In Berlin hat sich ein zehnjähriger, ungeimpfter Schüler mit Diphtherie infiziert, einer Krankheit, die in der Vergangenheit als „Würgeengel der Kinder“ bekannt war. Diese gefährliche Infektionskrankheit galt lange Zeit als nahezu ausgerottet, teils aufgrund der erfolgreichen Impfkampagnen. Jetzt ist der Junge in einem ernsthaften Zustand und erhält invasiv Beatmung in einer Berliner Klinik, nachdem er zuvor wegen einer akuten Entzündung der Rachenmandeln in ein Krankenhaus in Brandenburg eingeliefert wurde.
Laut Schulleiter Merten Bangemann-Johnson von der Waldorfschule Havelhöhe gibt es keine weiteren bestätigten Fälle an seiner Schule, jedoch wurde das betreffende Kind in der letzten Septemberwoche behandelt. Die Krankenhausaufenthalte begannen mit dem Verdacht auf respiratorische Diphtherie, der durch Laboruntersuchungen festgestellt wurde. Die Charité, wo der Junge aktuell behandelt wird, wollte keine weiteren Informationen aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht weitergeben, bestätigte jedoch die Behandlung.
Mitschüler haben unterrichtsfrei
Zur Sicherheit wurden die anderen Kinder aus der Klasse des erkrankten Jungen vom Unterricht befreit, während die Eltern aufgefordert wurden, ihre Kinder untersuchen zu lassen. Das Gesundheitsamt hat bereits festgestellt, dass keine Infektionsgefahr mehr besteht, dank der hohen Impfquote unter den Schülern. Es bleibt jedoch unklar, wie sich das Gesundheitsbild des Jungen entwickelt hat, und ob ihn die schwere Erkrankung nachhaltig beeinträchtigen wird.
Eine besorgniserregende Entwicklung ist eine weitere Diphtherie-Infektion, die im Havelland gemeldet wurde. Dabei handelt es sich um eine Person, die im Umfeld des erkrankten Jungen lebt. Im Gegensatz zu ihm ist diese Person geimpft, was aufzeigt, dass die Impfung in solchen Fällen entscheidend sein kann. Die Eltern sind besorgt über die Ausbreitung der Krankheit, und die Diskussionen um Impfungen flammen angesichts der jüngsten Ereignisse erneut auf.
Die historische Bedeutung der Diphtherie
Diphtherie ist nicht nur gesundheitlich, sondern auch historisch von Bedeutung. In Deutschland forderte die Krankheit Ende des 19. Jahrhunderts mehr als 50.000 Leben, hauptsächlich bei Kindern. Diese hohen Todeszahlen waren ein Wendepunkt, der zur Einführung der Impfung im Jahr 1913 führte. Dank dieser Präventionsmaßnahme ist die Zahl der Infektionen drastisch gesunken. Über einen Zeitraum von 20 Jahren wurde Diphtherie letztlich nahezu ausgerottet.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Diphtherieimpfung zu den Standardimpfungen gehört, die von der Ständigen Impfkommission (Stiko) für Säuglinge und Kinder empfohlen werden. Alle zehn Jahre wird eine Auffrischungsimpfung für Erwachsene empfohlen. Angesichts der aktuellen Situation mit dem erkrankten Jungen wird erneut öffentlich über Impfungen diskutiert. Fachleute warnen, dass die durch die Corona-Pandemie entstandenen Impflücken gefährliche Folgen haben könnten, doch Kinderarzt Jakob Maske sieht in Berlin momentan keine größeren Rückgänge bei Impfungen.
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