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Frauen oben ohne: Ein Experiment im Berliner Freibad

In einem Experiment im Humboldthain Sommerbad in Berlin-Wedding am 16. August 2024 hat die Autorin Felicitas Breschendorf versucht, das Gefühl von Frauen beim oberkörperfreien Baden zu erforschen und begegnete dabei sowohl positiven als auch herausfordernden Erfahrungen, die die gesellschaftliche Akzeptanz und persönliche Sicherheit widerspiegeln.

In den letzten Jahren hat sich in deutschen Städten ein bemerkenswerter Wandel hinsichtlich der Badekultur vollzogen. An vielen Orten, darunter Berlin, Göttingen und Frankfurt, dürfen Frauen mittlerweile oberkörperfrei schwimmen. Jedoch, trotz dieser Regelungen, bleibt die tatsächliche Akzeptanz in der Gesellschaft und der Nutzung dieser Freiheit fraglich.

Regeländerungen im Freibad und deren Auswirkungen

In Berlin konnten sich Frauen bereits seit März 2023 auf ein neues Regelwerk freuen, das oberkörperfreies Schwimmen für alle Geschlechter offiziell erlaubt. Ursprünglich war eine Beschwerde einer Frau aus Berlin-Kaulsdorf aus dem Jahr 2022 ausschlaggebend für diese Änderung. Die damalige 33-Jährige wurde im Hallenbad aufgefordert, ihre Brüste zu bedecken und in der Folge des Hauses verwiesen. Ihr Engagement führte zur Anpassung der Hausordnung in den Berliner Bädern.

Die tatsächliche Nutzung bleibt zurück

Ein interessantes Ergebnis der neuen Regelungen ist die geringe Nutzung des Oberkörperfrei-Badeangebotes durch Frauen. Laut Martina van der Wehr von den Berliner Bäderbetrieben halten sich die meisten Frauen an traditionelle Badebekleidung. Selbst nach der Einführung der neuen Richtlinien hat sich das Badverhalten nicht erheblich verändert; viele ziehen nach wie vor Bikinis oder Badeanzüge vor.

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Ängste und gesellschaftliche Barrieren

Trotz der offiziellen Erlaubnis zeigt eine Umfrage, dass 71 Prozent der Männer und nur 45 Prozent der Frauen ein geschlechterübergreifendes „Oben ohne“-Schwimmen befürworten. Die Hauptsorge der Frauen ist das Risiko sexueller Belästigungen. Diese gesellschaftliche Angst beeinflusst die Entscheidung vieler, sich nicht oberkörperfrei zu zeigen. Die vorherrschende Unsicherheit zeigt, dass die gesellschaftlichen Normen und die Erziehung in Bezug auf Körperlichkeit tief verankert sind.

Ein persönliches Experiment

Eine Autorin hat den Versuch gewagt, selbst einige Stunden im Freibad oberkörperfrei zu verbringen. Sie beschreibt, dass trotz des warmen Wetters und der erlaubten Praxis, die Blicke anderer Badegäste eine ungewohnte Angst und Unbehagen bei ihr auslösten. Nachdem sie einige Zeit unter einem Baum in sicherer Entfernung gelegen hatte, kam sie zu dem Schluss, dass die Hauptsorge nicht die Gesetzgebung, sondern die gesellschaftliche Reaktion ist.

Ein neuer Trend oder nur eine Ausnahme?

Um die neu gewonnene Freiheit nutzen zu können, sind viele Frauen gezwungen, sich in einem Spannungsfeld zwischen persönlichem Wohlbefinden und gesellschaftlicher Norm zurechtzufinden. Auch wenn in Städten wie Hamburg oder München das Schwimmen ohne Oberteile legal ist, bleibt das tatsächliche Angebot kaum genutzt. Die Einstellung und Wahrnehmung der Körperlichkeit, insbesondere bei Frauen, scheint noch immer von Tabus geprägt zu sein.

Fazit: Ein langer Weg zu mehr Akzeptanz

Obwohl es Fortschritte in der Badekultur gibt, zeigt der Blick auf die aktuelle Realität, dass Gesetze allein nicht ausreichen, um tief verwurzelte soziale Ängste zu überwinden. Es bedarf einer kontinuierlichen Diskussion über Körperlichkeit, gesellschaftliche Erwartungen und persönliche Freiheit, um einen echten Wandel zu bewirken. Das oberkörperfreie Baden wird weiterhin ein heiß diskutiertes Thema bleiben, das weit über die Freibadgrenzen hinausreicht.

– NAG

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