Am Weltaktionstag für blinde und sehbehinderte Menschen wird daran erinnert, wie wichtig die Schaffung eines barrierefreien öffentlichen Raums ist. Besonders stehen die sogenannten Bodenleitsysteme im Fokus, die blinden Personen helfen, sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden. Diese Systeme bestehen aus speziellen Steinen, die ertastet werden können und eine wichtige Orientierungshilfe darstellen.
In Traunstein wird derzeit an einem neuen Bodenleitsystem gearbeitet. Während schon einige Elemente wie Rillensteine und Aufmerksamkeitsflächen auf dem Maxplatz verlegt werden, fehlt es in anderen Gebieten noch an ausreichender Infrastruktur. Beispielsweise sind wichtigere Stellen wie die Eingänge zum Landgericht und Finanzamt noch nicht optimal angebunden. Der Weg vom Landratsamt zu diesen Einrichtungen ist aktuell nur bis zu einem bestimmten Punkt gut beschildert, da noch Straßenübergänge und weitere Baumaßnahmen ausstehen.
Aktueller Stand der Entwicklungen
Für die Vervollständigung des Leitwegs von der Bahnhofstraße zur Pinerolostraße gibt es noch keinen fixen Zeitrahmen. «Im Zuge der anstehenden Aufwertung der Bahnhofstraße planen wir, auch diesen Übergang abzuschließen», äußerte die Stadtverwaltung auf Nachfrage. Derzeit werden dort zudem Maßnahmen zur Neugestaltung des Gehwegs und der Radwege durchgeführt. Der Blindenleitweg endet allerdings abrupt vor dem Finanzamt, was bedeutet, dass die Nutzer an dieser Stelle keinen wirklichen Zugang haben.
Gespräche mit den Verantwortlichen des Landgerichts haben bereits stattgefunden. Werner Fertl, der Beauftragte für Senioren und Menschen mit Behinderung am Landratsamt, berichtet von einem positiven Austausch über die Notwendigkeit einer besseren Anbindung. Dennoch liege die endgültige Entscheidung über die Implementierung des Systems bei den höheren Instanzen. Ein Gespräch mit dem Finanzamt steht noch aus, jedoch wird erwartet, dass ähnliche Probleme wie im Justizbereich bestehen.
Eine wichtige Rolle nehmen hier bereits bestehende Vorschriften ein, etwa die DIN 18040-01, die spezielle Anforderungen an barrierefreies Bauen definiert. Fertl plädiert für einen umfassenden Überprüfungs- und Optimierungsprozess in Bayern, um sicherzustellen, dass alle öffentlichen Gebäude diesen Richtlinien entsprechen. «Ein Leitsystem erfordert nicht nur die Installation, sondern auch ständige Wartung und Pflege,» so Fertl weiter. Dabei sollten auch die Anliegen von Menschen mit Behinderungen stets gehört werden.
Bewusstsein für Barrieren schaffen
Die Aufklärungsarbeit über die Bedeutung von Bodenleitsystemen ist für Fertl ebenfalls von großer Bedeutung. Leider ist das Bewusstsein in Teilen der Bevölkerung noch nicht ausreichend entwickelt. Regelmäßig werden Blindenwege durch parkende Fahrzeuge blockiert oder es kommt zu unerlaubtem Abstellen von E-Scootern auf Gehwegen. Fertl bietet laufend Aufklärungsgespräche an, um auf die Funktionalität und den Zweck dieser Systeme aufmerksam zu machen.
Besonders heikel ist die Situation auf dem Platz vor dem Landratsamt, wo gelegentlich handwerkliche Fahrzeuge die Wege versperren. «Ich musste oft darauf hinweisen, dass solche Praktiken für Menschen mit Beeinträchtigungen problematisch sind», erklärte er.
Die Problematik zeigt sich nicht nur in baulichen Aspekten, sondern umfasst auch eine mentale Hürde. Fertl fordert mehr Sensibilität und Verantwortung im Umgang mit den Gegebenheiten im öffentlichen Raum. Für Informationen über Barrierefreiheit, die übergeordnete Themen wie den Zugang zu Informationen und Medien beinhaltet, verweist er auf die Webseite von Aktion Mensch, die ausführliche kostenlose Informationen bereitstellt laut Informationen von www.traunsteiner-tagblatt.de.
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