In Oberhavel brodelt es bei den Landwirten: Die Unzufriedenheit mit der aktuellen Landwirtschaftspolitik wächst und treibt die Landwirte erneut auf die Barrikaden. Für den Herbst sind mehrere Protestaktionen geplant, die möglicherweise durch den Kreisbauernverband unterstützt werden. Ralph Wittwer, Geschäftsführer des Verbandes, äußerte sich auf eine Anfrage der MAZ und wies darauf hin, dass eine offizielle Entscheidung über die Teilnahme des Verbandes an den Demos noch ausstehe.
Im November soll eine Fahrt zum Brandenburger Tor in Berlin stattfinden, jedoch ist unklar, inwieweit Gruppen aus Barnim teilnehmen werden. „Wir haben viele Bedenken, dass sich die Aktion lohnen könnte“, so Wittwer. Grund für die Skepsis sei die große Zeit- und Kostenintensität solcher Aktionen. Ein Teil der Landwirte hat bereits Mahnungen wegen Verkehrsbehinderungen erhalten, die während früherer Protestaktionen ausgesprochen wurden. Zunehmend fragen sie sich, ob sich der Aufwand überhaupt lohnt.
Der Kampf gegen Bürokratie
Ein zentrales Anliegen sei der Abbau der Bürokratie, die die Landwirte als erdrückend empfinden. So wird beispielsweise die „Stoffstrombilanz“ als unnötig kritisiert. Damit müssen alle Nährstoffströme dokumentiert werden – ein Prozess, der laut Wittwer dreifach durchgeführt wird, ohne dass die Informationen letztendlich benötigt werden. „Das ist ein Bürokratiemonster und muss abgeschafft werden“, erklärt er, um den Landwirten das Leben zu erleichtern.
Trotz der Herausforderungen gibt es noch Hoffnung auf Veränderungen. Wittwer betont, dass Gespräche mit dem Landrat von Oberhavel, Alexander Tönnies (SPD), anstehen. Dieser zeige sich aufgeschlossen und hat ein Treffen für Anfang Dezember vorgeschlagen. „Wir nehmen die Einladung gerne an“, sagt der Geschäftsführer. Von diesem Austausch erhofft er sich konkrete Ergebnisse und Handlungsansätze für die Region.
Proteste mit Folgen
Rückblickend auf die vergangenen Protestaktionen wird deutlich, dass die Landwirtschaftsbewegung im Dezember und Januar einen Höhepunkt erreichte, als Tausende Landwirte in Brandenburg auf die Straßen gingen. Durch Blockaden wurde der Verkehr in mehreren Teilen des Landes spürbar beeinträchtigt. In Städten wie Eberswalde und Templin kam es zu massiven Fahrzeugansammlungen, welche lautstark ihre Unzufriedenheit mit der Bundesregierung zum Ausdruck brachten.
Die eindringlichen Proteste und die damit verbundenen Behinderungen animierten die Landwirte, dass ihre Stimmen gehört werden müssen. Dennoch steht die Frage im Raum, ob erneut derartige Maßnahmen ergriffen werden und ob sie die gewünschten Veränderungen in der Politik provozieren können. Wittwer fasst die allgemeine Stimmung gut zusammen: „Sinnlos herumzufahren ist doof, aber nichts zu machen, ist auch doof.”
Für weitere Informationen zu den Plänen der Landwirte und den anstehenden Gesprächen, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.maz-online.de.