In Berlin fand am Donnerstagnachmittag eine bedeutende Demonstration mit dem Motto «Nie wieder Krieg» statt, die zahlreiche Menschen anzog. Unter den Teilnehmern waren Friedenstauben, Regenbogenfahnen sowie die roten Fahnen der Linken und der DKP zu sehen. Auch palästinensische Flaggen wurden geschwenkt, während Sprechchöre wie «Free Palestine» in der Luft lagen. Die Veranstalter berichten von «weit über 40.000» Teilnehmern, während die Polizei eine «untere fünfstellige Zahl» angibt. Die Atmosphäre erinnerte stark an die Friedensbewegungen der 1980er Jahre in Westdeutschland.
Gesine Lötzsch, eine prominente Politikerin der Linken, ermunterte von der Bühne im Tiergarten, dass die Friedensbewegung wieder lebendig sei. Mitorganisator Reiner Braun äußerte die Hoffnung, dass diese Demonstration den Anstoß für eine neue große Bewegung geben könnte, die das Land friedfertiger gestalten werde. Er erinnerte an seine langjährige Protesthistorie gegen militärische Interventionen und betonte, dass die aktuellen Entwicklungen ebenfalls Ansätze für eine Rückkehr zur Diplomatie bieten könnten.
Friedensikone Wagenknecht im Fokus
Sahra Wagenknecht, Gründerin der Partei Die Linke, zog mit ihrer Rede die meiste Aufmerksamkeit auf sich und erhielt den größten Applaus. Sie sprach sich klar für Frieden und Diplomatie anstelle von Waffenlieferungen sowohl in der Ukraine als auch im Nahen Osten aus. Dabei kritisierte sie scharf die deutsche Koalitionsregierung, die aus ihrer Sicht blind den Anweisungen Washingtons folge. «Wir müssen diese verdammten Raketen verhindern», forderte sie eindringlich und sprach sich gegen die geplanten Stationierungen von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland ab 2026 aus.
Diese Raketendebatte spitzt sich zu, nachdem Bundeskanzler Olaf Scholz in Washington announced hat, dass Deutschland diese Waffen zur „Abschreckung“ benötigt, um der vermeintlichen Bedrohung durch Russland zu begegnen. Kritiker hingegen wiesen darauf hin, dass solche Schritte Deutschland zum Angriffsziel und zu einem neuen Wettrüsten führen könnten.
Gespaltene Meinungen auf der Bühne
Ein stark umstrittener Redner des Tages war Ralf Stegner von der SPD. Als er das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine und die Notwendigkeit von Luftabwehr für ukrainische Städte ansprach, wurde er mit Pfiffen und Buhrufen empfangen. Die Menge sprach ihm das W of «Kriegstreiber» zu, was seine Position unter den Teilnehmern äußerst ungemütlich machte.
Die Spannungen innerhalb der SPD wurden ebenfalls spürbar, als Michael Roth, ein Außenpolitiker seiner Partei, Stegner kritisierte. Roth wies darauf hin, dass die Partei von der Argumentation Wagenknechts und der AfD «in eine Falle gelockt» worden sei und dass es wichtig sei, den Friedensbegriff nicht durch nationale oder populistische Ansätze zu untergraben.
Auf der Bühne blieb jedoch der Ton der Gefühlsbetontheit und der starken politischen Rhetorik ungebrochen. Themen wie der «Genozid» im Gazastreifen und die Unterstützung Palästinas dominierten die Reden. Eine Rednerin thematisierte sogar rechtliche Schritte, die Nicaragua gegen Deutschland wegen seiner politischen Unterstützung im Gazastreifen einleiten will.
Gegen Ende der Veranstaltung stimmte die Menge ein Lied an: «We shall overcome». Dies war ein klarer Bezug auf die alten Protesttraditionen, und die Demonstrierenden feierten damit ihre Hoffnung auf Frieden und internationale Solidarität.
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