In Würzburg wurde der „Kardinal-Faulhaber-Platz“ offiziell in „Theaterplatz“ umbenannt. Dieser Schritt wurde am Freitag von Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) in Anwesenheit zahlreicher Gäste bekannt gegeben. Die Namensänderung soll nicht nur den bewussten Umgang mit der regionalen Vergangenheit repräsentieren, sondern auch das Ergebnis eines intensiven demokratischen Prozesses im Stadtrat verdeutlichen. „Ich bin froh, dass wir nach längerem Diskurs im Stadtrat zu einer gemeinsamen Entscheidung gefunden haben“, bemerkte Schuchardt.
Die Entscheidung zur Umbenennung reflektiert die umstrittene Rolle von Kardinal Michael von Faulhaber (1869-1952) während der Zeit des Nationalsozialismus. Faulhaber, der aus Unterfranken stammt und in Würzburg seine theologische Ausbildung genoss, hatte bis zu seinem Tod herum 4.000 Seiten private Aufzeichnungen verfasst. Diese Aufzeichnungen, die von persönlicher Bedeutung bis hin zu Begegnungen während der Kaiserzeit reichen, sind bis heute Gegenstand von Diskussionen. Ein wissenschaftliches Projekt, das seit 2015 läuft, zielt darauf ab, seine Tagebücher in einer kritischen Online-Ausgabe der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Kulturelle Bedeutung des neuen Platznamens
Der neu gewählte Name für den Platz, Theaterplatz, wird vom Oberbürgermeister als „neutraler Begriff“ beschrieben, der gleichzeitig die kulturelle Bedeutung dieser Örtlichkeit würdigt. Insbesondere hebt er die erhebliche architektonische Präsenz des Mainfranken Theaters hervor, das direkt gegenüber dem neuen Platz steht. Schuchardt äußerte die Hoffnung, dass dieser Ort zu einem lebendigen Raum des Austausches und der Begegnung werden wird. In Verbindung mit der geplanten neuen Straßenbahnlinie und den Ergebnissen mehrerer städtebaulicher Workshops und Wettbewerbe führt die Stadt an, dass der Theaterplatz zu einer grünen Oase umgestaltet werden soll.
Im Kontext der Geschichte von Faulhaber wird auch sein Wachstum von einer herausragenden religiösen Figur zu einer umstrittenen Persönlichkeit deutlich, da viele seiner Aussagen und Handlungen während der dunklen Kapitel des 20. Jahrhunderts kritisch betrachtet werden. Selbst in der Eröffnung seines Amts als Bischof, wo er den Ersten Weltkrieg begrüßte, spiegelte sich eine Einstellung wider, die viele damals und auch heute in eine kritische Haltung zwängt.
Diese Umbenennung bedeutet eine sorgfältige Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und lässt den Platz in neuem Licht erstrahlen. Auch wenn die Aufzeichnungen von Faulhaber wertvolle Einblicke in eine bewegte Zeit bieten, stellt sich die Frage, inwieweit der Glanz seiner Erinnerungen den Schatten seiner politischen und religiösen Entscheidungen übertünchen kann. Dieser Prozess der Aufarbeitung ist für viele Bürger von hoher Bedeutung, da sie sich mit der Komplexität ihrer Geschichte auseinandersetzen und wie diese sich in heutige gesellschaftliche Werte übersetzen lässt.
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