berlin. Die Vorsitzende des Bundesverbandes Lebensrecht, Alexandra Linder, äußerte sich besorgt über die sinkenden Geburtenzahlen und ansteigenden Abtreibungszahlen. Ihrer Meinung nach sei die Gesellschaft auf einem gefährlichen Weg, da viele Frauen Schwierigkeiten hätten, einen Platz in den bereits immer rarer werdenden Geburtsstationen zu finden. “Wir wollen eine lebensbejahende Gesellschaft”, forderte sie eindringlich.
In einem Grußwort brachte Erzbischof Nikola Eterovic, der Vertreter des Papstes in Deutschland, eine positive Botschaft der Einheit zum Ausdruck. Er betonte: „Jeder ist gewollt, jeder ist geliebt, jeder ist gebraucht!“
Der Konflikt eskaliert
Die friedliche Atmosphäre erhielt jedoch einen abrupten Dämpfer, als die kleinere Gruppe von Aktivisten die Bühne während der Abschlusskundgebung stürmte. Ihre Botschaft war klar und kam bei vielen Anwesenden nicht gut an: „My body, my choice, raise your voice!“ Zurück gedrängt von der Polizei, hinterließen sie einen Eindruck von der Intensität sowie der Emotionalität, die hier auf dem Spiel stand.
Die Gegendemonstration selbst war Teil einer größeren Bewegung und wurde von dem queer-feministischen „What the Fuck“-Bündnis organisiert, das ebenfalls am Morgen in Berlin aktiv war und rund 200 Menschen mobilisierte. Hierbei forderten die Demonstranten u.a. die Streichung des Paragrafen 218 aus dem Strafgesetzbuch, der Schwangerschaftsabbrüche streng reguliert und in bestimmten Fällen mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden kann. “Kinder oder keine, das entscheiden wir alleine!” skandierten sie, was auf ein starkes Bedürfnis nach Selbstbestimmung hinweist.
Die größere Gegendemonstration war zudem als Auftakt für eine Aktionswoche für sichere Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland gedacht. Diese Woche, die am 28. September mit dem Internationalen Safe Abortion Day gipfelt, hat zum Ziel, mehr Bewusstsein für die Rechte und Entscheidungen von Frauen zu schaffen.
Seit Jahren nimmt der „Marsch für das Leben“ in weltweit etwa 20 Hauptstädten Gestalt an, stets begleitet von der Unterstützung des Papstes und diverser politischer Akteure. Trotz der hitzigen Debatte bleibt die Hauptintention der Veranstaltung, ein vorrangiges Statement für das Leben abzugeben, wobei die unterschiedlichen Standpunkte von Befürwortern und Gegnern die Komplexität der Thematik deutlich machen.
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