Die aktuelle Haushaltssperre der Berliner Regierung hat erhebliche Auswirkungen auf die Kinder- und Jugendreisebranche in Brandenburg. Diese Maßnahmen, die darauf abzielen, finanzielle Belastungen für den Landeshaushalt zu vermeiden, führen dazu, dass Berliner Schulen vorerst keine Klassenfahrten mehr buchen können. Ein Schreiben der Verwaltung informierte Schulleitungen darüber, dass keinerlei neue Verträge abgeschlossen werden dürfen, die zukünftige Kosten nach sich ziehen könnten, insbesondere im Hinblick auf Reisekosten für Lehrer.
Für Provider in Brandenburg ist die Situation beunruhigend. Berliner Gruppen stellen häufig einen wesentlichen Teil ihres Umsatzes dar. Marcus Hirschberg, Sprecher des Landesverbandes Berlin-Brandenburg des Deutschen Jugendherbergswerks, hebt hervor, dass in vielen Einrichtungen Berliner Schulklassen bis zu 60 Prozent der gesamten Buchungen ausmachen. Insbesondere das familiengeführte Erholungszentrum „KJF Prieros“ in Dahme-Spreewald ist stark von den Absagen betroffen, was zu Sorgen um zukünftige Geschäfte führt.
Störungen im Buchungsprozess
Derzeit befinden sich Schulen in der Buchungsphase für 2025, und die Unsicherheit der Lehrer und Eltern über die Erreichbarkeit von Reservierungen hat bereits zu einem Rückgang der Anfragen geführt. Stephan Matt, Geschäftsführer von KJF Prieros, berichtet: „Die Anfragen von Berliner Schulklassen sind rückläufig, aber wir sind auf Planungssicherheit angewiesen.“ Ein Großteil der Einrichtungen ist oft bis zu zwei Jahre im Voraus vollständig ausgebucht, und die übliche Nachfrage aus Berlin könnte bald durch stärkeren Wettbewerb von anderen Bundesländern in Gefahr sein.
Trotz der Erschwernisse zeigen viele Jugendherbergen in Brandenburg Flexibilität, um die Buchungen offen zu halten. Laut Hirschberg nehmen Berliner Lehrer und Elternvertreter häufig Kontakt auf, um nach freien Plätzen zu fragen. Um diese Anfragen zu bedienen, bieten viele Jugendherbergen unverbindliche Reservierungen an, um den Berliner Klassen trotz der angespannten finanziellen Lage entgegenzukommen.
Aber auch das Konzept der Freiplätze, die bei bestimmten Buchungszahlen zur Verfügung stehen, wird als Lösung angesehen. Diese Möglichkeit wird in verschiedenen Einrichtungen angeboten und bietet Lehrern eine Aussicht auf Planungssicherheit.
Auswirkungen auf Unterrichtsangebote
Die Haushaltssperre führt jedoch nicht nur zu Unsicherheiten hinsichtlich der Buchungen, sondern beeinflusst auch die Art der durchgeführten Klassenfahrten. Lehrkräfte berichten von einem Zwang zum Sparen, was häufig kürzere Reisen zur Folge hat. Eine Lehrerin aus Potsdam, die mit ihrer Klasse in die Bremsdorfer Mühle fährt, erklärt, dass die Gesamtkosten pro Schüler für eine vier-tägige Reise bei 200 Euro liegen. Diese Summe umfasst die Übernachtung sowie die Busfahrt, wobei sie jedoch betont, dass an zahlreichen Programmpunkten der Jugendherbergen aus finanziellen Gründen gespart werden muss.
Im Süden Brandenburgs ist die Lage hingegen weniger angespannt. Die Tourismusverbände berichten, dass sie bislang keine negativen Effekte durch die Haushaltssperre wahrgenommen haben. In Regionen wie der Lausitz finden Schulklassen aus anderen Bundesländern deutlich stärkere Beachtung, was darauf hindeutet, dass Berliner Klassen dort nicht die gleiche Rolle spielen wie in den ehemaligen Hauptstädten der Mark.
Wenn die Haushaltssperre im November aufgehoben wird, könnten die Lehrer wieder ihre Fahrtkosten abrechnen, was die Situation für alle Beteiligten stark verbessern würde. Dennoch bleibt abzuwarten, wie nachhaltig die finanziellen Einschnitte und die Unsicherheiten für die kommenden Jahre auswirken werden. Branchenvertreter drücken die Hoffnung aus, dass frühzeitig eine Lösung gefunden wird, und dass Berliner Klassenfahrten bald wieder zur Normalität zurückkehren können, um die wertvollen Erlebnisse für die Schüler zu gewährleisten. Mehr Details zu diesen Entwicklungen finden sich in einem aktuellen Bericht auf www.rbb24.de.