Am 16. Oktober hat die Grüne Kreistagsfraktion in Traunstein zu einem spannenden Fachgespräch geladen, um die Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zu erörtern. Hohe Wellen schlägt die Frage des Beitritts zum Münchner Verkehrsverbund (MVV). Fraktionssprecher Sepp Hohlweger eröffnet die Veranstaltung und fordert dazu auf, vorherrschende Meinungen durch fundiertes Wissen zu ersetzen. Das Augenmerk liegt darauf, den Bürgerinnen und Bürgern Alternativen aufzuzeigen und eine sachliche Diskussion anzustoßen.
Günter Menzl, Koordinator der MVV-Mitgliedslandkreise, stellte klar, dass der Landkreis Traunstein trotz eines möglichen MVV-Beitrags die Hoheit über die lokale Nahverkehrsplanung behalten würde. Entscheidungen über Taktungen und Betriebszeiten blieben in den Händen des Landkreises. Doch die Zukunft bringt Herausforderungen mit sich: Die umweltfreundliche Umstellung auf CO₂-neutrale Fahrzeuge, die dringend ansteht, könnte ohne entsprechende Förderung nahezu unmöglich werden. Der Freistaat Bayern springt ein und übernimmt ein Drittel der MVV-Kosten.
Kritik an der Verkehrspolitik
Simon Hüller, aktives Mitglied des Verkehrsausschusses, äußert deutliche Bedenken über die Verkehrspolitik des Landrats in Traunstein. Zunächst sollte eine Kooperation mit dem benachbarten Berchtesgadener Land erfolgen, um eine Verbindung nach Salzburg zu ermöglichen, doch diese Pläne werden durch einen Rückzieher seitens des Landrats gefährdet. Während Nachbarkreise bereits Gespräche mit großen Verkehrsverbünden führen, bleibt Traunstein aufgrund falscher Vorurteile in der Isolation stehen.
Andreas Datz von der RVO warnt vor den finanziellen Folgen der gescheiterten Zusammenarbeit. Linienstilllegungen könnten drohen, wenn keine Unterstützung fließt. Ein Anschluss an den MVV könnte eine klare Planbarkeit schaffen und die angestrebte Umstellung auf umweltfreundliche Busse bis 2030 ermöglichen.
Finanzierungsmodelle durch den Tourismus
Franz Bauer vom Chiemgau-Tourismusverband betont die Möglichkeit, den ÖPNV durch touristische Einnahmen zu unterstützen. Die Ausweitung der Chiemgau-Karte könnte bei vier Millionen Übernachtungen bedeutende Beträge zur Finanzierung aufbringen, was die Wettbewerbsfähigkeit der Region stärkt und den Tourismus nachhaltiger gestaltet.
In der Fragerunde wird ebenfalls präzisiert, dass der Landkreis Traunstein nicht für die Defizite der Münchner Verkehrsbetriebe verantwortlich ist. Menzl erklärt eindringlich, dass der Landkreis nur für seine eigenen Leistungen beim MVV bezahlt und nicht für etwaige Defizite anderer Verkehrsbetriebe aufkommen muss. Diese Klarstellung sorgt für Erleichterung unter den Anwesenden.
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