In einer angespannten Sitzung des Gemeinderats von Seeshaupt sorgte ein geplantes Projekt für viel Gesprächsstoff. Helmut Hartl und Bernhard Pössinger vom Sachgebiet „Asylleistung und Integration“ des Landratsamts präsentierten ihre Pläne für eine neue Asylbewerberunterkunft an der Sankt-Heinricher-Straße. Die Unterkunft soll auf einem attraktiven Grundstück unweit des Starnberger Sees errichtet werden, das einen hohen Wert hat. Die Gemeinde zeigt sich jedoch alles andere als begeistert von diesen Vorhaben.
Rund 50 Interessierte fanden sich zu dieser Sitzung ein, was die Wichtigkeit des Themas unterstreicht. „Begeisterung sieht anders aus“, kommentierte Maximilian Amon, ein Gemeinderatsmitglied. Die Planungen sehen eine Mischunterkunft vor, wo bis zu 99 Asylbewerber, einschließlich Familien mit Kindern, wohnen sollen. Hartl wies darauf hin, dass dies als dezentraler Ansatz angedacht sei, um die Auswirkungen auf die Gemeinde zu minimieren. Dennoch hinterließen die Einsichten der Referenten viele Fragen.
Pläne für das Bauvorhaben
Bevor mit dem Bau begonnen werden kann, stehen umfangreiche Sanierungsarbeiten an, da das Grundstück eine frühere Mülldeponie war. Die ersten Arbeiten sind mit rund 1,7 Millionen Euro veranschlagt, wobei das Geld vom Freistaat Bayern kommt. Die geplante Unterkunft besteht aus mehreren Gebäuden, die in ökologischer Vollholzbauweise errichtet werden sollen. Eine Photovoltaikanlage und Wärmepumpentechnik sind ebenfalls vorgesehen, um den ökologischen Fußabdruck zu minimieren. Die Gemeinde könnte parallel Wohnungen für insgesamt 53 weitere Personen realisieren, die ortsüblich vermietet werden sollen. Laut Pössinger könnten die neuen Gebäude auch für andere Zwecke genutzt werden, sobald die Asylbewerber nicht mehr dort leben.
Die Vertreter des Landratsamts betonen, dass die Gemeinde an der Gestaltung und dem Bau beteiligt werden solle, jedoch deutlich machen, dass diese Entscheidung über ihren Köpfen getroffen wurde. Wenn Seeshaupt die Unterkunft nicht betreibe, übernehme möglicherweise die Regierung von Oberbayern die Verantwortung, ggf. mit Planspielen für eine noch größere Gemeinschaftsunterkunft.
Bedenken der Gemeinderatsmitglieder
Die Gemeinderatsmitglieder äußern ernsthafte Bedenken. Dorothee von Jungenfeld (CSU) verwies darauf, dass es sich um ein „Jumbo-Projekt“ handelt, das erhebliche Auswirkungen auf die Infrastruktur der Gemeinde haben könnte, insbesondere im Hinblick auf Schulen und Kindergärten. Maximilian Amon (PFB) befürchtet gar, dass nicht nur 99 Asylbewerber, sondern möglicherweise bis zu 152 Plätze belegt werden könnten. Dies sorgt unter den Ratsmitgliedern für Besorgnis.
Armin Mell (FDP) kritisierte die Lage des Grundstücks, das seiner Ansicht nach zu wertvoll ist, um es für die geplante Unterkunft zu verwenden. Die hohen Kosten und die langfristige Verpflichtung, geflüchtete Personen unterzubringen, wurden ebenfalls diskutiert. Reinhard Weber (SPD) äußerte die Befürchtung, dass die Belegung der Unterkunft für Jahrzehnte anhalten könnte und fragte sich, wer zusätzlich in die restlichen Wohnungen einziehen solle.
Bürgermeister Fritz Egold bestätigte, dass ein Bauantrag noch nicht vorliegt, daher können die Ratsmitglieder noch nicht über die Pläne abstimmen. Dies behindert die Möglichkeit, eine klare Position zu beziehen. Die Gemeinde ist jedoch bereits in Kontakt mit Rechtsanwälten, um alle Optionen zu prüfen, während die Bürger in einer kommenden Bürgerversammlung am 24. Oktober die Möglichkeit haben werden, Fragen zu stellen und Bedenken zu äußern.
Die Situation bleibt angespannt, während Gemeinde und Landratsamt versuchen, eine Lösung zu finden, die sowohl den Anforderungen des Freistaats als auch den Bedürfnissen der Gemeinde gerecht wird. Das volle Spektrum der Reaktionen auf die Neubaupläne wird sich in den kommenden Wochen noch weiter entfalten, und die Bürger warten gespannt auf weitere Informationen.
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