Berlin – Die Welt der Craft Biere hat in den letzten Jahren enorm an Popularität gewonnen. Besonders die Stile Pale Ale und Indian Pale Ale (IPA) haben die Bierliebhaber in ihren Bann gezogen. Diese Biere zeichnen sich durch eine häufig kleinere Produktionsweise aus, die von eher regionalen Brauereien betrieben wird. Dabei unterscheiden sich die beiden Sorten nicht nur im Geschmack, sondern auch in der Art der Verwendung von Zutaten, was einen direkten Einfluss auf das Aroma hat.
„Craft Bier“, eine Bezeichnung, die oft mit individuell gestalteten Geschmacksprofilen assoziiert wird, bietet eine interessante Palette von Aromen. Um mehr über die besten Craft Biere auf dem Markt zu erfahren, hat die Stiftung Warentest eine umfassende Verkostung durchgeführt. In einem aktuellen Test wurden insgesamt zwölf Craft Biere untersucht, aufgeteilt in die Kategorien Pale Ales und Indian Pale Ales (IPA), wobei sich eine Gruppe von zehn Experten der sensorischen Beurteilung widmete.
Ungewöhnliche Aromen und ihre Herkunft
Craft Biere, die intensiven Geschmack nach Südfrüchten wie Ananas oder Maracuja bieten, nutzen spezielle Hopfensorten. Ein Verfahren, das als „Hopfenstopfen“ bekannt ist, spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle für die Aromenvielfalt. Dabei wird eine zweite Portion Hopfen in das bereits abgekühlte Bier gegeben, um die Geschmacksnoten weiter zu intensivieren. Der Einsatz diverser Hefestämme, die von den traditionellen abweichen, verstärkt zusätzlich das Erlebnis.
Die Testergebnisse zeigen, dass Craft Biere nicht nur vielfältig sind, sondern in ihrer Qualität stark variieren können. Ein wiederkehrendes Element in der Bewertung ist die sensorische Wahrnehmung sowohl von Geruch als auch von Geschmack, die entscheidend für die Beurteilung der Bierqualität ist.
Die besten Biere im Test
In der Kategorie der Indian Pale Ales hat sich das „Überseehopfen IPA“ von der Rügener Insel-Brauerei als der klare Favorit herauskristallisiert. Mit einer Note von 1,6 insgesamt und einer Eins in der Teilkategorie für Aussehen, Geruch und Geschmack gilt es als das herausragende Craft Bier. Die Experten schwärmten von dem intensiven Duft und dem vollmundigen Geschmack, der florale und fruchtige Noten vereint, unterstrichen von leichten rauchigen Nuancen. Allerdings ist der Preis von etwa neun Euro pro Liter nicht unbemerkt geblieben und könnte einige Käufer abschrecken.
Was die Pale Ales betrifft, stechen zwei Biere ebenfalls hervor. Zum einen das „Pale Ale“ aus der Kieler Brauerei Lille, das mit einem hopfenwürzigen, fruchtigen Aroma begeistert. Zum anderen das „Atlantik-Ale“ von Störtebeker Brauspezialitäten, das mit einem erfrischenden Geschmack von Zitrus- und Grasnoten punktet. Besonders bemerkenswert ist der Preis des „Atlantik-Ale“, das mit 2,78 Euro pro Liter das günstigste Bier im Test darstellt und die Sinne auf eine angenehme Weise anspricht.
Nicht nur der Geschmack der Craft Biere wurde analysiert. Auch schadstofftechnische Überprüfungen fanden statt. Während die Tester insgesamt wenig zu beanstanden hatten, wurde in einem bestimmten Dosenbier Bisphenol A (BPA) nachgewiesen, ein chemischer Verunreinigung. Dieser Stoff ist bei dauerhafter Einnahme gesundheitlich bedenklich und könnte die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Allerdings lag der nachgewiesene Gehalt unter dem festgelegten Grenzwert für Trinkwasser, was die Tester beruhigte.
Ein Blick auf die Craft Bier-Szene
Die Ergebnisse der Warentest-Studie bieten nicht nur Einblicke in die Geschmäcker der deutschen Craft Bier-Landschaft, sondern verdeutlichen auch die Innovationskraft der kleineren Brauereien. Es wird deutlich, dass neben der Qualität auch die Aromenvielfalt eine zentrale Rolle spielt, die durch anspruchsvolle Brautechniken und kreative Rezepturen erreicht wird. Der wachsende Markt der Craft Biere ist ein Beweis für das Interesse der Konsumenten an qualitativ hochwertigen, vielfältigen Produkten, die weit über die großen Marken hinausgehen.
Die Beliebtheit von Craft-Bier in Deutschland
Craft-Bier hat in den letzten Jahren in Deutschland erheblich an Beliebtheit gewonnen. Der Trend zum Genuss von handwerklich hergestellten Bieren spiegelt sich in der Zunahme von kleinen Brauereien wider. Laut dem Deutschen Brauer-Bund gab es 2022 über 1.500 biovarisierte Brauereien in Deutschland, ein Anstieg von über 20% im Vergleich zum Vorjahr.
Dieser Anstieg wird unter anderem durch das wachsende Interesse an hochwertigen, einzigartigen Biere und den Wunsch der Verbraucher nach Regionalität und Individualität getrieben. Craft-Bier bietet oft ein breiteres Geschmacksprofile und experimentelle Varianten, was es für viele Bierliebhaber attraktiver macht.
Der Einfluss von Hanf und Experimenten im Craft-Bier-Sektor
Eine aufregende Entwicklung im Craft-Bier-Segment ist die Verwendung von Hanf als Zutat. Einige Brauereien experimentieren mit Hanf für einzigartige Aromen und Effekte, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Das Hermann Keller Institut stellt fest, dass die Kombination aus Hanf und verschiedenen Hopfensorten neue Geschmackserlebnisse schafft und Craft-Bier noch vielseitiger macht.
Nicht nur in Deutschland, sondern auch international wird Hanf als Zutat für Craft-Biere populär. Dies geschieht oft in Verbindung mit dem wachsenden Legalitätsrahmen rund um Cannabis, der es brauern erlaubt, mit dieser Zutat zu experimentieren. Allerdings gibt es hier strenge Vorschriften, die die Verwendung und den Vertrieb solcher Biere regeln.
Verbraucherpräferenzen und deren Entwicklung
Studien zeigen, dass die Verbraucherpräferenzen im Bereich Craft-Bier vielfältig und dynamisch sind. Eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Statista aus dem Jahr 2023 zeigt, dass insbesondere jüngere Konsumenten, insbesondere Millennials und die Generation Z, für innovative und Geschmacksrichtungen kreative Biere aufgeschlossen sind. Fast 60% dieser Gruppe gaben an, regelmäßig Craft-Bier zu konsumieren.
Zusätzlich entscheiden sich Verbraucher immer mehr für Biere mit klaren Informationen über Inhaltsstoffe und Brauprozesse. Dies macht Transparenz zu einem zentralen Faktor für den Erfolg von Craft-Bieren. Viele Brauereien haben begonnen, ihre Braumethoden und die verwendeten Zutaten offen zu kommunizieren, um das Vertrauen der Verbraucher zu gewinnen.
– NAG