In Neukölln, Berlin, hat die Linkspartei ein Angebot ins Leben gerufen, das sich direkt mit den drängendsten sozialen Problemen der Bürger beschäftigt. Das Konzept, das als Vorbild die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) hat, bietet sogenannte Sozialsprechstunden an, die jedem offenstehen, unabhängig von dessen Anliegen. Ob es um Schwierigkeiten mit dem Jobcenter, dem Vermieter oder anderen Behörden geht, die Menschen sind eingeladen, ihre Sorgen direkt zu schildern.
Die Initiative wurde im Mai gestartet und erfreut sich bereits einiger Nachfrage. An einem Tisch in der Geschäftsstelle arbeitet das Team um Sarah Nagel und Tony Pohl, die den Ratsuchenden tatkräftig unterstützen. Ein Beispiel ist ein Mann, der schon seit Monaten obdachlos ist und verzweifelt Hilfe sucht. „Ohne ein Zimmer kann man nicht arbeiten“, erklärt Pohl und inszeniert seine Vermittlung mit einer Lösung, die den Betroffenen voranbringt.
Direkte Unterstützung für Bedürftige
Die Sozialsprechstunden finden mittwochs und freitags statt und bieten eine Plattform für viele, die auf Hilfe angewiesen sind. Immer wieder kommen Menschen mit ähnlichen Schicksalen, die Hilfe bei Amtsgängen oder beim Schreiben von Briefen benötigen. Ein zentrales Element der Beratungen ist das Verständnis, dass viele der Ratsuchenden große Schwierigkeiten haben, sich im bürokratischen Dschungel zurechtzufinden.
Für die Sozialberater ist es wichtig, dass den Menschen konkrete Wege aufgezeigt werden. Wer beispielsweise mit seinem Vermieter in Konflikt steht oder finanzielle Unterstützung benötigt, wird systematisch durch mögliche Lösungen geleitet. Wichtiger Bestandteil der Hilfe ist auch ein Sozialfonds, den die Abgeordneten selbst mit einem Teil ihres Gehaltes unterstützen. Dieser fonds wird auf Antrag für Dinge verwendet, die sonst nicht finanziert werden können, wie etwa dringend benötigte Möbel.
Allerdings ist der Fonds bisher kaum in Anspruch genommen worden. Es gibt strenge Kriterien für die Vergabe von Geldern, und meist stellen die Berater fest, dass es tatsächlich rechtliche Ansprüche gibt, die es zu nutzen gilt. Sarah Nagel betont, dass es oft Alternativen zur finanziellen Unterstützung gibt – eine wertvolle Erkenntnis für alle Beteiligten.
Die Beratungen sind für die Linkspartei nicht nur eine Form praktischer Hilfe, sondern auch ein Mittel, um wieder näher an die Basis zu rücken und sichtbar zu bleiben. Es gibt auch Bedenken innerhalb der Partei, da einige Mitglieder der Meinung sind, dass die Hilfe nicht politisch genug sei. Dennoch sehen die Beratenden in diesen Aktionen eine wichtige politische Arbeit.
Vorbereitung auf den Parteitag
Der bevorstehende Parteitag am Freitag wird entscheidend sein. Mit einem Fokus auf die Themen Wohnen und Mieten möchte die Partei ihre Sichtbarkeit erhöhen und sich gegen den „sozialen Kahlschlag“ zur Wehr setzen. Organisierte Mieterversammlungen sind ein weiteres Ziel der Initiativen. Koçak und sein Team zeigen sich optimistisch, was die Wirkung ihrer Bemühungen betrifft.
In den wöchentlichen Sprechstunden ist es nicht nur das gesprochene Wort, das zählt, sondern auch die Handlungskompetenz. Koçak bietet Beratung, strukturiert die Anliegen und verleiht den Ratsuchenden das Gefühl, nicht allein zu sein. „Wir möchten, dass die Menschen wissen, wo sie mit ihren Problemen hingehen können“, sagt er. Dies schafft nicht nur ein Gefühl von Sicherheit, sondern fördert auch das Vertrauen in politische Strukturen.
Die Sozialsprechstunden verkörpern den Ansatz der Linkspartei in Neukölln, der es ermöglicht, nah an den Bedürfnissen der Leute zu arbeiten. Dies könnte nicht nur für die lokale Gemeinde, sondern auch für die gesamte Partei bedeuteten, eine neue Richtung einzuschlagen und vermehrt auch in anderen Bezirken ähnliches zu initiieren. Wie taz.de berichtet, sehen die Aktiven dies als Möglichkeit, auf die Bedürfnisse der Wähler intensiver einzugehen und echte Veränderungen im Alltag herbeizuführen.
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