In Berlin bleibt die Gewalt gegen Rettungskräfte ein drängendes Problem, wie aktuelle Statistiken der Innenverwaltung zeigen. Seit Jahresbeginn sind bis Ende August 513 Übergriffe dokumentiert worden, die meisten davon gegen Pflegepersonal. Der SPD-Abgeordnete Jan Lehmann, der die Zahlen angefragt hatte, warnt, dass die Situation keinesfalls toleriert werden darf.
Die Aufschlüsselung der Vorfälle ist alarmierend: Von den 513 Übergriffen richteten sich 315 gegen Pflegekräfte, während Feuerwehrleute in 104 Fällen und Mitarbeiter anderer Rettungsdienste in 94 Fällen betroffen waren. Über 50 Prozent dieser Vorfälle betrafen Körperverletzungen, die zweitgrößte Gruppe waren Bedrohungen. Trotz eines leichten Rückgangs im Vergleich zum Vorjahr bleibt die Zahl der Übergriffe auf einem besorgniserregend hohen Niveau.
Krise im Gesundheitswesen
Die Gewalt gegen Rettungskräfte ist nicht nur ein Problem von Einzelfällen, sondern wird zunehmend zur Regel. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 808 Übergriffe registriert, was einem Anstieg von fast 20 Prozent gegenüber 2022 entspricht. Dies zeigt, dass die Herausforderungen für das Gesundheitspersonal in Berlin alles andere als gelöst sind. Der Durchschnitt der Übergriffe pro Monat liegt in diesem Jahr zwar unter den Zahlen des Vorjahres, dennoch ist die Besorgnis groß.
Jan Lehmann von der SPD fordert nun ein schnelles Handeln seitens der Politik. Er betont die Notwendigkeit einer berlinweiten Präventionsstrategie und eines Sicherheitsleitfadens für Krankenhäuser und Rettungskräfte. "Es kann nicht sein, dass die Menschen, die in kritischen Situationen Leben retten, Gewalt ausgesetzt sind", erklärt er. Die Forderungen nach mehr Schutzmaßnahmen sind unüberhörbar und stehen im Einklang mit Berichten von Polizeipräsidentin Barbara Slowik, die darauf hinweist, dass die Angriffe nicht auf spezielle Anlässe wie Silvester beschränkt sind, sondern ein ganzjähriges Phänomen darstellen.
Eine weitere erschreckende Statistik zeigt, dass die Berliner Polizei in den letzten fünf Jahren vermehrt zu Einsätzen vor Kliniken gerufen wurde. Laut Innensenatorin Iris Spranger stieg die Zahl der Einsätze um 40 Prozent. Diese Entwicklung belegt die steigenden Spannungen zwischen Rettungskräften und der Öffentlichkeit und wirft Fragen über die Sicherheit im Gesundheitswesen auf.
Die Situation betrifft jedoch nicht nur das Gesundheitswesen. Gewalt ist ein weit verbreitetes Problem, das sich auch auf andere Berufe ausweitet. Lehrer, Polizisten sowie zahlreiche Mitarbeiter in Verkehrsbetrieben und Ordnungsämtern sind ebenfalls zunehmenden Angriffen ausgesetzt. Die Berliner Innensenatorin fordert, dass das Problem ganzheitlich angegangen wird, anstatt es nur auf eine Berufsgruppe zu beschränken.
Die Unterschiede in den Kliniken sind signifikant; nicht alle Einrichtungen sind gleich betroffen. "Einige Kliniken erleben eine Flut von Vorfällen, während andere kaum Probleme haben", so Slowik. Aufgrund dieser unterschiedlichen betroffenen Kliniken müssen Lösungen und Präventionsstrategien individuell angepasst werden.
Die Berliner Öffentlichkeit wird aufgefordert, die Problematik ernst zu nehmen und die Arbeit der Rettungskräfte zu schätzen. Gewalt gegen diese Berufsgruppen kann nicht akzeptiert werden, und die Politik ist gefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um die Gefahren für die Rettungsdienste zu reduzieren. Diese Entwicklungen zeigen, dass es an der Zeit ist, das Bewusstsein für die Herausforderungen, denen sich Rettungskräfte tagtäglich gegenübersehen, zu schärfen. Wie die Berichterstattung von www.rbb24.de zeigt, ist der Handlungsbedarf offensichtlich.
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