Auf der renommierten Frankfurter Buchmesse hat der italienische Autor Roberto Saviano, bekannt für sein aufrüttelndes Buch über die Mafia „Gomorrha“, das Thema Meinungsfreiheit in seinem Heimatland angesprochen. „Es fühlt sich fast wie eine Rache („Vendetta“) an, hier zu sein“, erklärte Saviano, der in der Vergangenheit aufgrund seiner schriftstellerischen Arbeiten wiederholt mit Drohungen konfrontiert war und unter Polizeischutz steht. Trotz seiner Abwesenheit von der offiziellen Delegation des Ehrengasts Italien, nahm er auf Einladung seines Verlags an der Messe teil.
Die Situation für Kritiker in Italien hat sich in den Augen des Autors stark verschlechtert. Saviano berichtete von anhaltenden persönlichen Angriffen durch rechte Medien und Politiker, wobei er speziell die Ministerpräsidentin Giorgia Meloni namens nannte. Sie habe ihn der Vorteilsnahme durch seine Bücher über die Mafia beschuldigt. „Wenn ein politisches Oberhaupt so etwas sagt, sind die Konsequenzen gravierend; es führt dazu, dass man von Festivales ausgeschlossen wird“, erklärte er. Diese Einschätzung verdeutlicht die wachsende Kluft zwischen Regierung und kritischen Stimmen in Italien.
Dissidenten in der Demokratie
Eine zentrale Aussage Savianos war die eigene Definition von Dissidenz. Laut ihm sei man ein Dissident, wenn die eigene politische Haltung zu schwerwiegenden Konsequenzen führt, wie beispielsweise Probleme für die Familie oder finanzielle Schwierigkeiten. In einem stabilen demokratischen System sollten solche Probleme nicht auftreten, jedoch beschreibt Saviano die aktuelle Lage in Italien als alarmierend. „Für einige von uns ist das bereits Realität“, fügte er hinzu und lenkte dadurch die Aufmerksamkeit auf die kritische Situation von politischen Gegnern im italienischen Kontext.
Saviano zog während der Buchmesse zahlreiche Besucher an und stand auf einem Panel von PEN Berlin, wo er das Thema „Schreiben in illiberalen Zeiten“ behandelte. Auch seine Auftritte auf Medienplattformen wie ZDF, ARD und der „Süddeutschen Zeitung“ generierten reges Interesse, was zeigt, dass seine Botschaften bei den Menschen ankommen. Diese Aufmerksamkeit unterstreicht die Wichtigkeit seines Schaffens und das Bedürfnis, die richtige Gesprächsführung über Pressefreiheit und persönliche Sicherheit zu fördern.
Streit um die italienische Delegation
Vor der Buchmesse brach ein offener Streit zwischen der italienischen Regierung und Autoren über die Zusammensetzung der offiziellen Delegation aus. Kritiker der Regierung warfen dieser vor, bewusst regierungskritische Stimmen, einschließlich Savianos, aus dem offiziellen Programm auszuschließen. Diese Kontroversen zeigen, wie angespannt das Verhältnis zwischen der Regierung und dem literarischen Establishment ist und wie sehr die Meinungsfreiheit in der heutigen Zeit unter Druck steht.
Saviano ist und bleibt eine Schlüsselfigur im Gespräch über das Schreiben unter drückenden Bedingungen und die besonderen Risiken, die damit verbunden sind. Trotz der Bedrohungen hat er nie seinen Platz als einer der führenden Stimmen der Opposition verloren und ermutigt viele, mutig für ihre Überzeugungen einzutreten. Diese Aspekte der Frankfurter Buchmesse unterstreichen einmal mehr die Relevanz, die Autorität und den Mut, in einer Landschaft zu kämpfen, die zunehmend von politischem Druck geprägt ist.
Wer mehr zu diesem Thema erfahren möchte, findet detaillierte Berichterstattung über die Ereignisse und deren Hintergründe auf www.onetz.de.